Glück oder mach mehr von dem, was dich glücklich macht! …Gerne doch! Aber wie soll das gelingen…?

… aus der wöchentlichen Business-Kolumne von Ulrich B Wagner mit dem Titel „Me, myself and I – eine Reise in sich hinein und über sich hinaus„.


Heute: Glück oder mach mehr von dem, was dich glücklich macht!
Gerne doch! Aber wie soll das gelingen…?

Man will nicht nur glücklich sein, sondern glücklicher als all die anderen. Und das ist deshalb so schwer, weil wir die anderen für glücklicher halten, als sie sind.
Charles Louis de Montesquieu

Glücklich ist nicht, wer anderen so vorkommt, sondern wer sich selbst dafür hält.
Seneca

Es ist schwer, das Glück in uns zu finden, und es ist ganz unmöglich, es anderswo zu finden.
Nicolas Chamfort

Vor einigen Tagen fand ich irgendwo in den unendlichen Weiten des Internet ein sehr interessantes Foto einer Backsteinwand mit dem Satz „Do more of what you makes happy“. Ich fand es nicht nur sehr schön anzusehen, sondern der Satz sollte mich die nächste Zeit immer wieder und wieder verfolgen. Meine Gedanken pendelten, kreiselten, verfingen sich in ihm, um mich nach einiger Zeit ein wenig ratlos aus der Wäsche blicken zu lassen.

Mach mehr von dem was dich glücklich macht. Na dann mal los, dachte ich mir so frohen Mutes, um im nächsten Moment in Anerkennung und Erinnerung an das bekannte Zitat der deutschen Politikerin Birgit Breuel „Wenn man in die falsche Richtung läuft, hat es keinen Zweck, das Tempo zu erhöhen“, erneut ins Grübeln zu verfallen. Überall mehr oder minder glückliche Menschen oder mehr oder weniger zwanghafte Glücksuchende, die mittlerweile eine ganze Glücksindustrie in der westlichen Welt erschaffen haben: Über 2000 Glücksratgeber im deutschen Buchhandel, Regalwände voller vermeintlicher Tipps und Tricks, Seminare, Vorträge, Gurus, Teemischungen und was weiß ich nicht noch alles.

Fast erscheint es ja, dass es ein wahres Glücksdiktat in unserer westlichen Welt zu geben scheint, eine Pflicht und einen kollektiven Zwang, doch bitte, zumindest vermeintlich, glücklich zu sein oder happy, wie es im Neudeutschen ja jetzt heißt.

Vor einigen Tagen hat dann zu allem Überdruss auch noch die DEUTSCHE POST den aktuellen „Glücksatlas 2012“ veröffentlicht, in dem man sich nunmehr selbst verorten kann, und der auf das persönliche Glücksempfinden so entscheidende Antworten gibt wie: Wo wohnen die glücklichsten Deutschen, sind Frauen glücklicher als Männer, und wie wirkt sich die Finanzkrise auf das Alles aus. Des Weiteren findet man dann auch die folgende Feststellung, dass „wenn Sie Hamburger sind, berufstätig, verheiratet, über 50 und von sonnigem, vertrauensvollen Gemüt, wenn Sie in einer sicheren Wohngegend Zuhause sind und weder arm noch reich, dann wissen Sie im Grunde schon Bescheid: Die Chance, dass Sie ein zufriedener Mensch sind, ist überdurchschnittlich hoch. Wenigstens wenn man den Ergebnissen des „Glücksatlas 2012“ glaubt“ (siehe auch SPIEGEL ONLINE).

Angesichts dieser anstrengenden Aussichten, in Verbindung mit einem Wohnort bzw. einer Heimat im Rhein-Main-Gebiet und sonstigen soziodemografischen Macken, möchte man sich dann doch lieber gleich eine gute alte Flasche Rotwein entkorken, sich in der schweren Existenzphilosophie des dänischen Philosophen Sören Kirkegaards verlieren und dem Schwermut hingeben. Oder vielleicht auch nicht…..

Denn was Sören Kirkegaards deutlich machen wollte war gerade, dass Wahrheit nicht in Sätzen gelehrt werden kann, sondern eine Bewegung des Menschen in der Zeit ist. In diesen Zusammenhang gehören auch seine Kategorien „Augenblick“, „Wiederholung“ und „Sprung“. Und in diesen drei Worten (Kategorien) stecken für mich auch die wichtigsten Voraussetzungen dafür, sich glücklich zu fühlen.

Spring über Deinen Schatten. Höre auf Dich zu vergleichen. Nutze den Glücksatlas als Grillanzünder. Suche nicht irgendwo draußen nach dem, was dich glücklich macht, sondern schau in dich hinein. Man kann, und das mit Gewissheit, mit anderen Menschen sehr glücklich sein, gemeinsam und in Gesellschaft, doch das was einen wirklich glücklich macht, ist ein ganz persönliches, ja fast egoistisches Empfinden, weil es nur aus unserem Inneren entspringen kann. Hierzu gehört gewiss ein wenig Mut, aber auch die Bereitschaft, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen.

Nutze den Augenblick, oder wie Wilhelm Busch einmal in diesem Kontext so treffend formulierte: „Glück entsteht oft durch Aufmerksamkeit in kleinen Dingen, Unglück oft durch die Vernachlässigung der kleinen Dinge“.

Oder wie der amerikanische Wirtschaftsnobelpreisträger Daniel Kahneman in einem Interview mit dem Magazin “Wissen” der Süddeutschen Zeitung (Ausg. 12, 2006) es ausdrückte: “Wer sein Glück vergrößern möchte, sollte sich mehr Momente verschaffen, in denen er auf etwas Schönes konzentriert ist”, um wenig später den Ratschlag mit auf den Weg zu geben, sein Geld nicht für große Dinge (wie eine Villa oder ein teures Auto) auszugeben, sondern stattdessen lieber in den Urlaub zu fahren, Blumen zu schenken und Partys zu feiern.

Glück entsteht gewiss jedoch auch durch Wiederholung. Durch eine kontinuierliche Wiederholung des Anspruchs und der persönlichen Mahnung: Do more of what makes you happy… und der damit verbundenen Einsicht, dass glücklich sein nicht bedeutet, dass wir wie im Hamsterrad ständig dem vermeintlichen gesellschaftlichen beruflichen oder privaten Erfolgsmodellen hinterher hecheln. Glück hat mit Leistungsdruck nämlich rein gar nichts zu tun, die Fähigkeit, glücklich zu sein oder Glück zu empfinden mit Erfolg und Liebe dagegen viel. Denn Menschen, die glücklich sind, sind nicht nur leidenschaftlicher, sondern auch offener für den Augenblick und das macht sie auch erfolgreicher.

In diesem Sinne, wünsche ich uns Allen, dass wir von Zeit zu Zeit immer wieder auch das tun, was uns wirklich glücklich macht.

Ihr Ulrich B Wagner

Zum Autor:

Ulrich B. Wagner, Jahrgang 1967, studierte Psychologie, Soziologie und Rechtswissenschaften an der Johann Wolfgang von Goethe Universität in Frankfurt am Main.

Er ist geschäftsführender Gesellschafter des Instituts für Kommunikation, Coaching und Managementberatung (ikcm) mit Sitz in Bad Homburg und Frankfurt am Main und gleichzeitig Dozent an der european school of design für Kommunikationstheorie sowie Werbe- und Konsumentenpsychologie.

Ulrich Wagner arbeitet als Managementberater und systemischer Coach mit den Schwerpunkten Business- und Personal Coaching, Kommunikations- und Rhetoriktrainings, Personalentwicklung, Begleitung von Veränderungsprozessen und hält regelmäßig Vorträge und Seminare.

Zu erreichen: via Website www.ikcm.de, via Mail uwagner@ikcm.de, via Xing und Facebook (Ulrich B Wagner).

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