Goldman Sachs Manager rechnet mit seiner Bank ab, die Kunden nur abzocken würde

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Der nach zwölf Jahren scheidende Manager Greg Smith des Wall-Street-Primus Goldman Sachs hat mit seinem ehemaligen Arbeitgeber abgerechnet. In der „New York Times“ schrieb er unter der Überschrift „Warum ich Goldman Sachs verlasse“, dass die Bank, lediglich darauf ausgerichtet sei, die Kunden abzuzocken. „Um das Problem auf den Punkt zu bringen: Die Interessen der Kunden sind zweitrangig, so wie die Firma arbeitet und beim Geldverdienen tickt. (…) Es macht mich krank, wie kaltschnäuzig die Leute darüber reden, ihre Kunden abzuzocken.“ Auch an der Branche des Investmentbanking lässt er kein gutes Haar: „Ganz ehrlich gesagt, das Umfeld ist heutzutage so vergiftet und zerstörerisch wie ich es noch nie gesehen habe.“ Goldman-Chef Blankfein und Goldman-Präsident Gary Cohn hätten die Firmenkultur verrohen lassen und die falschen Leute befördert. Mit der Moral und Integrität gehe es seither bergab.

Das Image der Großbank ist bereits stark lädiert: Im Zuge der Finanzkrise 2008 gab es Betrugsvorwürfe gegen Goldman. Laut der US-Börsenaufsicht SEC habe die Bank Investoren beim Verkauf von Hypothekenpapieren hinters Licht geführt, um selbst riesige Gewinne einzufahren. In einem Vergleich musste Goldman dann 550 Millionen Dollar zahlen. Goldman-Chef Blankfein hatte die Krise kommentiert, er sei nur ein Banker, der Gottes Werk verrichte – und damit eine Lawine der Kritik ausgelöst. Das unverständliche Selbstverständnis der Elite-Banker wurde dann durch einen britischer Börsenmakler untermauert, der in einem Interview im September 2011 einen unverblümten Einblick in die Finanzwelt werfen ließ: Er kümmere sich nicht um Nachhaltigkeit, sein Ziel und das seiner Kollegen sei einzig und allein sehr viel Geld zu verdienen. Er würde auch von der nächsten Rezession träumen, denn damit lässt sich richtig viel Geld verdienen, wenn man vorbereitet ist. Und auch die Regierungen seien machtlos, denn nicht sie sondern Goldman Sachs würde die Welt regieren.

Ein Untersuchungsbericht des US-Senats vom Frühjahr 2011 hatte Goldman Sachs sogar zusammen mit der Bank Washington Mutual, den umstrittenen US-Ratingagenturen Moody’s und S&P, der US-Bankenaufsicht OTS sowie der Deutschen Bank als Hauptschuldige der bislang größten Finanz- und Wirtschaftskrise gebrandmarkt. Fazit des Senatsunterausschusses: „Die Krise war keine Naturkatastrophe, sondern das Resultat hochriskanter, komplexer Finanzprodukte, verdeckter Interessenskonflikte und des Versagens der Aufsichtsbehörden, der Rating-Agenturen und des Markts selbst.“

Ebenfalls für Aufsehen hatte eine Studie der Universität St. Gallen gesorgt, die wissenschaftlich dargelegte, was spätestens seit der Finanzkrise 2008 bereits vielfach vermutet worden war: Der typische Börsenmakler rangiere von seiner Fähigkeit her, ein zuverlässiges Mitglied der Gemeinschaft zu sein, sogar noch hinter Psychopathen: Den Händlern sei es vor allem darum gegangen, „mehr zu bekommen als ihr Gegenspieler. (…) Und sie brachten viel Energie auf, um diese zu schädigen.“ Weiter hieß es: Es sei in etwa so gewesen, als hätte der Nachbar das gleiche Auto, „und man geht mit dem Baseballschläger darauf los, um selbst besser dazustehen“.
(mb)

 

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