Haben Spitzensportler eine Vorbildfunktion für Manager?

1. ABSTRACT

Erfolg ist das Lebenselixier der Sportler … und Manager. Was können diese von den Sportlern lernen? Ab wann lässt sich von Erfolg sprechen? Was führt zum Erfolg. Lassen sich bestimmende Faktoren ausmachen und im Alltag anwenden?

Was können Manager von Spitzensportlern lernen? Z.B. Ziel- und Leistungsorientierung, Umgang mit Rückschlägen. Diese und weitere Merkmale eines Sportlers lassen sich auf die Wirtschaft übertragen. Im folgenden Artikel werden anhand von Beispielen aus der Sportlerwelt einige Erfolgsfaktoren zusammengetragen und deren Anwendung im Alltag skizziert.

Im letzen Winter hat die Biathletin Magdalena Neuner drei Medaillen in drei Rennen gewonnen. Ist dies ein Erfolg? Ja, ohne Zweifel. Waren alle drei Medaillen aus Gold? Nein. Beginnt der Erfolg nur da, wo jemand immer den ersten Platz belegt? Nicht ganz: Es kommt auf das Ziel an.

In der Einleitung wurde bereits angedeutet, wo Erfolg anfängt und endet: Erfolg ist abhängig vom angestrebten Ziel. Erfolg ist keine absolute Größe: Erst das tatsächliche Erreichen eines festgelegten Zieles macht den Erfolg aus. So beschreiben ihn Martens und Kuhl: „Der Begriff Erfolg bezeichnet das Erreichen selbst gesetzter Ziele“[1].

Hier fehlt allerdings noch eine Referenzgröße. Wenn jemand den Marathon in 4,5 Stunden läuft, mag dies für ihn und für den Freundeskreis ein Erfolg sein, weil er/sie den Marathon zu Ende gebracht hat. Für Leistungssportler wäre diese Zeit indiskutabel. D.h. Erfolg bedarf einer objektiven Messgröße, eines Referenzpunktes. Die Wahl der Referenzgröße kann sehr individuell sein und sie beschreibt gewissermaßen Eigenschaften einer Persönlichkeit: den Siegeswillen und die Leistungsorientierung.

Der Siegertyp setzt die Messlatte bewusst hoch. Er orientiert sich am Sieg: am Platz eins. Er will partout diesen Platz erringen.

Wer kein Siegertyp ist, orientiert sich meistens am letzten Platz, den er nicht haben will. Er ist zufrieden, sofern er nicht den letzten Platz belegt. Mehr will er nicht. Das reicht ihm. Das ist sein Erfolg. Reicht uns dieser Erfolg? Ganz klar nein!

Dieser Artikel spricht den erfolgreichen, den Siegertyp an, d.h. denjenigen, der den Platz eins haben will und zwar in möglichst kurzer Zeit!

 

2. EINFLUSSFAKTOREN DES ERFOLGES

Welche Faktoren begünstigen den Erfolg?

Damit beschäftigen sich zahlreiche Coaches. Allein in XING gibt es über 600 Berater, die sich dem Thema verschrieben haben. Jeder hat seine eigenen Methoden.

Ende 2009 entstand eine Studie über die Einflussfaktoren der Arbeitsproduktivität [2]. Mehrere der dort analysierten Faktoren lassen sich auf das Thema Erfolg übertragen.

Nachfolgend werden einige dieser Faktoren wie z.B. Siegeswillen, Pflichterfüllung, Locker bleiben näher beleuchtet.

„Sportler haben Ziele und verfolgen diese hartnäckig. Unternehmer und Manager können eine Menge von Sportlern lernen“.

Gute Unternehmer und Sportler haben klare Ziele und sie verfolgen diese konsequent. Andere Menschen haben vielleicht Ziele, aber sie sind nicht bereit, sich auf diese zu fokussieren.

Sei als erster Faktor der „Siegeswille“ erwähnt. Ohne Siegeswillen, ohne Siegesgewissheit kein Erfolg. Oder glauben Sie, dass ein Tennisspieler ein enges Match gewinnt, obwohl er eigentlich nicht gewinnen wollte? Was einen Sportler, einen Manager auszeichnet ist u.a. der Siegeswille. So sind Siegertypen: Sie wollen siegen und das motiviert sie. Und nur so gewinnen sie auch. Der Siegeswille gibt die Richtung vor. Er zieht den Siegertyp buchstäblich zum Erfolg hin. So können Sie eine Besprechung, ein Meeting angehen. Wenn Sie siegen wollen, dann wollen Sie den Auftrag vom Kunden zu Ihrem Preis haben; dann wollen Sie, dass der Mitarbeiter X nach China geht usw. Sie gehen siegesgewiss an die Themen heran. Sie sprühen Siegesgewissheit und der „Gegner“, d.h. der Gesprächspartner wird Ihren Vorschlag mit großer Wahrscheinlichkeit annehmen.

Vom „alten Preußen“ her ist die Pflichterfüllung her bekannt. Auch heute ist Pflichterfüllung notwendig. Erfinder betonen immer, dass neben dem Talent auch Fleiß notwendig ist. Sportler trainieren gnadenlos, bis Tränen fließen. Pflichterfüllung liefert die Basis für den Erfolg: „Conditio sine qua, non“. Sie ist eine notwendige, jedoch keine hinreichende Bedingung. Pflichterfüllung darf jedoch das „Locker bleiben“ [3] nicht blockieren.

„Der Mann, der klug und fleißig ist, eignet sich für hohe Stabsverwaltung; der Mann, der klug und faul ist, eignet sich für die wichtigsten Kommandos, er hat die Nerven, mit allen Situationen fertig zu werden“, Kurt von Hammerstein-Equord.

Beißen Sie sich nicht am Plan fest, bleiben Sie locker. Vor lauter Pflichterfüllung könnten Sie das Ziel aus den Augen verlieren, das „Drum-Herum“ nicht mehr sehen. Daher bleiben Sie locker. Behalten Sie den Überblick! Locker bleiben bedeutet auch Ziele anstreben, die Sie „locker“ erreichen können. Wenn Sie sich „übernehmen“, d.h. Ziele anstreben, die Sie nicht erreichen können, dann helfen all diese positiven Faktoren nicht mehr.

Sei hier ein Vergleich aus dem Automobilumfeld gestattet: Für jedes Auto gibt es eine maximale Kurvengeschwindigkeit. Mehr geht rein physikalisch nicht. Wenn das Auto diese Geschwindigkeit überschreitet, dann fliegt es aus der Kurve raus. Dies gilt auch für Ihre Ziele. Nehmen Sie sich anspruchsvolle Ziele, die von Ihnen Anspannung und Anstrengung verlangen. Bleiben Sie dabei locker. Das ist die Kunst: Anstrengung und „locker bleiben“ gehören zusammen! [4]

 

„Arbeit war für Albert Einstein selbstverständlich, aber nur wenn sie die Freiheit des Spielens zuließ“, Rolf Brückner [5]

Oben haben wurde das Thema Siegeswillen erwähnt. Dieser führt zwangsläufig zur Anstrengung d.h. zur Bereitschaft, sich zu verausgaben. Siegertypen sind in der Lage, fürs Ziel alles zu geben! Das ist ein klares Merkmal. Siegertypen können ihr Können im entscheidenden Moment abrufen. Z.B. bei den „Bigpoints“ im Tennis.

„Nobody is perfect“. Jeder hat Defizite, sogar große Defizite. Dies ist kein Problem, solange man diese kennt und meidet. Erfolgreiche Menschen haben große Defizite. Nur diese Menschen kennen diese Defizite genau und meiden diese konsequent. Zurzeit läuft im Kino ein Film über einen Stotterer, der das richtige Sprechen gelernt hat. Defizite abzubauen ist möglich. Ein Defizit in eine Fertigkeit umzuwandeln, dauert jedoch sehr lang. Defizite liegen vor, weil dafür keine Begabung in entsprechendem Umfang vorhanden ist. Erfolgreiche konzentrieren sich auf Ihre Begabung und meiden die Bereiche, wo sie Defizite haben.

“Liebe, Freundschaft, Solidarität – diese Faktoren sind nicht nur Garanten für privates Glück, sondern auch für wirtschaftlichen Erfolg“, Ed Diener [6]

Benchmarken ist einer der bekanntesten Anglizismen der letzten Jahrzehnte. Benchmarken wird auf Prozesse, auf Unternehmen angewendet. Warum nicht auf Menschen? Warum diese Angst, sich mit den Besten zu messen? Sportler tun es gnadenlos. Es gibt Rankings zuhauf. Führen Sie privat auch Ihr Ranking! Fragen Sie sich, warum dieser oder diese erfolgreicher war als Sie? Lernen Sie von anderen Menschen und zwar dauernd? Jeder Mensch hat großartige Eigenschaften. Von jedem Menschen können Sie einiges lernen. Messen Sie sich mit den Besten. Als Siegertyp orientieren Sie sich nach oben. Sie messen sich mit den Besseren.

Neulich war zu lesen, dass die Nr. 1 der Tennisweltrangliste den Griff am Schläger geändert hat. Warum? Sein Trainer hat den Aufschlag eines Mitbewerbers aufgezeichnet und festgestellt, dass dieser während der Ausholbewegung den Griff ändert. Dies führt zu einem besseren Aufschlag. Die Nr. 1 ist bereit, von einem anderen Tennisspieler zu lernen, der einen besseren Aufschlag hat. Phänomenal. Dies hilft zu verstehen, warum dieser Tennisspieler es zur Nr. 1 gebracht hat. Ständiges Benchmarken.

„Warum diese Angst, sich mit den Besten zu messen? Sportler tun es konsequent“.

Kreativität ist der Schlüssel zum Neuen, zum Erfolg. Vor wenigen Jahren machte ein Rekord die Runde: Ein Schweizer habe das Matterhorn in nur 1 Stunde 56 Minuten bestiegen und zwar im Winter, auf der Nordwand und Solo. Der Schlüssel zum Erfolg war eine gefrorene Wand. Erfolge entstehen durch neue Techniken, neue Methoden, neue Verfahren. Kreativität setzt den Mut voraus, Neues zu wagen.

Ohne ein Mindestmaß an Begabung lässt sich kein Erfolg erzielen. Wie finden Sie heraus, wo Ihre Begabung liegt? Begabung führt dazu, dass Sie sehr schnell bestimmte Fertigkeiten entwickeln. Mozart hat im zarten Alter von 5 Jahren Konzerte gegeben.

Was haben Sie schneller als andere gelernt? Was können Sie besser als Ihre Kollegen, Freunde, Geschwister? Nicht das, was man „gern“ tut, kann man gut, sondern das, was man „gut“ tut. Begabung führt zur Leichtigkeit des Tuns [3] und zu schnellen Erfolgen. Bei einem guten Unternehmenslenker merkt man nicht, dass er führt. Das Führen gehört ganz natürlich zu seinem Wesen.

 

Bei seinem Leisten bleiben“ fällt u. U. schwer. Erfolgreiche sind meistens nur in einem sehr engen Bereich erfolgreich. Der Erfolgreiche kennt seine Grenzen und weiß diese nicht zu überschreiten. Nur wenige Menschen sind in der Lage, auch außerhalb der eigenen Grenzen erfolgreich zu sein.

Finden Sie heraus und zwar schnell, in welchem Umfeld Ihre Fertigkeiten erfolgreich zum Einsatz kommen können. Manche herausragende Leistungen sind teilweise, allein aus dem Schicksal heraus entstanden: der Vater von Mozart war Musiker. Was wäre passiert, wenn Mozart nicht in Salzburg als Sohn eines Musikers sondern am Fuße der Dolomiten als Bauernsohn zur Welt gekommen wäre. Hätten wir überhaupt von ihm gehört?

„Ohne ein Mindestmaß an Begabung lässt sich kein Erfolg erzielen“

Wenn Sie aktiv nach Erfolgen suchen, dann suchen Sie bitte aktiv nach dem Umfeld, das zu Ihnen passt. Hier liegt der Schlüssel zum Erfolg.

Man könnte zusammenfassend folgende Gleichung aufstellen:
Erfolg = Begabung + Umfeld

 

3. MERKMALE DER ERFOLGREICHEN

Die nachfolgende Liste ist nicht priorisiert und auch nicht vollständig. Sie gibt jedoch einige der wichtigsten Merkmale einer erfolgreichen Persönlichkeit wieder.

1. Positives Denken: Positive Einstellung gegenüber Anderen und gegenüber Neuem.

2. Mut: Bereitschaft, berechenbare Risiken einzugehen.

3. Zielstrebigkeit: Konsequente Verfolgung gesteckter Ziele.

4. Siegeswillen: Drang, erfolgreich zu sein.

5. Teamfähigkeit: Bereitschaft, die Andersartigkeit anderer positiv anzunehmen.

6. Benchmarken: Bereitschaft, von anderen zu lernen.

7. Selbstmotivation: innerer Antrieb.

8. Begabung: Fertigkeit und Fähigkeiten vorhanden.

9. Werteorientierung: Grundsätze des Naturrechts werden verinnerlicht und praktiziert.

10. Emotionale Stabilität: Begrenzte Permeabilität für äußere Faktoren.

 

4. ZUSAMMENFASSUNG

Erfolg ist abhängig vom angestrebten Ziel. Erfolg ist keine absolute Größe: Erst das tatsächliche Erreichen eines festgelegten Zieles bedeutet Erfolg. Dazu ist jedoch eine Referenzgröße notwendig. Die Auswahl dieser Referenzgröße kann sehr individuell sein und sie beschreibt gewissermaßen eigene Eigenschaften der Persönlichkeit: Siegeswille und Leistungsorientierung. Es lassen sich Faktoren aufzählen, die den Erfolg erst ermöglichen: Siegeswillen, Pflichterfüllung, Locker bleiben, Selbstmotivation, Defizite erkennen, Benchmarken, nach Lösungen suchen, Arbeitsqualität, Priorisierung, Fokussierung, Kreativität, Flexibilität.

 

5. AUTOR:

Dr. Karl de Molina ist CEO & Founder von ThinkSimple. Er ist  Spezialist für Arbeitsproduktivität, Initiator und Mitentwickler des Testverfahrens TS-Index® sowie Coach, Trainer und Buchautor. 

Mehr zu sich und ThinkSimple finden Sie auf seiner Website.

 

6. LITERATUR

[1] Martens, J-U./Kuhl, J., „Die Kunst der Selbstmotivierung“, 3. Auflage, Stuttgart 2009, Seite 35

[2] de Molina, K. „Einflussfaktoren der Arbeitsproduktivität“, Kundenstudie, ThinkSimple, Dezember 2009 (Link: http://www.thinksimple.de/kundenstudien.31.0.html)

[3] de Molina, K. „Den beruflichen Alltag leichter bewältigen“, Beitrag Nr. 2, ThinkSimple, 2010
(Link: http://www.thinksimple.de/beitrag-nr-2)

[4] de Molina, K. „Der TS-Index®“, ThinkSimple, 2011
(Link: http://www.thinksimple.de/TS-Index

[5] Georg Popp „Die Großen des 20. Jahrhunderts“, Arena, 1979

[6] Ed Diener in Petra Thorbrietz, BMW Magazin 2010, Seite 68

 

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