Fachtagung zur Nachhaltigen Ernährung in Gießen:
Lebensmittelverschwendung zu vermeiden und die Wertschätzung von Lebensmitteln zu erhöhen, ist das Ziel einer gemeinsamen Initiative des Hessischen Verbraucherschutzministeriums und seiner Kooperationspartner. „Man muss sich das immer wieder klar machen: jeder von uns wirft pro Jahr 80 kg Lebensmittel in den Müll“, so Verbraucherschutzministerin Lucia Puttrich. „Mehr als die Hälfte des Lebensmittelabfalls, der in privaten Haushalten anfällt, ist vermeidbar“, so die Ministerin bei der Fachtagung „Appetit auf Zukunft – besser essen in Hessen“ mit der Justus-Liebig-Universität in Gießen.
Laut Statistik geben die Bundesbürger nur noch 11 Prozent ihres Einkommens für Nahrungsmittel aus. Die Wertschätzung von Lebensmitteln hat sich negativ entwickelt, mit der Folge, dass heute jeder Bundesbürger jährlich etwa 82 kg noch essbare Lebensmittel wegwirft. Das Hessische Verbraucherschutzministerium und seine Partnerorganisationen haben diese Entwicklungen zum Anlass genommen die Ernährungsinitiative „Appetit auf Zukunft – besser essen in Hessen“ ins Leben zu rufen. . „Ziel unserer Initiative ist es, Verbraucherinnen und Verbrauchern bewusst zu machen, dass gerade beim Einkauf von Lebensmitteln hinterfragt werden sollte. Wo und wie wurde erzeugt? Welche Transportwege sind angefallen? Auf welche Weise ist das Lebensmittel verarbeitet worden? Wie viele Lebensmittel werden zum Verzehr tatsächlich benötigt? Kriterien wie Regionalität, Saisonalität oder umweltfreundliche Verpackung müssen beim Einkauf von Lebensmitten zur Selbstverständlichkeit werden“, so Puttrich. Diese Bewusstseinsänderung herbeizuführen, sei die zentrale Herausforderung nicht nur heute, sondern auch in Zukunft. „Allen Akteuren ist bewusst, dass die notwendigen Verhaltensänderungen nicht kurzfristig erfolgen können, sondern über viele weitere Jahre als gemeinsame Aufgabe erhalten bleiben“, ergänzte die Ministerin.
„Wir wollen sicherstellen, dass die Beachtung von Nachhaltigkeitsaspekten im Bereich der Ernährung jetzt und auch in Zukunft als etwas ganz Selbstverständliches angesehen wird“, stellte Puttrich das Problem der Lebensmittelverschwendung in den Fokus ihrer Rede. Im März dieses Jahres wurde eine Studie der Universität Stuttgart vorgestellt, die ermittelt hat, dass insgesamt knapp 11 Millionen Tonnen Lebensmittel in Deutschland pro Jahr als Abfall entsorgt werden. Für über die Hälfte davon sind die privaten Haushalte verantwortlich. Dort landen fast sieben Millionen Tonnen im Müll. Pro Kopf sind das mehr als 80 Kilogramm – jedes Jahr. Privathaushalte werfen demnach ganz oder teilweise genießbares Essen im Wert von über 20 Milliarden Euro weg. Pro Bundesbürger sind das 235 Euro im Jahr, die die Verschwendung von Lebensmitteln kostet. Den größten Anteil an vermeidbaren Speiseabfällen machen dabei Obst und Gemüse aus, gefolgt von Backwaren.
Als Hauptgründe für die Verschwendung von Lebensmitteln bei privaten Verbrauchern wird in der Studie unter anderem die mangelnde Wertschätzung von Lebensmitteln angeführt. Das sei bedingt durch die ständige Verfügbarkeit und das im EU-Vergleich niedrige Preisniveau in Deutschland. Außerdem führten Fehlkäufe und Fehlplanung beim Einkauf, die falsche Aufbewahrung und der Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums dazu, dass Lebensmittel im Müll landen.
Puttrich nutzte die Veranstaltung, um einen der Pioniere der Nachhaltigkeitsdiskussion im Ernährungsbereich, Herr Prof. Dr. rer. nat. Claus Leitzmann mit der Goldenen Ehrenplakette des Hessischen Verbraucherschutzministeriums für besondere Verdienste im Bereich der Ernährung und des Verbraucherschutzes auszuzeichnen. „Prof. Leitzmann hat neben seinen wissenschaftlichen Beiträgen kaum eine Gelegenheit ausgelassen, der Bevölkerung die Ratio einer gesundheitsförderlichen Ernährung nahe zu bringen. Über 400 Beiträge, wissenschaftliche Publikationen, zahlreiche Vorträge sowie Bücher und Buchbeiträge sowohl für Experten, aber auch für Laien, legen Zeugnis ab von seinem rastlosen Bestreben, die Erkenntnis zu verbreiten, dass Gesundheit durch vollwertige Ernährung gefördert wird“, sagte Puttrich in ihrer Laudatio. Publikationen für Laien haben Auflagen von über 100.000 Exemplaren erreicht. Das von ihm mitverfasste Lehrbuch der Ernährungswissenschaft ist inzwischen in 4. Auflage erschienen. „Aufgrund seines enormen Engagements ist er einer der prominentesten deutschen Ernährungswissenschaftler“, so die Ministerin abschließend.
Hintergrund Kooperationspartner:
Das Verbraucherschutzministerium übernimmt eine koordinierende Rolle und hat verschiedene Partnerorganisationen aus dem Ernährungssektor sowie der Initiative „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE) als Mitmacher gewinnen können, unter anderem:
– Verbraucherzentrale Hessen e.V.
– Sektion Hessen Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.
– DHB-Netzwerk Haushalt, Landesverband Hessen
– Landesvereinigung für Milch und Milcherzeugnisse e.V.
– Naturschutz-Akademie Hessen
– ANU Landesverband Hessen e.V.
– Vernetzungsstelle Schulverpflegung Hessen
– Justus-Liebig-Universität Gießen