Internationaler GUESSS-Bericht: Deutschlands Studierende haben hohes Gründerpotential

Jeder dritte Studierende in Deutschland möchte nach seinem Studium in die Selbstständigkeit. Zu diesem Ergebnis kommt die internationale GUESSS-Befragung, die das Interesse von Studierenden an Firmengründungen auslotet. Rund 2,4 Prozent werden sogar schon während des Studiums als Gründer aktiv. Das Potential ließe sich stärker ausschöpfen – zum Beispiel durch ein verbessertes Gründerklima an deutschen Hochschulen, meinen die Autoren des GUESSS-Berichtes für Deutschland an der Universität Hohenheim. Bundesweit hatten über 12.000 Studierende an der Online-Befragung teilgenommen. Weltweit waren es über 90.000 in 26 Ländern. Die Universität Hohenheim veröffentlicht die Ergebnisse für Deutschland samt internationalem Vergleich am heutigen Donnerstag, 6. September unter http://www.guesssurvey.org/

Die stärksten Motive sind der Wunsch nach Selbstverwirklichung, finanzielle Interessen und der Wunsch nach Anerkennung, weiß Dr. Heiko Bergmann, der den Stiftungslehrstuhl für Unternehmensgründung und Unternehmertum der Universität Hohenheim vertritt.

„Fünf Jahre nach dem Studium wollen etwa ein Drittel der Studierenden in irgendeiner Form unternehmerisch aktiv sein. Der Wunsch nach einer selbständigen Erwerbstätigkeit ist also unter Studierenden in Deutschland enorm weit verbreitet“, so der Wissenschaftler.

GUESSS-Bericht:
Nur wenige bereiten Gründungen schon während des Studiums vor

Vergleichsweise gering sei dagegen die Zahl der Befragten, die die Selbstständigkeit schon während des Studiums vorbereiteten. Laut Online-Umfrage hätten sich rund 62 % der Studierenden in Deutschland noch nie oder nur flüchtig mit Gründungsabsichten beschäftigt. Weit mehr als der Durchschnittswert der Teilnehmerländer, den die Studie mit rund 55 % beziffert.

Relativ konkret hätten sich nur 11,7 % des deutschen Akademiker-Nachwuchses mit einer Gründungsidee beschäftigt oder gar den festen Entschluss zur Gründung gefasst (internationaler Vergleich: 15,8 %). Nur 1,8 % hätten bereits einen festen Zeitplan oder mit der Umsetzung begonnen – der internationale Studiendurchschnitt liegt mit 4,8 % fast doppelt so hoch.

Im Schnitt liegt dafür die Zahl der Studierenden, die bereits neben dem Studium ein eigenes Geschäft führen: 2,4 % sind es in Deutschland. Der internationale Studiendurchschnitt bringt es auf 2,5 %.

GUESSS-Bericht:
Potiential in Deutschland wächst – und sollte verstärkt erschlossen werden

Dabei besäße Deutschland durchaus das Potential die Zahl der Gründer schon in jüngeren Jahren zu steigern, meint Dr. Bergmann. Und es sei mehr als sinnvoll, das Potential auch verstärkt zu erschließen.

„Gründungen aus Hochschulen setzen neues Wissen in neue Produkte und Dienstleistungen um. Sie schaffen Arbeitsplätze und fördern Strukturwandel“, so die Begründung des Wissenschaftlers. Gleichzeitig sei die Zahl der Studierenden in den vergangenen Jahren stetig gewachsen: „Im Herbst 1990 hatten wir 1,7 Millionen Studierende. Heute sind es 2,2 Millionen“.

Außerdem sei der potentielle Gründernachwuchs nicht nur zahlenmäßig stark, sondern sehr breit aufgestellt: „Die Anzahl und die Fächerbreite ergeben zusammen ein besonders hohes Potential für unternehmerische Tätigkeit.“

GUESSS-Bericht:
Nur durchschnittliches Gründungsklima an Hochschulen

Die Gründe dafür lägen zum Teil auch an den Hochschulen, so der GUESSS-Bericht für Deutschland der Universität Hohenheim. „Die Studierenden bewerten das Gründungsklima an den Universitäten und Hochschulen gerade mal als durchschnittlich“, so Co-Autorin Beate Cesinger. Am besten schnitten noch die kleinen privaten Universitäten unter den Teilnehmern ab.

Auch das Serviceangebot sei verbesserungsfähig: „Entrepreneurship-Veranstaltungen von Hochschulen werden nur als mittelmäßig bis gut bewertet“, berichtet Mitarbeiter Felix Ostertag. In der Regel seien sich die Studierenden zwar sicher, dass ihre Hochschule ein allgemeines Lehr- und Unterstützungsangebot besäße. „Details dazu sind den meisten Befragten jedoch nicht bekannt.

GUESSS-Bericht:
Interesse an Geschäftsnachfolge vergleichsweise gering

Vergleichsweise gering seien laut Bericht auch die Ambitionen von Studierenden, das Geschäft von selbstständigen Eltern weiterzuführen. Auch hier fällt Deutschland unter den internationalen Vergleich zurück.

„Laut unserer Studie haben lediglich 2 % der Betroffenen Studierenden konkrete Schritte für eine Nachfolge definiert oder unternommen“, meint Dr. Bergmann. Der internationale Studiendurchschnitt bringe es auf 4 %.

GUESSS-Bericht:
Internationale Vergleiche müssen vorsichtig interpretiert werden

Allerdings müssten die internationalen Vergleiche mit besonderer Vorsicht interpretiert werden.

„Die Zahlen zeigen, dass das Interesse am Leben als eigener Chef gerade in Schwellenländern besonders hoch ist“, meint Dr. Bergmann. In wirtschaftlich hochentwickelten Ländern wie z.B. Japan, die Niederlanden und Finnland sei das Interesse wesentlich geringer. „Grund dafür ist sicher, dass es in solchen Ländern viel mehr Job-Alternativen gibt“.

Die USA als Land mit dem Ruf, besonders gründungsfreundlich zu sein, nahm an der Studie nicht teil. „Der Grund ist, dass es leider in diesem Jahr kein entsprechendes Forscherteam in den USA gab. Bei der nächsten Durchführung ist die USA aber in jedem Fall dabei.“

 

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