Interview (2) mit Michael Moesslang zu seinem neuen Präsentationsbuch

Michael Moesslang, PreSensation Institute, hat im Frühjahr diesen Jahres ein sehr spannendes Buch mit dem Titel „So würde Hitchcock präsentieren“ herausgebracht.

Im ersten Teil der Interviewreihe mit Herrn Moesslang ging es um die Inspiration zum „Hitchcock-Buch“ und interessante Informationen rund um (Management-)Präsentationen. Hier geht es zum Textbeitrag und zum Audio-Podcast von Teil 1.

Im zweiten Teil des Gesprächs geht es um die Hitchcock-Präsentationstechnik als Anleitung für gute und spannende Vorträge. Auch der 2. Teil wurde parallel aufgezeichnet und kann hier als Audio-Podcast angehört werden. (Den dritten Teil finden Sie hier.)

Willkommen zum zweiten Teil des Fachgesprächs mit dem 5-Sterne Redner, Performance-Coach und Buchautor Michael Moesslang. In dem ersten Teil haben Sie ein vernichtendes Bild über die Art der Präsentationstechnik und Vorträge in Deutschland gezeichnet. In vier Worten: zu 84 Prozent langweilig.

Sie haben nun in Anlehnung an Alfred Hitchcock eine Anleitung für spannende Präsentationen entwickelt, mit der man die Zuhörer an den Vortrag fesseln kann. Bitte fassen Sie für unsere Zuhörer kurz das Wesentliche Ihrer Hitchcock-Präsentationstechnik zusammen.

So schnell geht das nicht. Das Buch hat nicht zufällig 288 Seiten. Ein Aspekt im Buch ist natürlich eine Dramaturgie zu entwickeln, die nach der klassischen Methode zwei Wendepunkte, sog. Plot Points, hat und auf einen Höhepunkt zusteuert. So klassisch, wie es in einem Film passiert. Das kann man durchaus auf eine Präsentation übertragen. Ich mache das auch im Workshop mit den Teilnehmern. Es sieht am Anfang kompliziert aus, und wenn man daran arbeitet, funktioniert es recht gut. Sobald man diese etwas aufwendige aber lohnende Aufgabe erfüllt hat, geht es darum, die Details auszuarbeiten. Da gehören natürlich die Geschichten, die Argumente und die Folien dazu. Und schließlich geht es noch darum, all das mit lebendiger Stimme und Körpersprache vorzutragen, damit es über die Sprechweise noch spannend gemacht wird. Anders als im Film sind die meisten Präsentationen ja One-Man-Shows: der Präsentator ist gleichzeitig Drehbuchautor, Regisseur und Protagonist in einem. Das erfordert schon, dass er sich entsprechende Dinge erarbeitet.

Auf diesen Dreiklang aus Dramaturgie, Argumentationstechnik und Rhetorik möchte ich kurz eingehen. Sie bieten auch Workshops an. Wie lange benötigen Sie, um aus einem Durchschnitts-Redner einen Top-Präsentator zu machen?

Wie lange man dafür benötigt, hängt stark von der Basis ab, die man vorfindet. In den Workshops, die ich gerade angesprochen habe, geht es darum, dass wir die Präsentation erarbeiten. Das heißt, dabei geht es noch gar nicht darum, aus demjenigen einen Top-Redner zu machen. Sondern hier geht es wirklich darum, eine Dramaturgie zu entwickeln. Darüber hinaus habe ich auch Seminare, in denen es um die Vortragsweise geht. Es ist sehr wichtig, dass der jeweilige Redner und Präsentator daran auch sehr viel selbst arbeitet. Das Seminar kann immer nur ein gewisses Handwerkszeug in die Hand geben. Es kann gewisse Basissachen klären. Ich kann Feedback geben, ich kann aufzeigen, wie und wo am besten zu arbeiten ist. Und es gehört immer dazu, selbst dran zu bleiben, zu üben und umzusetzen.

Und Ihr Buch ist der ideale Einstieg. Dort wird alles Wesentliche erklärt, zu allen drei Bereichen, so dass sich der ungeübte Redner darauf einstellen kann, wo Handlungsbedarf ist, worauf er achten muss und was es umzusetzen muss. Ist dem so?

Richtig, das Buch geht vor allem natürlich auf den Bereich der Spannung ein. Es ist kein klassisches Basispräsentationsbuch, wo die üblichen Themen enthalten sind – von A bis Z. Das Thema Spannung steht im Mittelpunkt: Spannungsbogen, spannende Vortragsweise oder wie kann ich mit Folien spannend arbeiten usw.

Wie tief haben Sie sich für Ihr Buch und Ihre Präsentationstechnik in die Materie Film und in die Theorie über Spannungsbögen eingearbeitet?

Ja, schon einigermaßen. Ich würde mal nicht sagen, dass mich Hollywood gleich engagieren würde, um einen Blockbuster zu drehen. So tief bin ich natürlich nicht reingegangen. Aber was die Präsentationen angeht, kann ich mittlerweile schon sehr viel Hilfestellungen geben. Nicht nur im Buch, sondern auch in Seminaren und Workshops. Es gibt natürlich die unterschiedlichsten Aufgabenstellungen, manchmal ist es schon etwas schwieriger, auch dann für einen Leser sofort eine Lösung zu finden. Ich kann nur jedem empfehlen, dranzubleiben. Es geht. Ich habe vor zwei Tagen einen Workshop gehabt, indem wir in relativ kurzer Zeit in 6 bzw. 7 Teams parallel Ideen erarbeitet haben, wo selbst bei ungewöhnlichen Sachen relativ schnell Lösungen gefunden wurden. Es ist schon sehr interessant, was dabei herauskommt, und wie leicht es letztendlich doch ist, wenn man sich herantraut und es versucht.

Wie ist das Feedback zu Ihrem Buch und zu Ihren Workshops?

Ja, das Buch ist seit einigen Wochen auf Platz 1 der Bestsellerliste Präsentation bei Amazon. Was die Workshops betrifft, so viele sind bisher noch nicht gelaufen. Das Buch ist auch erst seit einigen Wochen auf dem Markt. Es wird jedoch mehr und das Feedback ist hervorragend. Die Leute bekommen jetzt eine Sicherheit, wie sie so etwas aufbauen und spannend gestalten müssen, und wie sie dies als Nicht-Schauspieler vortragen können, ohne das Gefühl der Schauspielerei. Das Ergebnis, das sie dann auch mit ihren Präsentationen haben, ist sehr positiv.

Sie sind Experte für sensationelles Präsentieren und persönliche Wirkung. Warum ist dieses Thema so ungemein wichtig, gerade im Management?

Präsentationen stellen Weichen. Oft werden Präsentationen, z.B. aus Zeitmangel, aus Unkenntnis usw., nur so nebenbei vorbereitet und ohne zu üben, dem Kunden dann die Folien vorgelesen und ein wenig kommentiert. Leider machen sich diese Menschen oft zu wenig Gedanken darüber, wie sehr eine Präsentation nicht nur über das einzelne Projekt entscheidet, sondern über das Image und das Wohlergehen des Unternehmens für die nächsten Jahre. Ein gewonnener Kunde kann schließlich für positive Presse, Empfehlungen, Folgeaufträge und vieles mehr sorgen. Eine verlorene Präsentation dagegen für entsprechend viel Negatives. Die Differenz ist der Wert der Präsentation. Wenn Executives zu mir sagen, sie haben die Zeit nicht, sich mehr darum zu kümmern, dann rate ich ihnen, die Präsentation abzusagen. Denn mit einer schlechten Performance können sie mehr Schaden anrichten als mit gar keiner Präsentation.

Sie meinen damit, die Wertigkeit von Präsentationen wird allgemein unterschätzt?

Ja, weil sie zu alltäglich geworden sind, zu häufig sind und all die Leute, sie öffnen Ihre PowerPoint Datei, tippen die Inhalte rein, fahren zum Kunden, lesen die Inhalte vor und kommunizieren sie ein wenig. Das ist keine Präsentation. Hier könnte ich auch ein Dokument hinschicken und sagen: „Lesen Sie es selbst“!

Vielen Dank für die interessanten Aussagen. Im dritten und letzten Teil des Interviews gehen wir dann noch auf praktische Tipps für Präsentationen und absolute No-Go’s ein. Weitere Punkte werden die sogenannten TED Talks, sowie weitere vermeidbare Fauxpas, die Ihnen in Ihrer Coaching-Karriere häufiger begegnet sind, sein.

Herzlichen Dank Herr Brümmer!

P.S. Und verpassen Sie nicht die aktuelle Kolumne von Michael Moesslang. Nächster Teil kommt morgen, 16. August 2011. Viel Interessantes und Wissenswertes rund um das Thema Präsentation: „Teil 1 – Wenn sich Kunden langweilen“ und „Teil 2 – Suspense in der Vertriebspräsentation“.

Kurzprofil des Interviewpartners

Michael Moesslang, Dipl. Kommunikationswirt BAW, Top 100 Excellence Trainer und Autor, ist der Experte für sensationelles Präsentieren und persönliche Wirkung. Seine mitreissenden Keynote-Vorträge und Seminare zum Thema „PreSensation®“ motivieren, seine souveräne und professionelle Authentizität überzeugt. Er versteht es, die Teilnehmer wirkungsvoll zu integrieren und nachhaltigen Nutzen zu bieten. Als Experte seines Faches bezieht er aktuelle Erkenntnisse aus Psychologie und Verhaltenswissenschaften ein. Michael Moesslang aktivierte als Vortragsredner und Lehrbeauftragter – z. B. St. Galler Business School – bereits Zuhörer in über 1.000 Vorträgen und Präsentationen.

Weitere Informationen finden Sie unter www.michael-moesslang.de.

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