Interview mit Angelo W. Zenz zu Veränderungsbereitschaft und Mitarbeitermotivation

Im Vorfeld des am 04.08.2011 bei der IHK Oberbayern stattfindenden 54. Roundtable des MUK-IT zum Thema "Führung und Motivation" mit dem Keynote-Vortrag von Erfolgsautor und Querdenker Dr. Peter Kreuz wurden ausgewählte Unternehmer über Ihre Veränderungsbereitschaft und Mitarbeitermotivation interviewt. Damit wird Interessierten ein Einblick in den MUK-IT gewährt. Unternehmer, die nicht aus der IT-Branche kommen, können kostenfrei am Roundtable teilnehmen.

Das sechste Interview dieser Gesprächsrunde wurde mit Angelo W. Zenz, Geschäftsführender Gesellschafter der DMC Datenverarbeitungs- und Management-Consulting GmbH, durchgeführt.

1. Bitte stellen Sie sich kurz vor:

Seit meiner Geburt 1946 in München heiße ich Angelo W. Zenz, nach einer Ausbildung zum Mineralölkaufmann lernte ich bei Siemens, wie man Computerprogramme schreibt, kam bei Dinersclub Deutschland schon sehr früh mit Kreditkarten in Berührung und wollte nach einem erfolgreichen Aufbau der Geschäftsstellen München und Nürnberg für das EDV-Studio Plönzke eigentlich den Vertrieb von Kraftstoffen bei Tankstellen automatisieren, was sich als Rohrkrepierer entpuppte.

Vor 27 Jahren habe ich dann die DMC GmbH gegründet, aus der nun die dmc-group geworden ist mit Gesellschaften in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Rumänien, mit einem Portfolio von IT-Services, IT-Training, Testcenter, und Services und Systeme für Industrial Engineering. Mit ca. 140 angestellten Mitarbeitern erzielten wir 2010 einen Umsatz von ca. 15 Mio. Euro.

2. Unternehmen unterliegen permanent einem Wandel und müssen sich regelmäßig auf neue Veränderungen einstellen. Wie stellen Sie sich als Unternehmen darauf ein und wie gehen Sie in Ihrem Unternehmen mit Veränderungen um?

Gerade die letzten Krisen haben gezeigt, wie wichtig Flexibilität ist und genau hier hatten wir Defizite. Wir haben die Bedarfe der Kunden nicht gesehen, Markttrends falsch eingeschätzt. Auf die Trends unserer Kunden zu Outsourcing, Lieferantenkonsolidierung und Verlagerung des Personal-Sourcings in den Einkauf hatten keine Antworten. Sehr spät, aber noch rechtzeitig haben wir auf Fachkompetenz durch unser Engagement im Industrial Engineering und den Aufbau eines Nearshore-Testcenters in Rumänien gesetzt und so den Turnaround geschafft. Dazu war es nötig, geliebte Strukturen zu verändern.

3. Gelebte Veränderung erfolgt sehr stark über die interne und externe Kommunikation. Wie wird Kommunikation bei Ihnen im Unternehmen gelebt?

Wir kommunizieren intern und extern sehr offen und legen höchsten Wert auf Ehrlichkeit. Wir feiern Erfolge und bedauern unsere Niederlagen im Team. Besonders aus Niederlagen wollen wir unsere Lehren ziehen. Wir suchen keine Schuldigen, sondern Lösungen dafür, um solche Situationen künftig zu vermeiden. Dies erfordert intern einen fairen und offenen Umgang miteinander und gleiches gilt auch für die Beziehungen zu unseren Kunden, Interessenten und Wettbewerbern.

 

4. In vielen Managementbüchern wird eine partizipative Unternehmensführung empfohlen. Welche Form der Unternehmensführung pflegen Sie in Ihrem Unternehmen und welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht?

Ich persönlich sehe die dmc-group als Familienbetrieb und das hat schon einen patriarchischen Touch. Trotzdem sehe ich mich in der glücklichen Lage, eine gut funktionierende Nachfolgeregelung, in welcher mein Rückzug aus dem operativen Geschäft eine wesentliche Rolle spielt, umsetzen zu können. Umso wichtiger ist es für uns, dass die Mitarbeiter auch in wichtige Unternehmensentscheidungen eingebunden, mindestens gehört werden, auch wenn es dem Management manchmal schwer fällt. Gleichwohl delegieren wir keine Arbeiten, sondern Aufgaben, ausgestattet mit Zielen, Verantwortung und entsprechenden Mitteln.

5. Mitarbeiter sind ein zentraler Wertschöpfungsfaktor und -treiber in Unternehmen? Wie schaffen Sie es, Ihre Mitarbeiter zu motivieren und zu Höchstleistungen zu führen“?

Mitarbeiter sind dann motiviert, wenn Sie das Gefühl haben, gebraucht zu werden. Sie wachsen an ihren Herausforderungen. Höchstleistungen können aber nur abgerufen werden, wenn man sich zielgerichtet vorbereitet hat. Dabei spielt das Training im Grundlagenbereich die wichtigste Rolle, ohne Grundlagen geht gar nichts. Und wie im Sport, vor wichtigen Ereignissen braucht der Wettkämpfer eine spezielle Vorbereitung, damit er körperlich und mental fit ist für den Wettkampf. Das gilt es auch auf das Business zu übertragen. Wie bringe ich das meinen Mitarbeitern bei? Ich setzte sehr stark auf „Vorleben“.

6. Wie sieht bei Ihnen konkret die Wertschätzung von Mitarbeitern aus?

Was die Führungsmannschaft von den Mitarbeitern erwartet, muss sie zuerst selbst geben, nämlich Respekt und Vertrauen. Offenheit und Fairness auch in schwierigen Situationen sind sehr wichtig in einer langen Zusammenarbeit. Als „altes“ Unternehmen mit über 27 Lenzen haben wir auch eine durchschnittliche Betriebszugehörigkeit von mehr als 15 Jahren, viele sind bereits über 20 Jahre bei uns. Wenn wir das mit Ehepaaren vergleichen, stellt sich die Frage nach der gegenseitigen Wertschätzung eigentlich nicht mehr.

7. Wie investieren Sie in Ihre Mitarbeiter und was hat sich für Sie als positiv herausgestellt?

Wir helfen unseren Mitarbeitern beim Grundlagentraining und bei der Vorbereitung zu „Wettkämpfen“. Bereits im letzten Jahrhundert haben wir ein sogenanntes Freizeitprogramm, angeboten, wo der Mitarbeiter seine Zeit investierte und wir die Kosten für Trainer und Material übernahmen. Hier wurden auch Sprachkurse usw. angeboten. Notwendige Trainings im Rahmen der beruflichen Weiterentwicklung haben wir natürlich voll übernommen. Wir haben uns auch intensiv mit E-Learning befasst. Die Frage stellt sich heute mit dem Vormarsch der allwissenden iPad’s, PDA’s usw. ganz anders: Was muss ich wie dem Mitarbeiter vermitteln, um bei immer schneller sich verändernden Aufgabenstellungen erfolgreich am Markt agieren zu können?

Vielen Dank für das interessante Gespräch.

 

 

Das Interview wurde von Lutz Steffen (MUK-IT) und Oliver Foitzik (FOMACO / AGITANO) durchgeführt.

 

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