Israelisch-türkischer Streit um Gasfelder im Mittelmeer eskaliert (Zusammenfassung)

Anfang des Jahres hat der US-Konzern Noble Energy in Zusammenarbeit mit dem israelischen Unternehmen Delek Energy rund 130 Kilometer nordwestlich von Haifa und 60 Kilometer vor Zypern ein riesiges 450 Milliarden Kubikmeter großes Erdgasfeld entdeckt („Leviathan“). Der Marktwert wird auf knapp 100 Milliarden Dollar geschätzt. Bereits 2009 war das benachbarte ungefähr halb so große Gasfeld „Tamar“ entdeckt worden. Auf die Bodenschätze erheben jedoch, je nach Lesart, drei bis fünf Staaten Anspruch: Israel, der Libanon, das EU-Mitglied Republik Zypern und die international nicht anerkannte Türkische Republik Nordzypern, auch Griechenland erhebt Ansprüche auf Teile der Region.

Eine Bohrinsel von Noble Energy wurde bereits letzte Woche trotz heftiger Proteste der Türkei und des Libanons im Einvernehmen Zyperns mit Israel installiert. Nun hat die Türkei auf die beginnenden Explorationsarbeiten reagiert: Mit der Türkischen Republik Nordzypern wurde am gestrigen Mittwoch ein Abkommen über die Abgrenzung des Festlandsockels der geteilten Mittelmeerinsel unterzeichnet. „Binnen einer Woche beginnen die Türkei und Nordzypern mit der Gewinnung von Öl und Gas in der ausschließlichen Wirtschaftszone Nordzyperns“, so der türkische Ministerpräsident Erdogan nach der Unterzeichnung des Abkommens. Die Türkei werde zudem Kriegsschiffe und Kampfflugzeuge in die Region entsenden, die die „Situation kontrollieren“ sollen. Zugleich wurden die internationalen Öl- und Gaskonzerne vor einer Kooperation mit der Republik Zypern gewarnt und Gegenmaßnahmen angedroht: „Unser Energieministerium wird eine Liste ausländischer Unternehmen zusammenstellen, denen die Beteiligung an Energieprojekten in der Türkei verweigert wird und gegen die Sanktionen verhängt werden.“ Die Türkei verlangt zunächst eine Lösung der Zypernfrage sowie, dass anschließend die Bodenschätze beiden Teilen der Insel zugute kommen. Das betrifft auch Israel, da das griechischsprachige Zypern in einem Abkommen mit Israel den Meeresboden zwischen beiden Ländern aufgeteilt hat.

Israel hat derweil seit August damit begonnen, die Offshore-Gasfelder mit Militär-Drohnen 24 Stunden None-stopp zu überwachen. Hintergrund ist eine Drohung der schiitischen Hisbollah-Miliz aus dem Libanon. Da die Gasfelder auch vom Libanon beansprucht werden, hatte die Hisbollah angekündigt, dass sie jeden Schritt Israels, in diesem Gebiet nach Öl und Gas zu suchen, mit militärischen Mitteln bekämpfen werde. Brisant ist auch, dass es zwischen den beiden Staaten immer noch keinen Friedensvertrag gibt, der Kriegszustand also offiziell auch nach Jahrzehnten noch andauert.

 

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