IT-Trends in 2011 – Expertengespräch mit Norbert Fuchs, convio

Norbert Fuchs, Geschäftsführer der convio Leadership Consulting und Managementberater, spricht mit AGITANO im Rahmen des Fokus-Thema "IT-Trends & Cloud Computing".

 

 

1. Mit welchen IT-Herausforderungen sind heute Unternehmen konfrontiert?

Bei den convio-Kunden sehen wir derzeit drei Themen im Vordergrund:

a.    Derzeit verstärken viele Unternehmen ihren Marktzugang durch Unternehmenszukäufe und Zusammenschlüsse. Dabei sollen die bisherigen IT-Landschaften nicht nur einfach zusammengeschaltet werden. Die Anwendungen müssen das zukünftige Produkt- und Serviceportfolio abdecken, sie müssen optimierte Abläufe unterstützen, und sie sollen dabei einfacher, schlanker und flexibler werden. Und nicht zuletzt spielt der Zeitraum der Integration einer immer größere Rolle. Das entstehende neue Unternehmen soll möglichst schnell am Markt wirksam werden. Hier geht es vor allem um transparente Entscheidungsprozesse.

b.    Ein weiteres wichtiges Thema ist, neue Leistungen immer schneller und günstiger am Markt zu platzieren. Dafür braucht man eine optimierte Produktentwicklung. Das hat noch nichts mit IT zu tun: Günstigere Angebote lassen sich nur mit kundenorientierten Prozessen und schlanken internen Strukturen erreichen. Dazu kommt dann eine Produktabbildung in standardisierten und konfigurierbaren Modulen. Diese beiden Aspekte müssen miteinander verbunden werden. Unsere Kunden wollen schneller und kostengünstiger an den Markt, und die erzielte Marge nicht wieder in einem aufwändigen Betrieb verspielen.

c.    Als drittes Themenfeld sehen wir, die Belastung des Kerngeschäfts durch die IT zu verringern. Unsere Kunden suchen leistungsfähige und flexible Anwendungen bei geringer Kostenbindung und möglichst einfacher Betreuung. Daher ist eine Auslagerung von Anwendungen an externe Betreiber – sozusagen Software aus der Steckdose – für viele prinzipiell interessant. Die Angebote stehen meist aber erst am Anfang und sind häufig nicht gerade transparent und leicht verständlich.

 

2. Welche IT-Trends sehen Sie aktuell?

Für unsere Kunden stehen die unternehmerischen Aspekte im Vordergrund, weniger der technische Neuigkeitswert.

a.    Im Umfeld von Unternehmenszukäufe kann es wichtiger sein, dass Sie eine Anwendung schnell wechseln zu können, anstatt die funktional umfassendste Lösung zu wählen. Das bedeutet, dass Ihre IT‑Strategie insbesondere für die eingesetzte Software die Ausrichtung des Unternehmens wiedergeben muss.

b.    Modularisierten Produkte und Services steht häufig ein über viele Jahre gewachsener IT-Zoo entgegen. Wesentliche Voraussetzung für neue Leistungsangebote ist daher die Transformation unterschiedlicher IT-Architekturen auf eine konsolidierte Landschaft.

c.    Bei der Auslagerung von Anwendungen wächst das Angebot derzeit exponentiell, jeder Dienstleister bietet Outsourcing, Cloud Computing oder Software as a Service an. Leider gibt es dabei viele Mogelpackungen. Wir raten unseren Kunden zu einfachen, klar abgegrenzten und flexibel buchbaren Inklusiv-Angeboten.

 

3. In welchen Industrien zeigen sich diese besonders?

a.    Zum einen gibt es einen naheliegenden Bedarf in den Branchen mit einem erhöhten Konsolidierungsdruck. Denken Sie etwa an die Entwicklung der Telekommunikation in den letzten Jahren, dann können Sie einen ähnlichen Trend bei kleineren Energieversorgern und Energiedienstleistern ausmachen.

b.    Sehr interessant ist, dass die neuen Möglichkeiten die Geschäftsmodelle klassischer IT-Dienstleister und Software-Anbieter völlig verändern können. Jeder kleine Anbieter kann heute über Plattformen wie Google, Amazon oder Microsoft seine Lösung global vermarkten. Anwender buchen sich Ihre Software über das Internet selbst. Und auch Unternehmen aus völlig anderen Branchen, also nicht aus dem IT- oder Telekommunikations-Umfeld, bieten eigene Anwendungen als Software-Lösungen für den externen Markt an.

 

4. Wie werden diese IT-Trends in der Praxis umgesetzt?

a.    Im Umfeld von Zukäufen und Konsolidierungen stellen wir fest, dass Kunden durch standardisierte Anwendungen und kostengünstige Lösungen Vorteile erzielen. Hierzu ist es wichtig, dass das Unternehmen klar zwischen seinen Standard-Prozessen und den am Markt differenzierenden Prozessen unterscheiden kann. Im Integrationsprozess ist dann einerseits das klassische Handwerk gefragt, etwa für betriebliche Abläufe und Anforderungen, Projektmanagement oder IT Architektur, andererseits muss der Veränderungsprozess auf der menschlichen Ebene gesteuert werden. Hier finden wir in der Praxis nach wie vor nicht nur Verbesserungsbedarf bei den IT-Spezialisten, sondern häufig auch den beteiligten Fachbereichen.

b.    Die Konsolidierung von IT-Landschaften mit dem Ziel modularisierter Produkte und Services ist ein ambitioniertes Vorhaben, das auch in bestehende Königreiche eingreift. Ohne ein genaues Verständnis des Geschäfts und eine klare Argumentation der Vorteile und der zu erwartenden Ergebnisse funktioniert das nicht. Die Umsetzung kann dann gelingen, wenn ein solider und widerstandsfähiger Rückhalt auf einer hohen Sponsoren-Ebene geschaffen werden kann.

c.    Für neue Angebote wie Software as a Service dürfen sich die Anwender nicht vom Angebot blenden lassen. Jeder Dienstleister hat ein Angebot, aber vieles ist noch nicht so einfach wie die Kunden es erwarten. Einfache und flexible Angebote erleben daher eine höhere Nachfrage.

 

5. Was würden Sie CIOs und IT-Verantwortlichen raten? Wie wäre eine adäquate Vorgehensweise?

Wenn man diese Trends in Summe betrachtet, geht es um ein Grundthema: Machen Sie die IT für Ihre Kunden einfacher.

a.    Einfache und standardisierte Anwendungen mit wenigen spezialisierten, am Markt differenzierenden Besonderheiten erleichtern Zukäufe und Konsolidierung.

b.    Eine vereinfachte, konsolidierte IT-Architektur erleichtert die schnellere Einführung neuer Leistungen am Markt bei geringeren Betriebskosten.

c.    Als Anbieter: Verständliche und flexibel buchbare Inklusiv-Angebote erleichtern Ihren Kunden die Entscheidung für eine Auslagerung von Anwendungen. Als Anwender: Hier bieten wir Ihnen einen Quick Check, um die Spreu der Angebote vom Weizen für Ihr Geschäft zu trennen.

 

Vielen Dank für das Gespräch

 

 

Das Gespräch wurden von Oliver Foitzik, FOMACO GmbH / AGITANO.com, durchgeführt.

 

 

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Weitere Informationen zum Gesprächspartner

Norbert Fuchs, Geschäftsführer der Managementberatung convio Leadership Consulting, berät und begleitet seit mehr als 15 Jahren Kunden der Informations- und Telekommunikationsbranche bei ihren Vorhaben. Im Fokus stehen Innovationen: Am Markt (z.B. durch einen Unternehmenszukauf), bei der Umsetzung neuer Produkt- und Serviceangebote oder bei der Ausgestaltung neuer Geschäftsmodelle wie Software as a Service (SaaS). Nach seinem Studium des Wirtschaftsingenieurswesens mit Schwerpunkt Nachrichtentechnik arbeitete Herr Fuchs in verschiedenen renommierten Beratungsunternehmen für Kunden im nationalen und internationalen Umfeld. In 2005 gründete er convio Leadership Consulting mit dem Ziel, den unternehmerischen Erfolg von Veränderungen und Innovationen für Kunden im Mittelstand und Großunternehmen sicherzustellen. Der Weinliebhaber ist verheiratet und hat zwei Töchter.

 

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