Journalisten sehen Wirtschaftsberichterstattung kritisch – Massenmedien werden der Komplexität der Themen nicht gerecht

Wirtschaftsthemen wie Euro-Krise, Staatsverschuldung und Energiewende werden für die Gesellschaft immer wichtiger. Davon zeigten sich in einer aktuellen Erhebung des von den Industrie- und Handelskammern (IHKs) getragenen Ernst-Schneider-Preises 72 Prozent der befragten Journalisten überzeugt.

Gleichzeitig sind die Chefredakteure und Fachjournalisten verschiedener Mediengattungen aber auch der Auffassung, dass zentrale Medien wie Fernsehen und Hörfunk nicht genügend tun, um die Menschen über wirtschaftliche Sachverhalte zu informieren.

Angesichts der Komplexität von Wirtschaftsthemen wünschen sich 70 Prozent der Befragten mehr Zeit für Recherche und Aufbereitung ihrer Beiträge. Die personelle Besetzung der Redaktionen halten 55 Prozent der Befragten für ausreichend, 45 Prozent teilen diese Meinung nicht.

Quer durch alle Gattungen glaubt die Mehrzahl der Umfrageteilnehmer (61 Prozent), dass dem Thema Wirtschaft ausreichend Platz eingeräumt wird – allerdings bezieht sich diese Einschätzung weitgehend auf Print-Medien und das Internet. Jeweils 72 Prozent sind dagegen der Ansicht, dass die Massenmedien Fernsehen und Radio Wirtschaftsthemen nicht genügend Raum bieten.

Die Qualität der Wirtschaftsberichterstattung stufen 57 Prozent der Pressevertreter insgesamt als gut ein, 39 Prozent halten sie für mittelmäßig, 4 Prozent für schlecht. Die Mehrzahl der Journalisten ist ausgesprochen selbstkritisch: 74 Prozent sagten, sie täten nicht genug, um mit ihren anspruchsvollen Themen Leser, Hörer und Zuschauer zu erreichen.

Deutlich wachsendes Interesse erwarten die Pressevertreter für Beiträge rund um Euro-Krise, Energiewende, öffentliche Verschuldung, Rohstoffe und die Bedeutung der Bildung für die Wirtschaft. Für die beherrschenden Inhalte des Jahres halten sie die Sorgen um den Euro und die Geldwertstabilität. Weniger gefragt als im Vorjahr sind der Erhebung zufolge Technik- und Ökologiethemen.

Die Befragten gaben auch eine Einschätzung zur künftigen Entwicklung des medialen Wettbewerbs ab, die für verschiedene Genres sehr unterschiedlich ausfiel. Als wichtigsten Kanal für die Berichterstattung über aktuelle Sachverhalte nannten die meisten dabei das Internet, wobei die Quote mit 33 Prozent deutlich unter dem Vorjahreswert von 38 Prozent lag. 28 Prozent sahen bei Aktuellem das Fernsehen vorne, 27 Prozent den Hörfunk und 12 Prozent Zeitungen sowie Zeitschriften.

Hintergrundgeschichten werden sich weiterhin auf Printmedien konzentrieren – davon ist mit 55 Prozent immer noch die Mehrzahl der Journalisten überzeugt. 53 (Vorjahr 57) Prozent rechnen damit, dass Lokales auch auf absehbare Zukunft am ehesten in Zeitungen zu lesen sein wird. Wirtschaftspolitische Beiträge erwarten 44 Prozent der Journalisten bei Zeitung und Zeitschrift (Vorjahr 49 Prozent).

An der Umfrage beteiligten sich 76 Pressevertreter. Die Antworten kamen zu 41 Prozent von Zeitungsredakteuren, zu 9 Prozent von Zeitschriftenredakteuren, zu 17 Prozent von Fernseh- und zu 20 Prozent von Hörfunkjournalisten; die restlichen 13 Prozent verteilen sich auf Online-Plattformen und Nachrichtenagenturen.

Hintergrund:

Der Ernst-Schneider-Preis ist der Journalistenpreis der deutschen Wirtschaft. Benannt ist er nach dem Unternehmer und Kunstmäzen Ernst Schneider, der von 1963 bis 1969 Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (damals Deutscher Industrie- und Handelstag) war. Mit dem renommierten Autorenwettbewerb setzen sich die IHKs seit 1971 für eine qualitativ hochwertige Wirtschaftsberichterstattung ein. Mehr Informationen finden Sie unter www.ernst-schneider-preis.de.

(Quelle: DIHK)

 

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