Die Konjunkturerwartungen des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) für Deutschland sind im September 2012 um 7,3 Punkte gestiegen und stehen nun bei minus 18,2 Punkten. Dies ist der erste Anstieg des Indikators nach vier Rückgängen in Folge. Der nach wie vor negative Wert des Indikators zeigt dabei auf, dass die Finanzmarktexperten mit einer weiteren Abkühlung der deutschen Konjunktur auf Sicht der nächsten sechs Monaten rechnen. Das nun erfolgte Anstieg des Indikators im September legt allerdings nahe, dass die Konjunkturabschwächung nach Auffassung der befragten Finanzmarktexperten eher moderat ausfallen werde.
Die Bewertung der aktuellen konjunkturellen Lage für Deutschland ist entsprechend im September um 5,6 Punkte gefallen und notiert nun bei 12,6 Punkten.
Die Konjunkturerwartungen für die Eurozone hingegen sind im September recht deutlich gestiegen. Der entsprechende ZEW-Indikator stieg um 17,4 Punkte gegenüber dem Vormonat und liegt nun bei minus 3,8 Punkten. Der Indikator für die aktuelle Konjunkturlage im Euroraum ist im September nahezu unverändert und liegt nun bei minus 76,3 Punkten (minus 1,2 Punkte gegenüber dem Vormonat).
Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW Köln) erwartet für das laufende Jahr ein Wirtschaftswachstum von 1% und für 2013 rund 0,75%.
Das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) hatte am vergangenen Mittwoch seine Wachstumsprognose für das laufende Jahr von 1,1 auf 0,8% gesenkt und die Prognose für 2013 von 2 auf 1% halbiert.
Einen Tag später hatte das Kieler Institut für Weltwirtschaft nachgezogen und rechnet nun ebenfalls nur noch mit einem Plus von 0,8% für 2012 und von 1,1 % in 2013 statt zuvor noch 1,7%
Hintergrund ist, dass von den drei Säulen Exporte, Investitionen und privater Konsum insbesonders die Investitionen zurückgehen dürften. Auch die verhältnismäßig starken Lohnzuwächse der letzten beiden Jahren dürften wieder etwas schwächer ausfallen.
Optimismus für die Eurozone:
Die kürzlich erschienene "Sonderauswertung Europa" des Weltkonjunkturberichts sieht jedoch bereits Licht am Ende der Eurokrise und lobte ausdrücklich die Fortschritte in den europäischen Krisenstaaten: So seien in den Krisenstaaten Irland, Griechenland und Spanien die Lohnstückkosten spürbar gesunken und beinahe überall würden die Defizite in den Handelsbilanzen deutlich zurückgehen. Die Bemühungen für mehr Wettbewerbsfähigkeit in der Euro-Zone würden damit bereits 2013 erste Früchte tragen: Die Wirtschaftsleistung der Euro-Zone belebe sich nach einem Rückgang um 0,2% im laufenden Jahr dann im kommenden Jahr 2013 um 0,7%. Damit könne Europa dann das globale Wachstum bereits 2013 wieder antreiben.
Im Außenhandel konnte die Eurozone zuletzt wieder deutlich zulegen: Im Juli 2012 wurde im Warenverkehr mit der restlichen Welt ein Überschuss von 15,6 Mrd. Euro erzielt, gegenüber +2,1 Mrd. Euro im Juli 2012. Damit setzt sich der Trend fort: Im Juni 2012 betrug der Saldo +13,6 Mrd. Euro, gegenüber +0,2 Mrd. im Juni 2011.
(mb)