Managerkultur: „Wir sind keine größeren Schweine als früher“

In Österreich haben Top-Manager eine neue Debatte über die Managerkultur in der Alpenrepublik losgetreten. Die Konzernlenker der Erste Bank, der OMV und von REWE Österreich beklagen dabei ein viel zu lasches Vorgehen gegen Korruption und das schlechte Image ihres Berufsstandes. Dies liege auch daran, dass Korruption in Österreich immer noch lediglich als Kavaliersdelikt behandelt werde. Angestoßen wurde die Debatte durch eine Studie des Wiener „International Central European Institute“, wonach 80% der Österreicher großen Unternehmen und deren Führungspersönlichkeiten misstrauen. Laut OMV-Boss Gerhard Roiss müssten die sogenannten „Compliance"-Abteilungen aufgestockt werden. Vorbild seien hier die deutschen Konzerne Siemens und MAN, die aus ihren Korruptionsaffären entsprechende Schlüsse gezogen hätten. Für Rewe-Österreich-Chef Frank Hensel liegt der Schlüssel hierfür bei den Vorständen und den leitenden Mitarbeiter, die Missstände aufdecken und ansprechen müssten. Erste Bank Chef Andreas Treichl relativiert jedoch, dass sich die Misstände erst in den letzten Jahren entwickelt hätten: „Ich glaube nicht, dass wir heute größere Schweine sind als die Kollegen in den Großbetrieben vor 20 oder 30 Jahren.“ Vielmehr kämen immer mehr Fälle ans Licht, weil Aufsicht und Transparenz zugenommen hätten.

Siehe hierzu auch das AGITANO-Interview zu dem Thema "Managerismus" mit Manfred Hoefle. Herr Hoefle verfügt über langjährige Managererfahrung in internationalen Großunternehmen in den Bereichen Organisations- und Strategieplanung, Technologietransfer, Management von Spin-offs sowie in der Beratung und Begleitung von Change Projekten. Er war und ist Gründungsgesellschafter von Hightech-Unternehmen, Coach und Juror bei Business Plan Wettbewerben und Ausgründungsprogrammen, Business Angel und Stiftungsvorstand und ist zudem der Initiator der Managerismus-Bewegung.

Begriffsdefinition „Managerismus“: Managerismus bezeichnet eine Fehlentwicklung der Unternehmensführung und Managementkultur, die durch die Vereinnahmung des Unternehmens durch ein angestelltes Management, eine einseitige Kapitalmarktorientierung und Distanz zu den Mitarbeitern gekennzeichnet ist; sie kommt vor allem in börsennotierten Publikumsgesellschaften vor. Ausprägung: Kurzfristdenken, vorrangige Gewinnmaximierung, Überdehnung, Wachstumssucht, Haftungsvermeidung, exzessive Vergütung, Karrierefixierung, Selbstüberschätzung und Selbstdarstellung, Verschiebung von Lasten auf die Gemeinschaft, nicht gelebte Corporate Governance und mangelnde gesellschaftliche Bindung sind typische Ausprägungen. Das Ganze steht im Gegensatz zu verantwortungsvoller Unternehmensführung.

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