Im Rahmen der „Personality-Interviews“ kommen eine Vielzahl interessanter, außergewöhnlicher und herausragender Experten – von Speakern, Coaches und Trainern über Gutachter, Sachverständigen und Beratern bis hin zu Wissenschaftlern – zu Wort.
Das 23. Interview wurde mit Markus Hofmann – einfach unvergesslich – durchgeführt. Er ist Gedächtnistrainer, KeyNote-Speaker, Impulsgeber und Leidenschaftler.
Herr Hofmann, Sie sind erfahrener Gedächtnistrainer. Warum kommen Menschen zu Ihnen?
Die Frage nach dem WARUM ist ganz unterschiedlich. Viele Menschen haben Schwierigkeiten sich Namen und Gesichter zu merken, andere möchten sich optimal für eine Prüfung vorbereiten, wieder andere möchten geistig fit und flexibel bis in hohe Alter bleiben. Im Beruflichen können Sie sich mit den von mir gezeigten Techniken leichter Fachwissen abspeichern und die Argumente für das nächste Kundengespräch haben Sie immer griffbereit in Ihrem Kopf. Im Privaten vergessen Sie nie wieder Witze, lernen spielend eine neue Sprache und haben die wichtigsten Telefonnummern fest im Gedächtnis verankert. Das sind nur ein paar Beispiele, wo Ihnen ein besseres Gedächtnis nutzt.
Die Frage, warum die Menschen zu MIR kommen, liegt höchstwahrscheinlich daran, dass ich es schaffe, die Gedächtnistechniken so schnell, witzig und vor allem nachhaltig zu vermitteln, wie kaum ein anderer. Meine Teilnehmer merken gar nicht, dass sie lernen. Das einzige, was man bei mir vergisst, ist die Zeit! 🙂
Was hat Sie am herausragenden Gedächtnis so sehr gefesselt, dass Sie es zu ihrer Profession gemacht haben?
Ich dachte immer, dass ich selber ein sehr schlechtes Gedächtnis habe. Erst als ich die Techniken in meinem Studium eingesetzt und gesehen habe, welche sensationelle Leistung meine grauen Zellen vollbringen können, war ich vom Gedächtnis-Virus im positiven Sinne infiziert. Daraufhin zeigte ich die Techniken meinen Kommilitonen, die ebenfalls tolle Erfolge damit erzielen konnten. Ich speicherte mir immer mehr Informationen im Gedächtnis ab und es machte mir sogar noch Spaß. Als einer der Besten schloss ich mein Studium ab. Dies war dann die Initialzündung, mich auf das Thema Gedächtnistraining zu fokussieren und anderen Menschen ebenfalls diese Techniken näher zu bringen.
Warum sollte sich der „kleine Mann“ Gedächtnistechniken aneignen?
Wie viele Telefonnummern können Sie heute noch auswendig? Und wie viele Telefonnummern kannten Sie noch vor 10 Jahren auswendig? Sicherlich konnten Sie damals mehr. Dies ist nur ein Beispiel dafür, dass wir unser Gehirn immer weniger beanspruchen und seine Fähigkeiten immer weniger nutzen. Und das ist das Problem. Im Digitalen Zeitalter droht die Vergesslichkeit. Mit den überall zugänglichen digitalen Speichern als ausgelagertem Gedächtnis müssen wir nur noch suchen und brauchen uns nichts mehr merken. Schritt für Schritt verlagern wir unser Gedächtnis nach außen. Wir nutzen Handy, Terminkalender, Laptop oder Notizzettel. Auch via Internet finden wir die Information, die wir gerade benötigen. Mehr denn je brauchen wir unser Gedächtnis für eine optimale, schnelle und nachhaltige Wissensabspeicherung. Nur durch ein breites Basiswissen können wir Transferwissen herstellen. Diese Gedankenleistung benötigen wir, um kreative, neue Lösungen zu finden. Unser Geist und unser Wissen sind der Wettbewerbsvorteil, den wir in unserer globalisierten Welt fördern und fordern müssen.
Gehirntraining und Lernen werden jedoch oft als zusätzliche Mühe bzw. Anstrengung gesehen. Wie lässt sich dies ausgleichen?
Damit ich die Gedächtnistechniken verinnerlicht habe, bedarf es ein wenig Übung von ein paar Stunden verteilt auf ein paar Tagen. Logisch. Sobald ich aber mit den Techniken arbeite, spare ich mir im Schnitt 60 bis 80 Prozent der Lernzeit ein. Ein unglaublicher Zeitgewinn bei jedem Lernprozess in der Zukunft.
Warum sollten sich Unternehmen um das Gedächtnis ihrer Mitarbeiter kümmern?
Wissen wird heute in immer kürzerer Zeit geschaffen, gleichzeitig steigt die Verbreitungsgeschwindigkeit. Für eine bestimmte Datenmenge, die heute in einer Sekunde global übertragen werden kann, benötigte man 1997 noch 30 Tage. Einst besaßen Gelehrte wie Sokrates, Da Vinci und Newton noch einen großen Teil des menschlichen Wissens. Heute versteht ein Mathematiker die Rechnungen seines Kollegen, der in einem anderen mathematischen Bereich tätig ist, nicht mehr. Der naturwissenschaftliche Lehrstoff an den Universitäten muss alle zehn Jahre neu geschrieben werden. Zwischen 1800 und 1900 hat sich das Wissen der Menschheit verdoppelt. In den Jahren von 1900 bis 2000 verzehnfacht. Alle vier Minuten gibt es heute eine neue medizinische Erkenntnis, alle drei Minuten wird ein neuer physikalischer Zusammenhang gefunden, jede Minute eine neue chemische Formel.
Wenn Unternehmen keine Möglichkeiten zur beruflichen Weiterbildung anbieten oder keinen Nährboden für persönliche Weiterentwicklung liefern, werden Sie als Arbeitgeber unattraktiv. Mitarbeiter wandern ab, die Qualität der Produkte und Dienstleistungen schwindet. Lebenslanges Lernen ist die Devise! Ab 2050 wird sich bereits das Wissen der Menschheit täglich verdoppeln. Ich kann dies auf einen Satz zusammenfassen, der gleichzeitig auch mein Unternehmensleitsatz ist: VORSPRUNG durch Wissen.
Unser Gedächtnis funktioniert nicht grenzenlos. Brauchen wir einen anderen Umgang mit der Informationsflut?
Das stimmt nicht. Wir haben ein grenzenloses Gedächtnis. Ich möchte die Frage von einem anderen Blickwinkel beantworten. Heute gibt es sog. „Savants“ oder Wissende, die ein phänomenales Gedächtnis haben und unglaublich große Mengen an Wissen speichern. Meistens sind das Inselbegabungen und rund die Hälfte der Savants sind Autisten. Trotzdem zeigen sie uns, was unser Gedächtnis im Stande ist zu leisten. Z.B. Steven Wiltshire, den man „the human camera“ nennt. Er ist unter anderem in der Lage, nach einem einmaligen Rundflug über eine Großstadt wie Rom sämtliche Details dessen, was er lediglich in Bruchteilen von Sekunden gesehen hat, im Kopf abzuspeichern. Wie eine lebende Kamera kann er aus dem Gedächtnis nicht nur jedes Haus, das er gesehen hat, sondern auch noch jedes Fenster in jedem Haus erinnern und maßstabsgetreu sowie perspektivisch auf metergroßen Leinwänden aufzeichnen. Letztendlich wären wir alle in der Lage, solche Gedächtnisleistungen zu vollbringen. Unser Gehirn speichert alles ab. Irgendwo in unserem Datenspeicher liegen die Informationen, die wir gerade brauchen. Leider haben wir nicht immer den Zugang dazu. Im Bewusstsein sind nur die Daten, die für uns wichtig und zum Überleben geeignet sind. Die Englischvokabel oder der Name des neuen Kollegen gehören dann erst einmal nicht dazu. Um auch auf diese Informationen schnell und sicher zugreifen zu können, wenn man das möchte, gibt es die von mir gezeigten Gedächtnistechniken.
In welchem Zusammenhang stehen Kreativität und Gedächtnis?
Wenn ich viele Informationen in meinem Kopf abgespeichert habe, kann ich Transferwissen herstellen. Dies ist auch ein Aspekt der Kreativität. Somit hängen Beide zusammen.
Was können die Besucher von Ihrem Vortrag erwarten?
Die Teilnehmer werden extrem von sich selbst begeistert sein. Sie gehen nach einem Vortrag oder Seminar mit einem besseren Gedächtnis nach Hause. Das ist der Vorteil, warum man mich bucht, weil die Teilnehmer sofort den Nutzen sehen. Und ich garantiere, dass man nach eineinhalb bis zwei Stunden ein um 100 Prozent besseres Gedächtnis hat.
Können Sie uns schon jetzt ein paar Tricks verraten? Angenommen, ich möchte eine Rede halten und diese ohne Spickzettel vortragen. Was empfehlen Sie mir?
Wenn Sie guten Rednern auf den Spickzettel sehen, werden Sie feststellen, dass dort nur die Schlüsselwörter – sprich der „rote Faden“ – niedergeschrieben wurden. Diese Keywords können Sie sich nun mit Hilfe von mentalen Briefkästen leicht im Kopf abspeichern. Dafür nehmen wir den Körper zur Hilfe, an dem wir 10 solcher markante Briefkästen installieren. Wir beginnen unten: Füße (1), Knie (2), Oberschenkel (3) Gesäß (4) Taille (5) Brust (6) Schulter (7) Hals (8) Gesicht (9) und Haare (10). Angenommen, das erste Schlüsselwort wäre ‚Wirtschaftswachstum‘. Dieses Wort können Sie nun mit dem ersten Briefkasten – den Zehen – verbinden. Stellen Sie sich vor, auf Ihren Zehen steht eine gut besuchte Wirtschaft (Kneipe), die immer größer wird und aus allen Nähten platzt. Das zweite Schlüsselwort wäre ‚Cash-Flow‘. Jetzt stellen Sie sich vor, wie aus Ihrem Knie Geld heraus fließt. Das dritte Schlüsselwort wäre ‚Konkurrenz‘. Auf Ihrem Oberschenkel sitzt Ihr Konkurrent aus Asien. Das vierte Schlüsselwort wäre „Marktsituation“, welches Sie nun selbst mit Ihrem Gesäß verbinden können. Machen Sie sich ein sehr starkes, emotionales Bild. Dann bleibt es im Gedächtnis haften.
Zum Abschluss noch ein Frage. Haben Sie ein Lebensmotto?
Lebe dein Leben, das du liebst. Und liebe das Leben, das du lebst.
Vielen Dank Herr Hoffmann für das interessante Gespräch.