Passau: „Hallo“ und „Tschüss“ – Feinde des Erfolgs

In Passau steht die Mittelschule St. Nikola und wird von der Rektorin Petra Seibert geleitet. Beide werden gegenwärtig mit Aufmerksamkeit überhäuft. Aufgrund innovativer Lernmethoden? Oder etwa wegen der außergewöhnlichen Leistungen der Schüler? Vielleicht weil sich die Schule in sozialen Zwecken engagiert? Nein. Weit gefehlt. Einzig und allein aus dem Grund, weil momentan in dieser Schule die ersten Ansätze einer Sprachdiktatur entstehen.

Bei den beiden Bösewichtern die den sonnigen Schulalltag so vehement stören und beseitigt werden sollen, handelt es sich um die berühmt berüchtigten „Hallo“ und „Tschüss“. Ein Scherz? Nein, keineswegs. Leider. Rektorin Seibert sorgt sich nach eigenen Angaben um das Wohl ihrer Schützlinge im späteren Berufsalltag. Denn um dort erfolgreich zu bestehen, sind die größten Hürden die Vermeidung des „H-“ und des „T-Wortes“. An nichts anderem messen Personalchefs so punktgenau und rigide, als an den Begrüßungsgewohnheiten der Bewerber. Und was macht einen besseren Eindruck, als ein Neuankömmling der ein brünftiges „Grüß Gott“ erschallen lässt? Diese Floskel soll nach Ansicht Seiberts nun das dekadente „Hallo“ ersetzen, während „Tschüss“ mit „Auf Wiedersehen“ die Plätze tauschen soll.

Die Möglichkeit, dass sich nichtreligiöse Gesprächspartner bei der Aufforderung Gott zu grüßen, vielleicht immenser Verwirrung ausgesetzt sehen, scheint der guten Frau Seibert nicht in den Sinn zu kommen. Oder die Tatsache, dass einer oder mehrerer ihrer Schützlinge einmal das Sprachgebiet Passau hinter sich lassen könnten und damit in Regionen vordringen, die für Seiberts Sprachgefühl einer metaphorischen Hölle gleichkommen.

Man darf sich getrost fragen, ob die gute Frau nicht andere Aufgaben zu bewältigen hat, als diesem Nonsens hinterher zu jagen. Bspw. eine adäquate Bildung für alle Kinder zu erreichen. Oder offene Werte wie Toleranz und Mitgefühl zu vermitteln. Und selbst wenn das getan ist, sollte der nächste Schritt im Programm einer Schulrektorin nicht die Einführung verpflichtender orwellscher Neusprechelemente sein. Obwohl es sich in diesem Fall wohl um Altsprechelemente handelt.

(sm)

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