Rhetorikexperte Michael Moesslang im Interview zu Lampenfieber und Apps

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Lampenfieber kann immer wieder wie aus heiterem Himmel zuschlagen! Und dies nicht nur bei öffentlichen Auftritten oder Präsentationen, sondern auch bei wichtigen Verhandlungen oder im Bewerbungsgespräch. Lampenfieber kann langfristig der eigenen Laufbahn und Karriere deutlich schaden. Der Rhetorik- und Präsentationsexperte Michael Moesslang aus München hat sich dieses weit verbreiteten „Fiebers“ angenommen und eine App namens „Lampenfieber besiegen“ entwickelt. Die App ist für iPhone und für Android konzipiert und für iPad kompatibel. Eine eigene iPad Version folgt in Kürze. In dem Appinar erfahren Sie, wie Sie Ihre innere Ruhe und Sicherheit bei Auftritten steigern. Agitano wollte mehr über die erstaunliche Idee zur Lampenfieber-App wissen und lud den Experten zum Interview.

Herr Moesslang, Sie sind Experte für Präsentation, Rhetorik sowie Auftritt und Wirkung. Eben ist Ihre App „Lampenfieber besiegen“ im Rahmen der bekannten 5 Sterne Appinare erschienen. Jeder spricht von Lampenfieber, aber wissen alle genau, was es eigentlich ist, wie es sich äußert? Erlauben Sie uns zum Einstieg die Frage: Wie definieren Sie Lampenfieber?

Ich gehe da nicht wissenschaftlich vor. Jedes unangenehme Gefühl von Aufregung, Nervosität oder Bühnenangst gehört dazu. Prüfungsangst oder Angst beim Flirten ebenso. Und dagegen kann man etwas tun. Das gilt nicht nur für Präsentatoren und Redner, die ich vor allem coache und trainiere. Das gilt bei Musikern, Prüflingen, Job-Bewerbern oder Menschen, die verhandeln, verkaufen oder flirten wollen, gleichermassen.

Was sind die unmittelbaren Ursachen von Lampenfieber?

Es gibt verschiedene Ursachen. Unser Instinkt will uns beispielsweise vor den Menschen schützen, denen wir als Redner da alleine ausgesetzt sind. So wie in Urzeiten vor einer Gruppe Feinde. Oder wir haben schlechte Erfahrungen gemacht, beispielsweise als uns ein Lehrer vor der Klasse (vermeintlich) bloß gestellt hat. Um solche Peinlichkeiten zu vermeiden, entwickeln wir Lampenfieber als eine Art Schutzmechanismus. Auch darauf gehe ich in der App näher ein.

Hat denn jeder Lampenfieber? Und stimmt es, dass Lampenfieber nötig ist, um gute Leistung zu liefern?

Nach meinen Erfahrungen nicht jeder, aber die Mehrheit von ca. 97 Prozent. Ein paar „Rampensäue“ gibt es, also Menschen, die es lieben, aufzutreten. Für viele Menschen mag es auch zutreffen, dass Lampenfieber hilft, besser zu sein. Sicher nicht für alle. Doch wenn es der Person hilft, mit der Meinung, es sei notwendig, besser mit Lampenfieber zurecht zu kommen, dann ist das doch prima!

Tritt Lampenfieber bei allen Personen mit den genau gleichen Symptomen auf?

Ganz bestimmt nicht. Jeder hat seine individuellen Symptome und empfindet es anders – und auch unterschiedlich stark. Doch die Methoden dagegen etwas zu tun, gehen ja nicht an die Symptome, sondern tiefer. Und sind deswegen für alle sehr gut geeignet.

Gibt es ein „Allheilmittel“, oder helfen bei verschiedenen Personen jeweils andere Übungen und Methoden, das Lampenfieber zu besiegen?

Natürlich hilft jedem so etwas Einfaches wie die richtige Atmung. Doch die 16 unterschiedlichen Hilfen, die ich in der App anbiete, sind ja deshalb so viele, damit jeder den für sich geeigneten Weg findet. 

Wann genau tritt in der Regel Lampenfieber auf, zeitlich gesehen?

Im Prinzip gibt es vier typische Situationen: Bei der ersten sind die Symptome oft schon lange vorher, manchmal Tage oder Wochen vor dem geplanten Auftritt, zu spüren. Unangenehm. Doch das Publikum ist ja noch nicht da und so wird diese Nervosität nicht sichtbar. Die Gefahr ist nur, dass sich in dieser Phase der Präsentator nun drückt und die Aufgabe aus Angst vor dem Auftritt abgibt. Das schadet langfristig der Karriere!

Der zweite Schub Lampenfieber ist unmittelbar vor dem Auftritt zu spüren. Da hat man noch dazu Zeit, sich darauf zu konzentrieren und spürt es entsprechend stark. Doch auch das sieht das Publikum ja noch nicht.

Die dritte Phase setzt in den ersten Sekunden oder Minuten des Auftrittes ein. Und ist dann vermeintlich sichtbar. Ich erwähne aber auch gerne, dass bei 80 Prozent der Lampenfieber-Geplagten, dieses gar nicht vom Publikum wahr genommen wird. Es stört nur den Redner selbst.

Die vierte Situation, wo sich Lampenfieber bemerkbar macht, ist, wenn Unvorhergesehenes eintritt oder eintreten könnte. Also wenn der Faden reißt, der Beamer plötzlich ausfällt, eine unangenehme Frage kommt oder auch das Ende der Präsentation bevorsteht. Dass Lampenfieber nochmals verstärkt zum Ende hin auftritt, bestätigen mir die Teilnehmer meiner Seminare und Coachings immer wieder.

Oft hört man ja bei ungeübten Rednern zu Beginn Ihrer Performance ein deutliches Zittern der Stimme. Was ist der Zusammenhang zwischen Stimme und Lampenfieber?

Da gibt es mehrere. Bei Lampenfieber machen wir uns klein, beispielsweise wird die Gestik sehr klein und eng und die Haltung ebenso. Das führt dazu, dass auch die Sprechwerkzeuge weniger Platz haben. Oder durch die stressbedingte flache Atmung im oberen Bereich wird die Luft knapp für längere Sätze. Oder der Präsentator zittert am Körper leicht, was sich natürlich auf die Stimme auswirkt.

Ihre wichtigsten Tipps und Anregungen, um Lampenfieber zu verringern oder ganz zu besiegen?

Der wichtigste Punkt ist hier vor allem, die Atmung in den Griff zu bekommen. Bei Stress – und so ein Auftritt ist für viele eine Stress-Situation par excellence – atmen wir im oberen Bereich statt in den Bauch und in die Flanken. Sobald wir wieder richtig atmen, sinkt auch der Stresspegel. Wichtig ist hier vor allem: Machen Sie sich vor Ihrem Auftritt schon mit der Bühne vertraut und nehmen Sie den Raum wahr! So werden Sie sicherer. Dann habe ich Techniken wie das Ankern, das Dissoziieren oder die Veränderung des Publikums.

Sie sehen schon: Es gibt kleinere, einfache Tipps und große Interventionen, die auch der entsprechenden Vorbereitung und Übung bedürfen. Für jeden ist etwas dabei und manchmal ist es auch die Kombination aus zwei, drei Methoden, die individuell zum Erfolg führt.

Können Menschen, die von sehr starkem Lampenfieber „befallen“ sind, dies alleine unter Kontrolle bekommen oder schlagen Sie da professionelle Hilfe durch Coaching vor?

Der ganz große Teil kann mit diesen Techniken alleine arbeiten. Manchen hilft jedoch die professionelle Unterstützung. Und es gibt Fälle, da liegt die Ursache in einer Prägung oder Ähnlichem. Das ist dann mit diesen Techniken nicht zu beheben. Da konnte ich jedoch bereits mehrmals mit Coaching-Interventionen helfen.

Was ist – zum Abschluss dieses Interviews – Ihr ultimativer Tipp in einer akuten Lampenfieber Situation?

Wenn Sie präsentieren oder einen Vortrag geben, bereiten Sie sich gründlich vor. Üben Sie Ihre Präsentation so oft Sie können. Das Gefühl, hier sattelfest zu sein, wird Ihre Nervosität senken. Machen Sie sich unmittelbar vor dem Vortrag bewusst, dass sich das Publikum auf Sie freut und dass Sie etwas Wertvolles zu erzählen haben. Mein ultimativer Tipp ist jedoch das „Dissoziieren“. Das genau zu erklären, würde den Rahmen dieses Interview sprengen. Sie finden es in meiner App „Lampenfieber besiegen“.

Die App „Lampenfieber besiegen“ von Michael Moesslang ist für iPhone und für Android konzipiert, und für iPad kompatibel. Eine eigene iPad Version folgt in Kürze.

Über Michael Moesslang

„Der Hitchcock der Präsentation“, 5 Sterne Redner, Top 100 Excellence Trainer, Coach und Erfolgsautor, ist der Experte für spannende und überzeugende Präsentation. Er ist Inhaber des PreSensation Institute in München. Seine Keynote-Vorträge und Seminare zu den Themen Präsentation und Rhetorik, sowie persönliche Wirkung und Körpersprache motivieren, seine gelebte und stimmige professionelle Authentizität aktiviert. Seine Überzeugung ist, dass jeder einzelne durch die eigene persönliche Wirkung und Selbstsicherheit im Auftreten zum positiven Botschafter für sich und sein Unternehmen wird. Als Experte seines Faches bezieht er aktuelle Erkenntnisse aus Psychologie und Verhaltenswissenschaften ein. Michael Moesslang aktivierte als Vortragsredner und Lehrbeauftragter – z. B. St. Galler Business School – bereits Zuhörer in über 1.000 Vorträgen und Präsentationen. Sein Buch „So würde Hitchcock präsentieren“ führte wochenlang die Bestsellerliste Präsentation bei Amazon an. Weitere Informationen erfahren Sie unter www.michael-moesslang.de.

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