Rohstoffpreise in 2010 um ein Drittel gestiegen

Laut dem Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI) legten die Rohstoffpreise in 2010 im Durchschnitt um ein Drittel zu – allein im Dezember um 9,4%. Dabei verteuerten sich neben Hightech-Metallen, Öl und Kohle vor allem auch Lebensmittel. Hintergrund der Preissprünge ist unter anderem, dass es zwischen Angebot und Nachfrage für Rohstoffe kaum noch Spielraum gibt, so dass Ernteausfälle wie in Kanada und Russland, oder überschwemmte Kohleminen wie derzeit in Australien, gleich zu nervösen Preisreaktion und extremen Preissteigerungen führen. Schwellenländer exportieren zudem immer weniger ihrer Rohstoffe, sondern verbrauchen diese zunehmend selber, so wie der Seltene Erden Monopolist China mit seinen hoch begehrten Hightech-Metallen. Zudem spielen Spekulanten auch eine immer größere Rolle, sobald es auf den Märkten eng wird.

Getreide: Der Getreidepreis stieg auf das Jahr gerechnet um 72%. Ausschlaggebend waren vor allem die Ernteausfälle der beiden großen Getreideexporteure Kanada und Russland (extreme Trockenheit in Russland und Kasachstan, heftiger Regen und Überschwemmungen in Kanada, Pakistan und Indien). Der von der UNO erstellte übergreifende Agrarpreis-Index erreichte im Dezember mit 214,7 Punkte den höchsten Wert seit Einführung des Indikators 1990 (sogar über dem Rohstoffspekulationsjahr 2008: 213,5 Punkte).

Seltene Erden: Diese verteuerten sich auf das Jahr hochgerechnet um 171%. Da China, das derzeit über 95% der Hightech-Metalle fördert, seinen Export wegen zunehmenden Eigenbedarfs im Dezember weiter zurückfuhr und für 2011 strengere Umweltauflagen bei der Förderung angekündigt hat, dürften der Engpass und damit die Preise zunächst noch weiter ansteigen, bis ab rund 2013 aufgrund von großen Explorationsprojekten und wieder eröffneten Minen eine Entspannung einkehren wird.

Erdöl: Aktuell treibt ein Leck einer der wichtigsten US-Pipelines die Preise. Die Trans-Alaska-Pipeline transportiert mehr als 10% der US-Produktion, aufgrund eines Lecks musste sie vorübergehend abgeschaltet werden. BP und ConocoPhillips mussten daraufhin ihre regionale Produktion um bis zu 95% zurückfahren. Die Rohstoffmärkte reagierten beunruhigt und der Ölpreis legte deutlich auf 94,70 Dollar zu. Nach Angaben des Betreibers der Pipeline, Alyeska Pipeline Service Co. (ein Gemeinschaftsunternehmen von BP, Conoco, Exxon, Chevron und Koch Industries), habe das Leck allerdings keinen Umweltschaden angerichtet – es seien nur gut zehn Barrel Öl ausgelaufen, von denen das meiste bereits entsorgt worden sei.

Kohle: Australien ist der größte Kohleexporteur der Welt. In dem von den Überschwemmungen betroffenen Bundesstaat Queensland werden rund 35% der australischen Kohleexporte produziert. Etwa 40 Minen sind derzeit wegen der Überflutung geschlossen oder arbeiten mit reduzierter Leistung. Dies hat auch Konsequenzen für die Weltwirtschaft. Die australische Macquarie Commodities Research rechnet daher mit einem Anstieg der Kohlepreise von derzeit 246 US-Dollar pro Tonne auf über 300 US-Dollar. Betroffen ist auch die Stahlindustrie: 80% der Produktionskosten für Stahl entfallen auf die Rohstoffkosten. Thyssen-Krupp hat bereits angekündigt, die deutlich höheren Kosten an die Kunden weiterzureichen.

Aluminium: Auch die Aluminiumpreise haben weiter angezogen und sind im vierten Quartal 2010 um weitere 5% auf einem Zweijahreshoch gestiegen. Der US-Produzent Alcoa reagiert auf die gestiegene Nachfrage und hat angekündigt, drei stillgelegte Fabriken wieder in Betrieb zu nehmen. Damit soll die Jahreskapazität des Konzerns um insgesamt 200.000 Tonnen steigen.

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