Roland Berger-Restrukturierungsstudie „International 2012: Staatsschuldenkrise – Auswirkungen auf Finanzierung und Realwirtschaft“

– 62 Prozent der europäischen und 100 Prozent der japanischen Unternehmen sehen die Gefahr einer Rezession im eigenen Land
Nachfragerückgang der privaten Haushalte gilt als Hauptfaktor für eine mögliche Rezession
– 84 Prozent der befragten Unternehmen erwarten, dass der Höhepunkt der Krise noch bevorsteht
– Ein Drittel der Unternehmen in Europa und Japan hat bereits Vorkehrungen für einen möglichen Austritt Griechenlands aus der Eurozone getroffen – ein Zerfall der Währungsunion wird befürchtet
Zwei Drittel der Umfrageteilnehmer setzen vor allem auf Kostensenkungs- und Effizienzsteigerungsprogramme
– Über 70 Prozent der europäischen Unternehmen schätzen das Risiko einer erneuten Liquiditätskrise als hoch ein

Ein Großteil der europäischen Unternehmen erwartet 2012 eine Stagnation der Wirtschaft: 62 Prozent der Befragten sieht die Gefahr einer Rezession, vornehmlich im dritten Quartal 2012. Japanische Unternehmen rechnen sogar fest mit einer Rezession in ihrem Land. Als Hauptrisiko wird der Nachfragerückgang der privaten Haushalte gesehen. Aber auch der Mangel an qualifizierten Fachkräften, die Probleme der Eurozone und unzureichende Finanzierungsmöglichkeiten behindern das Wachstum. Dagegen rüsten sich viele der befragten Unternehmen in Europa und Japan – etwa ein Drittel hat bereits Vorkehrungen für eine mögliche Auflösung der Eurozone getroffen oder plant, es zu tun. Dabei setzen zwei Drittel der Befragten vor allem auf Kostensenkungs- und Effizienzsteigerungsprogramme, um sich gegen mögliche Finanz- und Personalengpässe zu rüsten. Die konsequente Umsetzung der geplanten Restrukturierungsmaßnahmen ist wichtig, um den Unternehmenserfolg zu sichern. Das sind die Ergebnisse der neuen Restrukturierungsstudie "International 2012: Staatsschuldenkrise – Auswirkungen auf Finanzierung und Realwirtschaft" von Roland Berger Strategy Consultants.

"Europäische Unternehmen erwarten insgesamt eine stagnierende Wirtschaft in 2012. Im Vorjahr schätzten dagegen noch über 60 Prozent der befragten Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit als hoch bis sehr hoch ein", sagt Max Falckenberg, Partner von Roland Berger Strategy Consultants und Co-Leiter des Competence Centers Corporate Performance. "Durchschnittlich wird in den befragten europäischen Regionen mit einem Wirtschaftswachstum von lediglich 0,1 Prozent in 2012 gerechnet". 62 Prozent der Umfrageteilnehmer in Europa rechnen außerdem mit einer Rezession in ihrem Land, japanische Unternehmen sehen sie sogar als unvermeidlich an. Hauptrisiko ist der Nachfragerückgang privater Haushalte.

Mangelndes Wachstum

Europäische Unternehmen planen ihr Wachstum in erster Linie in Westeuropa (43%), gefolgt von Zentral- und Osteuropa (42%) und Asien (37%). Für europäische (54%) und japanische (71%) Unternehmen stellt der Mangel an qualifizierten Fachkräften die größte Wachstumshürde dar. Die unzureichenden Finanzierungsmöglichkeiten sind ebenfalls ein Hemmschuh für profitables Wachstum.

"Allerdings halten sich im Falle einer Abkühlung der Wirtschaft noch 57 Prozent der europäischen Unternehmen für gut oder sogar sehr gut aufgestellt. Nur 10 Prozent fühlen sich schlecht vorbereitet", erläutert Max Falckenberg. "In Japan hingegen stufen sich 24 Prozent der Unternehmen als nicht bereit für eine neue Krise ein." Der Höhepunkt der Staatsschuldenkrise wird im europäischen Durchschnitt ab Ende 2012 gesehen. Japanische Unternehmen rechnen erst Mitte 2013 mit dem Höhepunkt.

Des Weiteren trägt die mögliche Auflösung der Eurozone zur Unsicherheit bei vielen Unternehmen bei. Ein Zerfall der Währungsunion wird insbesondere in Südwest-Europa und Japan (je mehr als 50%) befürchtet. 61 Prozent der Befragten halten einen Austritt Griechenlands aus der Eurozone für wahrscheinlich. In Europa hat im Durchschnitt bereits über ein Drittel der Befragten Vorkehrungen getroffen oder geplant. 29 Prozent der japanischen Unternehmen beschäftigen sich ebenfalls mit diesem Szenario und prüfen dabei in erster Linie günstige Akquisitionsmöglichkeiten.

Wachstums- und Vertriebsinitiativen am wichtigsten

Um sich auf mögliche negative Wirtschaftszenarien optimal vorzubereiten, setzen europäische Unternehmen vor allem auf Kostensenkungs- und Effizienzsteigerungsprogramme (74%), aber auch Wachstumsinitiativen (70%). Dabei liegt Südwesteuropa mit 56 Prozent an letzter Stelle bei Wachstumsinitiativen und legt den Fokus mit 90 Prozent auf Kostensenkung.
Rohstoffpreis- und Währungskursrisiken sind mit jeweils 60 Prozent erstmals gleichbedeutend. "Auffallend ist, dass in Japan beim Thema Rohstoff- und Währungskursrisiken ein deutlich höheres Bewusstsein als in Europa herrscht", erklärt Jakob Rüden, Principal bei Roland Berger.

Management Commitment bleibt Top Erfolgsfaktor

Mit über 90 Prozent bleibt das Management Commitment in Europa und Japan wie in den Vorjahren der wichtigste Faktor einer Restrukturierung. "Nur wenn das Management den Wandel selbst vorlebt wird er auch gelingen", so Falckenberg. Ein weiterer Faktor ist die schnelle Implementierung der Maßnahmen. Diese gewinnt im Vergleich zu den Vorjahren deutlich an Bedeutung und liegt in Japan sogar auf Platz 1.

Insbesondere durch das verschlechterte Arbeitsumfeld, vor allem durch die europäische Staatsschuldenkrise und die neuen Eigenkapitalrichtlinien nach Basel III, erwartet durchschnittlich rund ein Drittel der Befragten negative Auswirkungen auf ihre Finanzierung. Befürchtet werden vor allem die Nichtbewilligung neuer oder die Kürzung bestehender Kreditlinien. "Eine wesentliche Finanzierungsquelle ist daher für nahezu alle europäischen Unternehmen wie bereits im Vorjahr die interne Finanzierungskraft. Der Umsetzung von Restrukturierungsmaßnahmen kommt daher entscheidende Bedeutung zu. Nur so kann die eigene Liquidität verbessert und finanzielle Unabhängigkeit garantiert werden", resümiert Falckenberg.

-> Link zur "Internationalen Restrukturierungsstudie 2012"

 

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