Sicherheit und Reiz – So überwinden Sie Ihr schweinehündisches Dilemma

… aus der zweiwöchentlichen Themenserie „Hintern hoch und rein ins wahre Leben – entdecken Sie Ihr inneres Trüffelschwein. So verlassen Sie Ihre Komfortzonen und werden aktiv!“ von und mit Karin Lohner.

Soll ich … soll ich nicht? Gehen wir das Risiko ein … machen wir weiter wie bisher? Den sicheren Job aufgeben für eine reizvolle Selbständigkeit? Ein ständiges Dilemma in unseren äußeren und inneren Dialogen. Wir sind sowohl vom Streben nach Sicherheit als auch dem nach Reiz geprägt. Das wäre nun kein wirkliches Problem meint man, dennoch: die beiden haben einiges an Konfliktpotential in sich. Ein Konflikt entsteht immer dann, wenn zwei Elemente gleichzeitig gegensätzlich und unvereinbar sind. So geschieht das häufig auch mit Sicherheit und Reiz.

Das erste Mal – immer aufregend, anregend und reizvoll. Manchmal auch mit ein bisschen Angst vor dem Risiko verbunden. Radfahren, Autofahren, erstes Date, erster Arbeitstag, erster Flug Sie kennen es alle. Radfahren kann auch heute noch reizvoll sein, aber dann ist es mit einem neuen Reiz verbunden der entweder das Brechen des persönliche Geschwindigkeitsrekords oder einer besonderen landschaftlichen Herausforderung verbunden ist. Autofahren ist heute in den seltensten Fällen reizvoll und dasselbe gilt für die Arbeitstage. Fliegen … na ja – Hetzerei, Warterei, Einerlei. Sobald wir es einige Male gemacht haben, bekommen wir das Gefühl der Sicherheit, wir kennen es. Auch das wäre nun noch kein wirkliches Problem, eher das Gegenteil – sicher fühlt sich schließlich gut an. Nun tritt etwas ein, was das Problem schafft: immer wieder das selbe tun schafft das Gefühl der Routine, des Einerlei, der Langeweile. Da ging er hin, der Reiz und mit ihm die Begeisterung, die Spannung, die Neugier und letztendlich die Bereitschaft zu (außergewöhnlicher) Leistung, zu freudvollem Mehr an Einsatz, zur Akzeptanz von Neuem als Bereicherung. Das Gefühl der Sicherheit hat häufig eine destruktive logische Folge: die Erstarrung.

Sicherheit ist ein Gefühl und keine Tatsache. Leider behandeln wir sie so, als ob es sie faktisch als Sache gäbe: todsichere Geldanlagen, bombensichere Versicherungen, Top-Sicherheitsbeauftragte … Die einen sind seit Lehmann bittere Geschichte, die zweiten machen Zicken im Schadenfall oder gehen pleite und die dritten haben spätestens vor 10 Jahren am 9. September zusehen müssen, wie das Maximum an vorstellbarer Unsicherheit und Verunsicherung unsere Welt erschüttert hat. Und da sind wir schon am Punkt – Sicherheit ist eine Vorstellung, ein Bild im Kopf, Gedanken, die dieses Gefühl generieren. Kaum sind wir nicht allein in einer bedrohlichen Situation, fühlen wir uns schon erheblich sicherer. Das hat an der Bedrohung selbst rein gar nichts verändert.

Wir konstruieren unsere Wirklichkeit aufgrund unserer Gedanken, die unsere Sichtweise auf die Herausforderungen des Lebens entstehen lassen. Dasselbe, was der eine als Reiz empfindet, empfindet ein anderer als Bedrohung. Das was der eine für sicher hält, hält der andere für dröge.

Prof. Gerald Hüther sagt dazu: „Eigentlich kennt das jeder Mensch. Wenn wir uns sicher und geschützt fühlen, sind wir neugierig und offen für neue Erfahrungen und Reize. Wenn wir dagegen Angst haben oder verunsichert sind, blockiert uns das.

Unterschiedliche menschliche Strukturen leben Reiz und Sicherheit in unterschiedlichen Ausprägungen. Was wir in der Führungsarbeit nun beachten müssen, ist die Tatsache, dass wir in unserem Bestreben ständig in Gefahr sind, die Linie zu überschreiten und zu übertreiben. Der vom Reiz übersteuerte Vertriebler gerät in den „es ist nie genug Strudel“ der zu sicherheitsbedachte Controller befindet sich plötzlich in der „kommt gar nicht in Frage Blockade“. Wenn wir um die Dynamik von Reiz und Sicherheit, ihre Gegensätzlichkeit im Empfinden der Menschen und die Möglichkeit der Synergie wissen, können wir relativ einfach zum wandelnden Problemlöser werden – ohne viel Aufwand.

Unser Ziel muss es sein, dass wir Reiz und Sicherheit in Synergie bringen. Sobald Menschen beides ausgewogen erleben, sind sie in sich motiviert, begeistert, bereit sich zu engagieren und empfinden das in kleinster Weise als Belastung. Die Synergie von Reiz und Sicherheit ist die beste Burn-Out-Prophylaxe, die es gibt. Deshalb sind es nicht Geschenke, Incentives oder monetäre und materielle Zuwendungen, die da helfen. Es sind Werte wie Vertrauen, Verständnis und doch Klarheit in der Forderung, Verlässlichkeit und Greifbarkeit, echtes Interesse und die Bereitschaft, dafür um ein gutes Ergebnis zu streiten ohne zu verletzen.

Und die gute Nachricht ist: All das ist bereits in jedem Menschen vorhanden. Trauen Sie sich einfach es zu leben! Die gute Nachricht ist: die Eigenschaften und Fähigkeiten dafür sind in jedem Menschen vorhanden. Sie sind das, was unser inneres Trüffelschwein ausmacht. Das einzige, was notwendig ist, ist das Vertrauen in uns selbst, dass wir damit erfolgreiche Gestalter einer Synergie zwischen Reiz und Sicherheit werden. Wie immer, müssen wir nur hinhören und die aktivierenden Impulse unseres Trüffelschweins richtig aufnehmen.

Ihre Karin Lohner

Zur Autorin:

Karin Lohner ist Speakerin, Executive Coach, Lehrcoach, Dozentin und Autorin. Sie aktiviert Menschen! Sie steht für die Themen Motivation, Aktivierung, Ermutigung und die Erweiterung innerer Grenzen.

Die Diplom-Dolmetscherin und Betriebswirtschaftlerin war 25 Jahre in Positionen in Industrie und Wirtschaft in den Bereichen Weiterbildung, Marketing und Vertrieb tätig. 6 Jahre lang leitete sie die Unternehmensakademie eines Automobilzulieferers. Danach folgten Ausbildungen zum Individualpsychologischen Berater und professionellen Coach. Seit 16 Jahren ist sie nun als Executive Coach und Lehrcoach im Sinne des „Pure Coaching“ tätig, drei Jahre davon in USA. 2003 gründete sie Lohner Coaching mit Sitz in München. Mit Engagement und Leidenschaft bildet sie zum zertifizierten Life Coach CCC® und zertifizierten Business Coach CCC® aus. Karin Lohner ist Mitglied der German Speakers Association und im Deutschen Coaching Verband DCV.

Weitere Informationen finden Sie unter www.lohnercoaching.de.

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