… aus der zweiwöchentlichen Themenserie „Die ersten 100 Tage zählen! So machen Sie ihre ersten 3 Monate als Führungskraft zum Erfolg“ von Volker Schneider.
Bei allen Führungspositionen, die ich übernommen habe, gab es das gleiche Phänomen. Nachdem ein Vertrauensverhältnis aufgebaut war, erzählten mir Mitarbeiter von ihrem ersten Eindruck über mich. Und immer spielte Symbolik eine bedeutende Rolle. Oft unbewusste oder sogar ungewollte Handlungen wurden interpretiert. Da war einmal die Sitzposition beim ersten Meeting oder die „Fähigkeit“ sich auch als Chef den Kaffee selbst holen zu können usw.. Gerade bei Veränderungen haben Symbole und Rituale eine große Bedeutung. Natürlich erwarten Mitarbeiter Veränderungen, wenn eine neue Führungskraft kommt. Jetzt weht ein neuer Wind. Nur aus welcher Richtung wird er kommen?
Symbole
Mit Symbolen erzielen Sie Wirkungen. Beispiel Arbeitsplatz. Sie sitzen im Büro oder am Schreibtisch Ihres Vorgängers. Bleibt dort alles beim Alten, ist dieser und mit ihm die Vergangenheit permanent präsent. Für die Mitarbeiter ist dieser Arbeitsplatz des Chefs ein Gesamtbildnis. War Ihr Vorgänger in den Augen der Mitarbeiter ein guter Chef, sind Sie der Störfaktor in diesem Bild. War der Vorgänger in den Augen der Mitarbeiter eine Pfeife, ist das eben der Arbeitsplatz der Pfeife. Deshalb, tauschen Sie einen Teil der Büroeinrichtung aus, stellen Sie Möbel um. Gestalten Sie die Anordnungen auf dem Schreibtisch neu, streichen Sie Wände. Dann verbindet man Ihren Arbeitsplatz mit Neuem. Auch den Mitarbeitern, die um den Vorgänger „trauern“, hilft diese Vorgehensweise, die Trauerphase schneller zu überwinden.
Mit Symbolen können Sie auch Wirkungen erzielen, die Ihr Führungshandeln unterstreichen. Ob Sie nun in Gesprächen mit Mitarbeitern besonders aufmerksam sind und damit Wertschätzung ausdrücken. Ob Sie Ihre Bürotür offen lassen oder sie schließen. Die Mitarbeiter werden das Verhalten bewusst oder unbewusst wahrnehmen. Für die neue Führungskraft gilt, sich immer der Symbolik des eigenen Handelns bewusst zu sein. Welche die richtigen Handlungen sind? Das ist einfach. In meinem Artikel zu dieser Kolumne, „Wer bin ich als Chef“ haben wir über das Thema Führungsverständnis gesprochen. Dieses Führungsverständnis bildet die Basis ihres Handelns. Und jede Symbolik muss dieses Führungsverständnis unterstützen und ausdrücken. Bei Symbolik steht nicht im Vordergrund, es anderen Recht zu machen oder deren Erwartungen zu erfüllen, sondern eigene Botschaften auszusenden, die Transparenz und Berechenbarkeit erzeugen. Verfolgen Sie deshalb immer, ob ihr Handeln auch so verstanden wird, wie Sie es meinen.
Aber Vorsicht! Bei jeder Veränderung, die die neue Führungskraft vornehmen will, gilt es angemessen vorzugehen. Bitte nicht nach dem Motto: „Hoppla, hier bin ich und jetzt wird alles auf einen Schlag anders!“
Rituale
Häufig sehen Führungskräfte Rituale als zeitraubend an. Schließlich gibt es Wichtigeres zu tun! Doch Rituale sind uns vertraut. In unserem privaten Umfeld sind es oft Kleinigkeiten, die wir gerne auch als liebgewonnene Gewohnheiten bezeichnen. Bei mir z.B. ist es das gemeinsame Tee trinken am Wochenende. Es wird regelrecht zelebriert und jedes Familienmitglied versucht alles, um dabei zu sein.
In Unternehmen kann es die Art und Weise sein, wie Geburtstage gefeiert werden oder die Verabschiedung verdienter Mitarbeiter. Solche Rituale geben Orientierung und Vertrautheit, fördern das Gefühl der Zugehörigkeit. Unter diesem Aspekt sollte die neue Führungskraft bestehende Rituale betrachten. Gerade deshalb ist wichtig, bereits existierende Rituale auf deren Sinnfälligkeit zu prüfen und neue Rituale zu gestalten. Jeden Morgen 5-10 Minuten zu spät zu kommen, dann erst mal Kaffee, Zeitung und Austausch mit Kollegen, könnte ein Ritual sein, das Sie als neue Führungskraft als „überholt“ bezeichnen. Dann beenden Sie dieses Ritual natürlich. Übrigens, auch dass regelmäßige Zuspätkommen der Führungskraft zu Meetings ist ein Ritual, das ausgedient haben muss.
Eine Führungskraft, die ich bei der Übernahme einer neuen Führungsposition gecoacht habe, hat im Veränderungsprozess ein Ritual eingeführt. Sehr schnell hat diese Führungskraft mit dem gesamten Team die anstehenden Veränderungen besprochen und einen Umsetzungsplan mit dem Team erarbeitet. Es wurden nicht nur angemessen Teilziele formuliert, sondern der gesamte Ablauf auch auf Flipcharts ausgedruckt. Diese wurden im Meeting-Raum aufgehängt. Bei jedem Team-Meeting war die erste Handlung: schauen, welche Fortschritte das Team gemacht hatte und welche Teilziele erreicht wurden. Wurden wichtige Teilziele erreicht, wurde das auch gefeiert. Mal brachten der Teamleiter oder Teammitglieder Kuchen mit, das andere Mal wurde das Teammeeting zum Working Lunch. Dieses Ritual wurde zu einem bedeutenden Faktor für die Stimmung und das Zusammengehörigkeitsgefühl des Teams.
Es lohnt sich, bewusst darauf zu achten, Ihren Start mit den passenden Symbolen und Ritualen zu verbinden.
Ihr Volker Schneider
Zum Autor:
Volker Schneider ist Dipl. Betriebswirt, Speaker, Trainer und Coach. Er gilt als maßgebender Experte für Führungsintelligenz. Seine Karriere begann er im Polizeidienst als Streifenbeamter und Zivilfahnder. Danach wechselte er in die Wirtschaft, wo er lange Jahre erfolgreich in verschiedenen Geschäftsführerpositionen und als Vorstandsvorsitzender einer mittelständischen Aktiengesellschaft tätig war.
Heute ist er Inhaber eines Beratungsunternehmens und gibt sein Wissen zum Thema „Intelligenz führt“ in seinen souveränen und humorvollen Vorträgen weiter. In seinen fundierten Seminaren vermittelt der Experte, wie Führungsintelligenz als Antwort auf die Komplexität in Unternehmen aktiv zu implementieren ist. In seinen Coachings unterstützt er auf Augenhöhe Führungskräfte dabei, ihre Führungsrollen und ihr Führungsverständnis weiter zu entwickeln und ihre Mitarbeiter zu aktiven Mitgestaltern des Unternehmens zu machen. „Erfolgreiche Unternehmen brauchen intelligente Führungskräfte – keine Vorgesetzten“ ist seine Kernbotschaft.
Volker Schneider ist Professional Member der GSA – German Speakers Association. Weitere Informationen finden Sie auf seiner Website unter www.volkerschneider.net.