Soziales Engagement – Unternehmertum im Knast

Die Motivation für das Programm „Leonhard | Unternehmertum für Gefangene“ liegt in der Überzeugung, dass Strafgefangene z.T. über ein bisher nicht genutztes Potential unternehmerischer Fähigkeiten verfügen. Die beiden Gründer, Dr. Bernward Jopen und Maren Frowein, sind davon überzeugt, dass die unternehmerische Kultur bei Strafgefangenen im Hinblick auf Initiative, Engagement, Risikobereitschaft und Problemlösungskreativität möglicherweise stärker ausgeprägt ist, als gemeinhin angenommen. Dies legt den Schluss nahe, diese „besonderen Eigenschaften“ für die Resozialisierung von Gefangenen zu nutzen, um den Gefangenen nach ihrer Entlassung verbesserte Startchancen in der Arbeitswelt zu geben.

Für den erfolgreichen Wiedereintritt in die Gesellschaft ist es wichtig, Gefangenen eine berufliche Perspektive zu bieten. Neben den vorhandenen schulischen und beruflichen Bildungsangeboten im Strafvollzug will Leonhard durch eine unternehmerische Schulung zur Gründung kleiner Dienstleistungsunternehmen in Verbindung mit der Vermittlung von Schlüsselkompetenzen und Werten die Voraussetzungen für eine berufliche Wiedereingliederung schaffen.

So unterstützen die Gründer die Gefangenen bei der Integration in die Gesellschaft nach ihrer Entlassung, setzen aber mit ihrem Programm bereits vor der Entlassung an. Das Ziel ist, durch das Programm die Rückfallquote ehemaliger Strafgefangener erheblich zu senken und damit die Belastung für Gesellschaft und Staat zu verringern.

Vorbild für Leonhard ist das im Jahr 2004 in Texas/USA gegründete Prison Entrepreneurship Program (PEP). PEP hat in den vergangenen sechs Jahren mit großem Erfolg über 600 Strafgefangene auf dem Weg zurück in die Gesellschaft begleitet. Besonders bemerkenswert ist, dass durch das Programm die Rückfallquote, die in Texas normalerweise bei 50-70 % liegt, bei den Absolventen des Programms auf unter 10% gesenkt wurde.

Am 10. Januar 2011 starteten die Gründer ein 23-wöchiges Pilotprojekt in einer bayerischen Justiz­vollzugsanstalt mit zehn Gefangenen. Bereits jetzt zeigt das Programm erste Wirkungen bei den Gefangenen: „Während der Haft gibt es viele Sprüche der anderen Häftlinge wie ‚sobald du draußen bist, sind alle guten Vorsätze weg‘. Das Leonhard-Programm hingegen gibt einem Hoffnung, aus seiner Zukunft etwas Sinnvolles zu machen.“ so einer der Teilnehmer.

 

Die unternehmerische Qualifizierung der Gefangenen erfolgt in drei Phasen:

Phase 1, die im Moment durch das Pilotprojekt abgebildet wird, umfasst den Unterricht im Gefängnis mit den Grundlagen zu Unternehmertum und Wirtschaft, der Vermittlung von Schlüs­sel­kompetenzen und Werten und die Entwicklung eines Businessplans.

Die Phasen 2 und 3 unterstützen die Gefangenen nach ihrer Entlassung und werden ab Mitte diesen Jahres aufgebaut.

Phase 2 beinhaltet die Unterstützung bei Re-Integration und Arbeitsplatz­beschaffung sowie die zeitlich begrenzte Vermittlung von Wohnraum in Integrationshäusern.

Phase 3 umfasst die Unterstützung bei einer tatsächlichen Unternehmensgründung und ein wöchentliches Businesstraining.

Alle drei Phasen werden durch ein Mentoringprogramm durch Unternehmer und Führungs­kräfte aus der Wirtschaft sowie Studierende der Münchener Hochschulen unterstützt.

Die Kosten für das Pilotprojekt werden im Moment durch die beiden Gründer privat getragen. Für eine Teilfinanzierung setzen sie auf eine innovative Form des Spendensammelns. Dafür haben sie einen Spendenaufruf auf www.mysherpas.com gestartet. Crowdfunding heißt das Konzept, mit dem mySherpas Projekte zu verwirklichen versucht. Das Prinzip beruht darauf, dass eine große Anzahl Menschen (die „Crowd“) sich über kleine Spendenbeträge für ein Projekt engagiert und somit auch kleine Spenden eine große Wirkung haben. Leonhard versucht auf diesem Weg innerhalb von 90 Tagen 20.000 € zu generieren. Im Gegensatz dazu: 28.000 € kostet den deutschen Steuerzahler ein Gefangener im Jahr, die bei erfolgreicher Resozialisierung gespart werden. Die ersten Wochen des Spendenaufrufs stimmen zuversichtlich: über die Hälfte der Zielsumme ist bereits gesichert.

Dr. Bernward Jopen und Maren Frowein

Wollen Sie mitmachen?

Wir suchen Mentoren, also Unternehmer, Führungskräfte und Berater aus der Wirtschaft, die bereit sind, an Veranstaltungen in der Justiz-Vollzugsanstalt teilzunehmen, um mit den Teilnehmern ihre Geschäftsideen und Planungen zu diskutieren. Bitte richten Sie sich per Mail an maren.frowein@leonhard-ufg.de.

Außerdem suchen wir Privatpersonen sowie Unternehmen, die Leonhard finanziell unterstützen möchten: www.leonhard-ufg.de/mein-beitrag.

Mehr zu diesem Projekt finden Sie unter www.leonhard.eu.

 

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