Streit um die Energiewende in der Schweiz

Die Schweizer Regierung hat vor den Eindrucken der Atomkatastrophe im japanischen Fukushima am 25. Mai 2011 den Ausstieg aus der Atomkraft verkündet, die fünf Schweizer Atomkraftwerke sollen nach ihrem Betriebsende nicht ersetzt werden, Neubauten soll es auch nicht geben. Damit würde die Atomkraft, die in der Schweiz derzeit rund 40% des Energiebedarfs deckt, bis zum Jahr 2034 vollständig ersetzt werden müssen. Über die Ausgestaltung der Energiewende ist nun ein Streit ausgebrochen. Wasserkraft deckt bereits 56% der Schweizer Stromversorgung. Ein beachtliches Potential steckt auch noch in den Erneuerbaren Energien, vor allem der bisherigen Nischentechnologie Solarenergie, in der Energieeffizienz und in intelligenten Netzen.

Die Axpo, mehrheitlich im Besitz der Kantone (öffentliche Hand), gehört zu den größten Schweizer Stromunternehmen. Im Geschäftsjahr 2009/10 wurde noch ein Gewinn von 409 Millionen Franken verzeichnet, der dann in dem Geschäftsjahr 2010/11 auf 45 Millionen Franken eingebrochen ist. Als Grund werden Fehlinvestitionen in teure italienische Gaskraftwerke angegeben, bei denen es aufgrund der Ölpreisbindung in den Lieferverträgen des Gases kaum Gestaltungsspielraum bei den Preisen gebe, sinkende Mittagsstrompreise, weil der rasante Solarstromzubau in Deutschland die Strompreise zu den Verbrauchsspitzen am Mittag mehr und mehr drückt, verschleppte Investitionen in die boomenden Erneuerbaren Energien sowie ein teures AKW-Projekt, das nun doch nicht realisiert wird.

Nun hat Axpo Investitionen von 21 Milliarden Franken bis 2030 angekündigt. Der Großteil soll in ausländische Windparks, Wasserkraftskonzessionen in Frankreich sowie drei große Gaskombikraftwerke fließen. Diese Auslandsstrategie wird innerhalb der Schweiz kontrovers diskutiert. Während Axpo darauf hinweist, dass der notwendige Ausbau der Stromproduktion nicht alleine in der Schweiz zu bewerkstelligen sei, prangern die Gegner die steigende Abhängigkeit der Schweiz von der Stromproduktion im Ausland an. So kritisiert beispielsweise die Schweizerische Energie-Stiftung (SES), dass die Axpo ihr Geld lieber in Gaskraftwerke im Ausland investieren will, anstatt sich der Verantwortung für eine Energiewende in der Schweiz zu stellen. Da das letzte Schweizer AKW allerdings erst in 22 Jahren (2034) vom Netz gehen soll, haben die Eidgenossen allerdings auch noch Zeit, sich die richtige Strategie zu überlegen. Die Zeit arbeitet dabei für sie: Allein zwischen 2006 und 2011 sind die Preise für Photovoltaik-Anlagen um 50% auf 2.500 € pro kWp gefallen – und Solarstrom wird sich auch zukünftig von Jahr zu Jahr weiter verbilligen.

(mb)

 

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