Teil 4 – Wiederholung ist der Schlüssel zum dauerhaften Erfolg

… aus der Themenserie „Ein gutes Gedächtnis ist erlernbar!“des Gedächtnisweltrekordhalters und Gedächtnistrainers Boris Nikolai Konrad.

In den letzen beiden Ausgaben dieser Themenreihe haben Sie kennen gelernt, wie Sie Bilder für Namen finden. Ich hoffe meine Ermunterungen sind angekommen und Sie haben es ausprobiert, sich selbst Bilder auszudenken. Die Hemmung zu überwinden ist der größte Schritt, wenn das geklappt hat, läuft es schnell „wie von selbst“.

Ja, es ist richtig, dass Übung dazu gehört, bis Ihnen selbst Bilder zu Namen einfallen und Sie sich diese auch wirklich vorstellen können. Aber die Fähigkeit steckt in jedem von uns. Und wenn Sie erstmal festgestellt haben, dass es funktioniert, ist auch die Motivation von selbst vorhanden, die Namen-Merk-Methode immer zu benutzen.

Falls Sie anfangs zwar schnell auf Bilder kommen, diese aber nicht so gut mit den Menschen verknüpfen können, achten Sie darauf, die reale Person, die Sie gerade kennen lernen, „in das Bild einzubauen“. Das machen Sie am besten dadurch, dass Sie die Person in Ihrer Vorstellung etwas tun lassen, was Sie nicht wirklich tut. Wie würde die Mimik und Gestik aussehen, wenn die Situation real wäre – etwa wenn Frau Schmid ein Eisen schmiedet?

Der Grund ist einfach: Wenn Sie so vorgehen „speichern“ Sie den Eindruck den Sie von der Person ganz automatisch und unbewusst schon in den ersten Sekunden gewonnen haben mit ab. Dieser Eindruck wird auch beim nächsten Treffen präsent sein und Ihnen helfen, auf das Bild zu kommen, auch wenn sich Frisur und Kleidung geändert haben und die Nase im anderen Licht gar nicht mehr so groß erscheint. Trotzdem dürfen Sie solche flüchtigen Merkmale mit einbeziehen, aber bitte nicht nur darauf achten.

Heute kommt noch ein kleines „Aber…“ hinzu. Wenn Sie meine Tipps befolgen, werden Sie sich erheblich mehr Namen einprägen und auch nach etwas Abstand noch wissen. Wenn Sie aber die neue Bekanntschaft erst nach Wochen wiedertreffen, würden auch die Bilder alleine nicht reichen. Unser Gehirn „konsolidiert“ alle Erinnerungen, das heißt überprüft und bearbeitet gelernte Inhalte und sortiert diese auch wieder aus, wenn Sie nicht wichtig genug erscheinen.

Jetzt nicht resignieren! Denn es gibt einen Weg – und nur einen! – um den Namen dauerhaft zu behalten. Und das ist Wiederholung. Dies gilt für alles, was Sie lernen oder erfahren: Es muss wiederholt werden, um dauerhaft im Gedächtnis zu bleiben. Da gibt es nur ganz wenige Ausnahmen, nämlich sehr emotionsgeladene Informationen: Etwa, wenn Ihre Tochter Ihnen sagt, dass Sie schwanger ist….

Nun ist ein Name selbst bei einem lustigen Bild nicht bedeutsam genug. Daher ist Wiederholung der Schlüssel zur langfristigen Speicherung. Sie können nicht steuern, wann Sie jemanden wiedersehen. Aber Sie können steuern, wann Sie noch einmal darüber nachdenken. In meinem Hörbuch zum Thema Gedächtnistraining, das im September erscheint, gehe ich auf das Thema Wiederholen und wirklich langfristiges Merken noch genauer ein.

Wissenschaftlich gesichert ist, dass gerade nach dem Lernen eine frühe Wiederholung dazu führt, dass sich die neuen Verbindungen im Gehirn festigen und dass der Schlaf bei der Gedächtniskonsolidierung eine große Rolle spielt. Daher empfehle ich Ihnen beim Namen merken zwei geplante und bewusste Wiederholungen: Am gleichen Tag und am nächsten Tag. Sie können etwa jeden Abend einmal überlegen, wen Sie gestern und wen Sie heute alles neu kennen gelernt haben, wie die Personen aussahen und hießen und, ganz wichtig, welche Bilder Sie sich überlegt haben. Das dauert nur ein paar Sekunden, führt aber dazu, dass die Verbindungen im Hirn nochmals aktiviert werden und dadurch „als wichtig markiert“ und dauerhaft verankert werden.

Übrigens: Das mit der Wiederholung gilt für jeden Inhalt. Wenn Sie einen Fachartikel lesen, zum Beispiel die Kolumnen hier auf Agitano, denken Sie direkt nach dem Lesen noch mal über den Inhalt nach, versuchen, ihn in gewisser Weise zu rekonstruieren. Und am nächsten Tag noch mal. Das kostet nicht viel Zeit, führt aber zu enorm verbesserter Langzeitspeicherung und damit Verwendung der Inhalte.

Boris Konrad in Aktion

Über Autor:

Der Experte für Lernstrategien studierte erfolgreich Physik und angewandte Informatik mit den Nebenfächern Mathematik und Betriebswirtschaftslehre.

Bei der Gedächtnis-Weltmeisterschaft 2008 in Bahrain zeigte er sein Können und wurde Weltmeister mit der Mannschaft und Einzelweltmeister im Wörter und Namen merken. Zwei neue Weltrekorde hat er bei den Deutschen Gedächtnismeisterschaften im Jahre 2009 aufgestellt: 280 Wörter sowie 195 Namen und Gesichter in jeweils 15 Minuten merken – Weltbestleistung! Diese unglaubliche Leistung toppte er bei den Deutschen Meisterschaften 2010 wieder 201 Namen und Gesichter, neuer Weltrekord!

Boris Konrad ist 5-Sterne-Redner und Präsident von „MemoryXL“, der europäischen Gesellschaft zur Förderung des Gedächtnisses und des größten Gedächtnissportvereins der Welt.

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