Teil 8 – Die Routenmethode II

… aus der Themenserie „Ein gutes Gedächtnis ist erlernbar!“ des Gedächtnisweltrekordhalters und Gedächtnistrainers Boris Nikolai Konrad.

Der vierte Teil dieser Themenserie trug den Namen „Wiederholung ist der Schlüssel zum dauerhaften Erfolg“. Ich habe Ihnen dort erläutert, dass Wiederholung unabhängig von der gewählten Lernmethode notwendig ist, um Inhalte dauerhaft zu behalten.

In den letzten beiden Ausgaben ging es um die alte und extrem wirkungsvolle Routenmethode (Teil 6 – Körperliste / Teil 7: Routenmethode). Mit einem solchen mentalen Weg von nur 50 Punkten, den Sie sich in nur einer Stunde ausdenken und merken können, haben Sie ein Werkzeug für Ihr Gedächtnis parat, um sich große Mengen von Informationen einzuprägen.

Trotzdem wollen Sie sich nicht ständig neue Wege ausdenken müssen, um etwas zu lernen. Hier kommen diese beiden Punkte zusammen! Um das Gelernte dauerhaft behalten zu können, müssen Sie es wiederholen. Beim Namen merken habe ich Ihnen zwei Wiederholungen empfohlen. Dies reicht aus, da die Person selbst noch als Hilfe dient, um sich an die Bilder für den Namen zu erinnern.

Bei der Routenmethode sind die ersten beiden Wiederholungen die gleichen: Nach einer Stunde und am nächsten Tag. Dadurch sorgen Sie dafür, dass die Inhalte gut verarbeitet und in vorhandenes Wissen eingebunden werden. Das reicht dann aus, um auch nach einer Woche noch alles perfekt wiedergeben zu können. Dann sollte die dritte Wiederholung folgen. Eine vierte nach einem Monat und eine fünfte nach einem halben Jahr – und Sie behalten die Inhalte auf Dauer.

Wichtig: Wiederholung heißt nicht neu lernen! Wenn Sie Ihren Weg durchgehen und an die Bilder auf den Wegpunkten denken, werden die Inhalte reaktiviert. Das reicht als Wiederholung aus.

Aber was hat das nun mit der Route zu tun? Wenn Sie bei der dritten Wiederholung nach einer Woche angelangt sind, sind die Inhalte so gut miteinander verknüpft, dass Sie den Weg wieder für etwas neues benutzen können, ohne dass die älteren Bilder stören. Haben Sie sich mit dem Weg Inhalte gemerkt, die nur kurzfristig von Bedeutung sind, zum Beispiel eine Einkaufs- oder ToDo-Liste, dann wiederholen Sie diese natürlich nicht. Dann werden nach einer Woche die Bilder schon stark abgeschwächt sein und Sie können problemlos neue mit Ihrer Route verknüpfen. So oder so: Nach einer Woche können Sie den Weg neu benutzen um sich andere Dinge einzuprägen!

Deshalb reicht auch ein Weg schon aus, um mit der Routenmethode großartige Erfolge zu erzielen. Nur wenn Sie sich wirklich in kurzer Zeit sehr viel merken wollen, benötigen Sie zusätzliche Wege. Der einmalige Aufwand wird mit vielen Vorteilen belohnt:

– Was Sie sich mit einer Routen merken, können Sie in der richtigen Reihenfolge wiedergeben.

– Sie können auch rückwärts vorgehen, wenn Sie beim letzten Punkt anfangen.

– Die Route belegen Sie immer bis zu dem Punkt, den Sie benötigen. Wenn Sie sich danach wieder etwas merken wollen, auch wenn es etwas anderes ist, machen Sie an der Stelle weiter.

– Und auch wenn es paradox klingt: Falls Sie etwas vergessen, wissen Sie, was Sie vergessen haben! Denn Sie wissen welcher Routenpunkt Ihnen fehlt und brauchen nur diese eine Information neu zu lernen.

Das ist auch der Grund, warum diese Technik für Vorträge und Reden so gut geeignet ist. Auf jedem Punkt einer Gedächtnisroute verknüpfen Sie eine Sache, die Sie sagen möchten. Selbst wenn Ihnen im Vortrag tatsächlich ein Punkt fehlt, wissen Sie, wie es danach weitergeht, indem Sie einfach an den nächsten Routenpunkt denken. Der „rote Faden“ kann nicht mehr reißen! Dies verleiht Ihnen Selbstbewusstsein und Sie können so ohne Notizen und Zettel Ihre Reden frei vortragen.

Zusammengefasst: Die Routenmethode ist das „Geheimnis“ aller Gedächtniskünstler und ermöglicht mit etwas Vorbereitung jedem fantastische Gedächtnisleistungen. Der einmalige Aufwand wird mit einem lebenslang verfügbaren Werkzeug für Ihr Gedächtnis belohnt und ist absolut empfehlenswert.

Ihr Boris Nikolai Konrad

Über den Autor:

Der Experte für Lernstrategien studierte erfolgreich Physik und angewandte Informatik mit den Nebenfächern Mathematik und Betriebswirtschaftslehre.

Boris Nikolai Konrad im Gespräch

Bei der Gedächtnis-Weltmeisterschaft 2008 in Bahrain zeigte er sein Können und wurde Weltmeister mit der Mannschaft und Einzelweltmeister im Wörter und Namen merken. Zwei neue Weltrekorde hat er bei den Deutschen Gedächtnismeisterschaften im Jahre 2009 aufgestellt: 280 Wörter sowie 195 Namen und Gesichter in jeweils 15 Minuten merken – Weltbestleistung! Diese unglaubliche Leistung toppte er bei den Deutschen Meisterschaften 2010 wieder 201 Namen und Gesichter, neuer Weltrekord!

Boris Konrad ist 5-Sterne-Redner und Präsident von „MemoryXL“, der europäischen Gesellschaft zur Förderung des Gedächtnisses und des größten Gedächtnissportvereins der Welt.

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