Thüringen: 1. Thüringer Sozialwirtschaftskongress in Erfurt

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Rund zwei Milliarden Euro erwirtschaftet die Sozialwirtschaftsbranche pro Jahr in Thüringen – 4,7 Prozent der gesamten Bruttowertschöpfung im Freistaat. Das geht aus dem „Sozialwirtschaftsbericht Thüringen“ hervor, der im Auftrag von Thüringer Wirtschaftsministerium und Thüringer Sozialministerium von der Friedrich-Schiller-Universität Jena erstellt worden ist. In Erfurt diskutieren heute auf Einladung der Friedrich-Ebert-Stiftung Vertreter aus Politik, Verwaltung, Verbänden und Gewerkschaften über die aktuelle Situation und die Zukunft der Sozialwirtschaft in Thüringen.

„Die Sozialwirtschaft ist mit 58.000 Beschäftigten ein wichtiger Arbeitgeber in Thüringen“, sagte Wirtschaftsminister Matthias Machnig. Die dort erbrachten Dienstleistungen von den Kindertageseinrichtungen über Jugendarbeit, vielfältige Beratungsangebote bis hin zur Altenpflege bestimmen die Lebensqualität der gesamten Bevölkerung. „Was von den Trägern der Sozialwirtschaft, den dort Beschäftigten und den ehrenamtlich Engagierten geleistet wird, sorgt für den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft. Diese Angebote entscheiden über die Kinder- und Familienfreundlichkeit und damit die Zukunft unseres Landes“, betonte Sozialministerin Heike Taubert.

Zu den sozialen Dienstleistungen, die von der Sozialwirtschaft getragen werden, gehören unter anderem die Altenpflege, die frühkindliche Förderung, die Kinder- und Jugendhilfe, die Behindertenhilfe oder die Beratung von Menschen in Notlagen. Deshalb sind die rund 4.800 sozialen Einrichtungen wichtige Arbeitgeber gerade auch in ländlichen und strukturschwachen Regionen Thüringens und Voraussetzung für eine leistungsfähige soziale Infrastruktur.

Laut Thüringer Sozialwirtschaftsbericht sind von den rund 58.000 Erwerbstätigen im Bereich der sozialen Dienstleistungen 46.000 sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das sind 6,5 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Thüringen. Dazu kommen weitere 25.000 ehrenamtliche Mitarbeiter, die mehr als 3,3 Millionen Stunden in sozialen Einrichtungen tätig waren. Entscheidend ist dabei für Wirtschaftsminister Machnig: „Sogar in den Krisenjahren 2008 und 2009 ist die Sozialwirtschaft in Thüringen weiter gewachsen. Das zeigt, dass soziale Arbeit nicht nur gesellschaftlich von immer größerer Bedeutung ist, sondern auch einen wichtigen Wirtschaftsfaktor darstellt.“

Da aufgrund der demographischen Entwicklung die Nachfrage nach Pflege- und Gesundheitsdienstleistungen weiter steigt, wird dies mit den vorhandenen Arbeitskräften kaum zu bewältigen sein. „Das größte Problem wird in Zukunft der drohende Fachkräftemangel in dieser Branche sein. Allein durch das neue, bundesweit vorbildliche Kindertageseinrichtungsgesetz und den Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz ab dem ersten Geburtstag werden mehr als 2000 neue Erzieherinnen benötigt“, betonte Sozialministerin Taubert.

Um das Fachkräfteangebot in diesem Bereich zu verbessern, müssen vor allen Dingen die Arbeits- und Entlohnungsbedingungen verbessert werden. „Das bisherige Beschäftigungswachstum ging auch mit einer Ausweitung prekärer Beschäftigung einher“, kritisiert der Wirtschaftsminister. Natürlich sei es angesichts zurückgehender Entgelte, Budgets und Zuschüsse nicht einfach, Löhne beliebig anzuheben, aber wer gute Fachkräfte wolle, müsse sie auch angemessen bezahlen und für gute Arbeitsbedingungen sorgen.

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