Pünktlich zur Urlaubssaison hat Dr. Dirk Reiser, Professor für Sustainable Tourism Management an der Cologne Business School, fünf Tipps zusammengestellt, worauf es für einen nachhaltigen Urlaub zu achten gilt. Dies gilt sowohl in Hinblick auf eine nachhaltige und umweltverträgliche Anfahrt, als auch für eine nachhaltige Entwicklung bzw. nachhaltiges Wirtschaften im Sinne des Reiselandes. Nachhaltiger Tourismus steht somit für einen umweltbewussten, klimafreundlichen und sozialverträglichen Urlaub.
Die Rolle des Tourismus und den Einfluss auf die jeweiligen Länder sind nicht zu unterschätzen, wie auch das Beispiel des Tourismus in Deutschland zeigt. Trotz der hohen industriellen Wertschöpfung hierzulande stellt die Tourismus-Branche in Deutschland rund 7% aller Erwerbstätigen und trägt 4,4% zur Wertschöpfung bei (BIP). Werden alle Vorleistungen, wie die Dienstleistungen an Flughäfen, von Bäckereien, Gaststätten oder Renovierungsarbeiten durch Handwerker im Hotel, hinzugerechnet, so ist der Tourismus sogar zu 12% an den Beschäftigten und zu 9,7% an der Wertschöpfung beteiligt. Damit liegt der Tourismus auch in Deutschland sowohl bei Beschäftigung als auch der Wertschöpfung noch deutlich vor den Wirtschaftszweigen KFZ-Industrie, Maschinenbau und Bankwirtschaft.
Entsprechend verantwortungsbewusst sollten sich Touristen und Urlauber verhalten, um mit ihren Konsumausgaben positive Tendenzen in ihren Reiseländern zu unterstützen und Fehlentwicklungen zu Lasten der Gesellschaft zu vermeiden.
Nachhaltiges Reisen
Um nachhaltig zu reisen kann entweder schon direkt bei der Fahrt CO2 vermieden werden oder zumindest das entstande Treibhausgas mit Emissionsausgleichszahlungen kompensiert werden. Das heißt, dass zusätzlich Projekte gefördert werden, die andernorts – meist in Entwicklungsländern – die gleiche Menge an CO2 einsparen. Sei es durch Technologietransfer, also effizienterer Technik, oder durch das Senken von CO2, durch das Pflanzen von Bäumen und der Aufforstung von Wäldern.
Um CO2 zu vermeiden, empfiehlt es sich, komplett auf Kurzflüge zu verzichten und hier lieber den öffentlichen Fern- und Nahverkehr in Anspruch zu nehmen. Wer auf das Flugzeug nicht verzichten kann, der kann einen sogenannten Emissionsausgleich dafür bezahlen. Entsprechende Anbieter, die den CO2-Anteil berechnen, den notwendigen Emissionsausgleich dafür ausrechnen und auch die Überweisung an entsprechende Hilfs- und Entwicklungsprojekte in der Dritten Welt vornehmen, sind beispielsweise atmosfair oder myclimate.
Beispiel für CO2-Emissionsausgleich für nachhaltiges Reisen
So werden bei einem Hin- und Rückflug von München nach Ibiza (2.788 km) umgerechnet pro Person je nach Flugzeupttyp rund 0,5 bis 0,6 Tonnen CO2 ausgestossen.
Atmosfair ist einer der führenden Treibhausgas-Kompensationsanbieter in Deutschland und wurde bereits mehrfach ausgezeichnet. Auf dem Portal kann man seine Flugreise, seine Kreuzfahrt, ein Event, Autofahrten, Stromverbrauch und vieles weitere ausrechnen und kompensieren lassen. Für den Flug vom München nach Ibiza muss man hier 12,00 Euro als CO2-Emissionsausgleich kompensieren. Das Geld fließt dabei u.a. in den Bau von Biogasanlagen für Milchbauern in Kenya, um mit Kuhdung Energie in Form von Biogas zu erzeugen. Ein Beitrag von ca. 300 Euro finanziert dabei schon eine komplette Biogasanlage. Das Projekt spart nicht nur CO2 sondern schafft auch noch Arbeitsplätze vor Ort. Als Beleg erhält man ein Zertifikat.
Myclimate errechnet für den Beispielflug einen Emissionsausgleich von 16 CHF (Schweizer Franken). Der Beitrag zum Klimaschutz fließt dabei in myclimate Klimaschutzprojekte in Entwicklungs- und Schwellenländern. Alle Projekte ersetzen ebenfalls klimabelastende, fossile Energiequellen durch erneuerbare Energie oder energieeffiziente Technologien, beispielsweise die lokale Produktion, die Verteilung und Anwendung von Solarkochern und effizienten Kochern im Südwesten Madagaskars. Der CO2-Emissionsausgleich funktioniert auch hier ebenfalls für Autofahrten, Haushalt, Firma, Events etc.
Je weiter, desto größer der CO2-Fußabdruck: Von München nach Rio de Janeiro in Brasilien und zurück werden bereits 5,04 Tonnen CO2 pro Kopf ausgestoßen, mehr als das Doppelte des klimaverträglichen Jahresbudgets eines Menschen (2.300 kg CO2) und das zweieinhalbfache dessen, was ein Mittelklassewagen in einem gesamten Jahr ausstößt (bei 12.000 km Jahresfahrleistung). Der Kompensationsbetrag würde sich auf 115 Euro belaufen, man kann sich aber auch langsam an die Nachhaltigkeit herantasten und optional beispielsweise nur 50% veranschlagen.
Die weiteren Tipps für nachhaltigen Urlaub
Urlauber sollten sich über die verschiedenen Zertifizierungen im Tourismus informieren und beispielsweise auch ihr Hotel danach auswählen. Um auch die einheimische Bevölkerung von den Devisen profitieren zu lassen (nachhaltige Entwicklung), sollten vor Ort lokale Produkte und Dienstleistungen in Anspruch genommen werden. Und auch bzw. besonders im Urlaub, denn man ist Gast und hat Zeit, sollte auf umweltfreundliches Verhalten geachtet werden, zum Beispiel beim Wegwerfen von Müll.
Neues Sustainable Tourism Management-Masterprogramm
Die Cologne Business School bietet einen neuen Masterstudiengang an, um die speziellen Anforderungen des zukunftsfähigen Tourismus zu lehren. Die Studierenden des Sustainable Tourism Management-Masterprogramms beschäftigen sich daher beispielsweise mit den Gesichtspunkten der Ethik, Verantwortung und Nachhaltigkeit im Tourismus. Der Studiengang wird vollständig in englischer Sprache gelehrt und beinhaltet eine weitere Fremdsprache.
(mb)
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