Türe zum Erreichen der Klimaziele schliesst sich rasant schnell

Bestimmte Klimaziele können nur noch für wenige Jahre erreicht werden: Dies zeigt Thomas Stocker, Klimaphysiker der Universität Bern, in einem Artikel, der am 29.11.2012 in «Scienceexpress», der Vorausgabe der Fachzeitschrift «Science», erschienen ist.

Die Beschränkung des Klimawandels auf maximal 2 Grad Celsius weltweite Erwärmung wurde zum ersten Mal 2009 am Klimagipfel in Kopenhagen verhandelt. Seither sind die CO2-Emissionen weiter gestiegen. Die dringliche Frage ist, ob das angestrebte 2 Grad Celsius-Klimaziel überhaupt noch erreichbar ist.

Thomas Stocker, Klimaphysiker der Universität Bern, zeigt in einem Artikel in der Vorausgabe der Fachzeitschrift «Science», «Sciencexpress», dass bestimmte Klimaziele nur noch für wenige Jahre erreicht werden können. Er veranschaulicht dies anhand eines stark vereinfachten sogenannten Emissionspfads: Dieser geht für einige Jahre von einem «Business-as-usual»-Szenario aus, dem danach weltweite und langfristige CO2-Emissionsreduktionen folgen.

Dabei zeigt sich, dass zur Beschränkung der Erwärmung unter 2 Grad Celsius die Emissionen ab 2020 um mindestens 3.2 Prozent pro Jahr sinken müssen. Wenn solche Massnahmen erst 2032 greifen, müssen die CO2-Emissionen um mehr als doppelt soviel reduziert werden. Falls erst nach 2027 Emissionsreduktionen von maximal 5 Prozent pro Jahr greifen, wird das 2 Grad Celsius-Ziel nicht mehr erreichbar sein – die Türe zur Begrenzung des Klimawandels auf eine Erwärmung von 2 Grad Celsius wird sich für immer geschlossen haben.

Grafik: Thomas Stocker, Universität Bern.

Zur Grafik: Die «Unerreichbaren Bereiche» wachsen rasant schnell: Für ein bestimmtes Klimaziel steigt die erforderliche Emissionsreduktion (in Prozent pro Jahr) stark an. Die rote Linie markiert die Grenze, ab welcher Emissionsreduktionen nicht mehr möglich sind und ein bestimmtes Klimaziel unerreichbar wird. Da Emissionsreduktionen wohl nicht mehr als 5 Prozent pro Jahr schaffen, sind Ziele schon früher nicht mehr erreichbar.

«Dass gewisse Klimaziele bei weiterem CO2-Ausstoss nicht mehr zu erreichen sind, weiss man schon lange», sagt Thomas Stocker. «Aber gerade in Klimaverhandlungen findet diese fundamentale Information wenig Beachtung, weil bisher ein einfaches und einprägsames Bild davon fehlte.»

Die zunehmend technische Diskussion, immer komplexere Klimamodelle und detaillierte Emissionsszenarien sind zwar notwendig, lenken aber laut Stocker von der wesentlichen Tatsache ab, dass mit jedem Jahr «Business-as-usual»-Emissionen die Klimaziele in die Ferne rücken und schliesslich für immer unerreichbar werden.

«Es hat mich sehr frustriert, dass wir aus der Wissenschaft bisher nicht in der Lage waren, diese zentrale und politisch relevante Information in einer einfachen und klaren Grafik auszudrücken», sagt Stocker. Genau dies ist nun möglich, wie er in seinem Beitrag in «Sciencexpress» zeigt.

Der Bereich der «Unerreichbaren Klimaziele» wächst mit dem Aufschieben von globalen Emissionsreduktionen rasant schnell. «Die Türe zu möglichen Klimazielen schliesst sich zunehmend und wohl bald endgültig», meint Stocker.

Bibliografische Angaben:

Thomas F. Stocker: The Closing Door of Climate Targets, Perspectives, Sciencexpress, 29. November 2012. Page 1-4, doi: 10.1126/science.1232468

(Universität Bern 2012)

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