Unternehmensfinanzierung am Scheideweg

DIHK stellt Ergebnisse einer Expertenbefragung vor

 

Der Zugang zu Krediten ist für die Firmen erstmals seit der Finanzkrise wieder etwas einfacher, ihre Eigenmittelsituation hat sich jedoch weiter verschlechtert. Dies belegt eine aktuelle Analyse des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK).

 

DIHK-Chefvolkswirt Dr. Volker TreierDie mehr als 30.000 Gespräche, die die Finanzierungsexperten der Industrie- und Handelskammern (IHKs) im ersten Halbjahr 2010 mit Unternehmen führten, verdeutlichten das Problem: Mit der geschrumpften Eigenkapitaldecke verringert sich die Kreditwürdigkeit der Betriebe. Wenn überhaupt, erhalten sie Fremdmittel nur zu schlechteren Konditionen.

 

"Es kann sich niemand zurücklehnen und sagen, die Finanzmarktkrise liegt hinter uns, was die Unternehmensfinanzierung angeht", kommentierte DIHK-Chefvolkswirt Volker Treier die Resultate der Umfrage gegenüber der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".

 

Die Auswertung der Gespräche mit den Betrieben zeige, dass die Unternehmensfinanzierung an einem Scheideweg stehe. Zwar habe sich die Lage stabilisiert. Aber die Eigenmittelsituation der Firmen habe sich nach Einschätzung von mehr als der Hälfte der IHK-Experten im ersten Halbjahr 2010 weiter verschlechtert. "Damit haben viele Betriebe ihre Polster in der Krise verbraucht", so Treier.

 

Hinzu kämen die strengeren regulatorischen Anforderungen für Kreditinstitute, die anstehenden Rating-Verschlechterungen in Folge schlechter Bilanzen aus 2009 und der wegen der anspringenden Investitionstätigkeit steigende Kreditbedarf. Somit werde sich erst im weiteren Jahresverlauf erweisen, ob die Lage nicht doch noch kippe.

 

Der Zugang zu Bankkrediten hat sich nach Aussage der meisten IHK-Experten nicht verändert (65 Prozent) oder sogar verbessert (19 Prozent). Da nur 16 Prozent eine Verschlechterung sehen, gibt es zum ersten Mal seit Längerem einen positiven Saldo. 55 Prozent der Fachleute sehen eine schlechtere Eigenmittelausstattung als Grund für Finanzierungsprobleme, lediglich 7 Prozent der Unternehmen stehen demnach mehr Eigenmittel zur Verfügung.

 

Auch wenn die Konjunktur zwischenzeitlich wieder angesprungen ist – für die Firmen könnte die dünne Eigenkapitaldecke kritisch werden. Zwar trägt zur Stabilisierung bei, dass sich die Kreditinstitute bei ihren Geschäften mehr auf den Markt der Mittelständler konzentrieren, nachdem andere Geschäfte durch die Krise weggefallen sind. Dem steht jedoch gegenüber, dass sich viele wichtige Mittelstandsfinanzierer wie die Landesbanken etwa bei der Exportfinanzierung aus Geschäften zurückziehen.

 

Der DIHK warnt deshalb davor, die staatlichen Kredit- und Bürgschaftsprogramme aus der Krise vorschnell wieder zusammenzustreichen.

 

 

Quelle: © DIHK

 

 

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