Die Straße von Hormus, das Nadelöhr im Persischen Golf, ist eine der wichtigsten Arterien der Weltwirtschaft: Täglich werden hier 15,5 Millionen Barrel Öl verschifft, das entspricht rund 17% des weltweit gehandelten Öls und rund ein Drittel des auf den Seewegen verschifften. Von diesem Versorgungsweg sind der Irak sowie die Öl- und Gasdiktaturen und -monarchien des Mittleren Ostens (Kuwait, die Vereinigten arabischen Emirate VAE, Katar, Bahrain und die östlichen Ölfelder Saudi-Arabiens) weitgehend abhängig. Im Zuge des militärischen Säbelrasselns zwischen den USA, Großbritannien, Israel und Saudi Arabien auf der einen Seite und ihrem Gegenspieler Iran hat die Islamische Republik wiederholt mit einer militärischen Sperrung der wichtigen und nur 6,4 km breiten Ölhandelsroute gedroht. Laut dem iranischen Konteradmiral Habibulah Sayari sei dies militärisch relativ einfach zu bewerkstelligen – der Iran verfügt über U-Boote, schnelle Torpedoboote und eine vergleichsweise starke Raketenstreitmacht. Dabei genüge es, wenige Tanker gezielt zu versenken, um die Straße vorerst unpassierbar zu machen.
Die Vereinigten Arabischen Emirate haben nun eine Umgehungspipeline errichtet, um diesen iranischen Trumpf zu entschärfen: Die chinesische Petroleum Engineering & Construction hat eine 370 km lange Pipeline von dem Ölfeld Habshan zu dem Hafen von Fudschaira auf der anderen Seite des Nadelöhres fertiggestellt. Die Leistung der Röhre beträgt vorerst 1,5 Millionen Barrel (je 159 Liter) pro 24 Stunden. Experten gehen davon aus, dass die Kapazität bald auf zwei Millionen Barrel gesteigert wird.
Eine weitere Umgehungspipeline, die 480 km lange "Abu Dhabi Crude Oil Pipeline" (ADCOP) bis an die Ölterminals an der Küste des Omans, ist bereits seit Anfang des Jahres in Betrieb. Die Kapazität ist vorerst auf 2,5 Millionen Barrel pro Tag ausgelegt.
(mb)