War früher alles besser?

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… aus der zweiwöchentlichen Kolumne von Alexander Manko, emmenove Wein & Feinkost.

Sie kennen es: "Nach Omas Hausrezept", "Wie anno dazumal", "Nach Hausmacherart". Alles romantisierende Umschreibungen für eine Zeit, in der sowieso alles, vor allem aber das Essen viel besser war. Aber ist dem wirklich so? Der Mensch besitzt ja die Eigenschaft, hauptsächlich die positiven Aspekte in Erinnerung zu behalten.

Die genannten Attribute suggerieren also, daß früher gute Zutaten verwendet wurden, daß früher mit Liebe gekocht wurde, daß die ganze Familie um den Tisch saß, daß das sonntägliche MIttagessen der zentrale Dreh- und Angelpunkt des Wochenendes war. Weiße Tischdecken, schönes Porzellan, Silberbesteck, Frauen mit Schürzen. Ach ja, die gute alte Zeit, als so etwas noch möglich war. Aber heute gibt es das nicht mehr. Ich sage da entschieden: Falsch! Selbstverständlich gibt es das noch! Noch nie, noch nie in der gesamten Geschichte der Menschheit hatten wir in diesem Maße die Wahl, Dinge zu tun oder zu lassen. Die Beschränkungen, denen wir unterliegen, sind minimal. Nur: was machen wir mit dieser Freiheit? Verhältnismäßig wenig. Wir nutzen diese Freiheit einfach nicht, um gut zu leben, um nach unseren eigenen Vorstellungen zu leben, sondern trotten der großen Masse hinterher.

Früher hatten die Menschen schlicht nicht die Auswahl, das zu tun, zu kochen, zu essen, wonach ihnen spontan war. Man mußte dem Zyklus der Jahreszeiten folgen. Fleisch gab es dann, wenn geschlachtet wurde und dann wurde auch alles (alles !!) von einem Schwein, Kalb, Rind oder Lamm verwendet. Wann haben Sie Ihren letzten Schweinskopf verarbeitet? Wir machen regelmäßig Schweinskopfsülze. Der Speiseplan war immer aus einer Not heraus geboren und selbst einfachste Zutaten oder Reste wurden verarbeitet und ergaben ein neues Gericht. Man erfreute sich aber dieser Dinge und das Sonntagsessen war eben der Höhepunkt der Woche.

Heute sind die Supermärkte voll mit Lebensmitteln, es gibt alles und zu jeder Zeit. Leider auch die unsäglichen Produkte der Lebensmittelindustrie. Nur: wenn es nicht die Nachfrage danach gäbe, wären diese Produkte auch nicht auf dem Markt. Es sind also wir selbst, die diese "gute alte Zeit" in weite Ferne rücken, obwohl wir uns danach sehnen. Es sind wir, die sich nicht mehr die Zeit nehmen, nachzudenken, was man kaufen, kochen oder essen kann. Es sind wir, die sich in der Fülle des Angebots nicht mehr zurecht finden und den Leitfaden der Werbung brauchen, die uns schon sagt, was gut für uns ist. Es sind wir, die einfach nicht den Mut haben, den Teufelskreis der Biederkeit, der Mittelmäßigkeit, dem Hinterherlaufen zu durchbrechen und bewußt zu agieren.

Wir selbst haben es in der Hand, wieder einen gemischten Braten von Kalb und Rind in der gußeisernen Reine zu kochen. Wir selbst entscheiden, ob wir aus den fünf einfachen Zutaten Mehl, Eier, Milch, Zwiebeln und Käse köstliche Kässpatzen zubereiten wollen. Nirgendwo ist der nächste Forellenhof weiter als zwanzig Minuten entfernt. Stattdessen wird vollkommen geschmacksneutrales Pangasius-Filet aus verabscheuungswürdiger Aquakultur aus Südostasien gekauft. Und wenn die Verdauung dann irgendwann streikt, gibt es Acitivia. Glauben SIe mir, ein ganz normaler Joghurt tut’s auch!

Wir rennen also der Vorstellung hinterher, daß es diese guten Dinge heute nicht mehr gäbe. Diese Dinge gibt es heute aber mehr denn je. Wir sind nur zu faul, dies anzuerkennen. Insofern: früher war sicher nicht alles besser. Das Leben war beschwerlicher und wir hatten nicht im entferntesten diese Entscheidungsfreiheit darüber, was wir tun und lassen wollen wie heute. Aber: die Menschen von damals würden fassungslos auf uns schauen, wenn sie sähen, wie wenig wir aus unseren Möglichkeiten machen.

Ihr Alexander Manko

 

Über emmenove Wein & Feinkost:

emmenove Wein & Feinkost ist ein junges Unternehmen mit dem Ziel, neue Wege zu beschreiten. Es werden Weine präsentiert, welche von kleinen Weingütern in Italien stammen und von großer Qualität sind. Kurzum: es geht darum, bislang noch weitgehend unbekannte Schätze zu heben und mehr Menschen an deren Genuß teilhaben zu lassen. emmenove Wein & Feinkost setzt dabei auf die persönliche Bindung sowohl zu den Weingütern in Italien als auch zu den Kunden. Exzellente Olivenöle und Spezialitäten vom Cinta-Senese-Schwein sind die logische Konsequenz dieser Ausrichtung auf Qualität zu vernünftigen Preisen. Geführt wird emmenove Wein & Feinkost von Alexander Manko und Rudolf Brunnhuber.

Mehr hierzu finden Sie auf der Website www.emmenove.de.

 

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