… aus der wöchentlichen Business-Kolumne von Ulrich B Wagner mit dem Titel „Me, myself and I – eine Reise in sich hinein und über sich hinaus„.
Vor einigen Jahren erschien auf ARTE TV ein Dokumentarfilm des französischen Regisseurs Loïc Prigent über den New Yorker Modemacher Marc Jacobs, der meinen eigenen Blick auf die Kunst, aber auch den Umgang mit der Kunst nachhaltig beeinflusst hat.
Marc Jacobs, der seine eigene Marke vertreibt und zudem seit über zehn Jahren die Position des Creative Director des Luxuslabels Louis Vuitton innehat, kreiert für Louis Vuitton nicht nur die Prêt-à-Porter Mode, sondern revolutioniert alljährlich mit seinen Ideen die Luxuswelt mit ausgefallenen Taschen in limitierter Ausgabe, die er in Zusammenarbeit mit internationalen Künstlern entwickelt.
Jedes Jahr insgesamt vier Modenschauen. Frühjahr/Sommer, Herbst/Winter, sowohl für das eigene Label als auch für den französischen Luxushersteller, müssen vorbereitet, Ideen entwickelt, ausprobiert und realisiert werden. Ideen werden und müssen so in einem fortlaufenden, teilweise ermüdenden Prozess gefunden, entwickelt, verworfen, neu überdacht und/oder durch neue Einfälle ersetzt oder fortentwickelt werden. Woher kommt er, der Geistesblitz? Woher kommt die geniale Idee oder die wie von Feenhand in den leeren Raum gezauberte kongeniale Inspiration?
Wer weckt uns auf, wenn unsere Kreativität, unser Geist sich von den ermüdenden Umrundungen eines Problems oder einer herausfordernden Aufgabe schlapp zu Bett gelegt hat? Oder anders gefragt: Durch welche inspirierenden Türen tritt sie schließlich ein, die erlösende Idee, der Geistesblitz, die Lösung unseres Problems, und wie geht es dann weiter?
Als ich vor einigen Tagen im Fernsehen das Interview mit unserem Bundespräsidenten anlässlich der Eröffnung der diesjährigen dOCUMENTA (13) sah, fiel mir die Dokumentation mit Marc Jacobs wieder ein. Ausführlich zeigt der Film, wie dieser Ausnahmekreative, der sich selbst mittlerweile vom langhaarigen Nerd zu einem Gesamtkunstwerk entwickelte (Brigitte online), seine leeren Akkus auf ausgiebigen Besuchen von Kunstausstellungen, Auktionen und Atelierbesuchen bei namhaften Künstlern auffüllt. Und dies erweckt auch seine eigene Kreativitätsmaschine zu neuen Höchstleistungen.
Ich habe es in der Folge immer wieder selbst ausprobiert und bin von der Wirkung bis heute immer noch mehr als fasziniert.
Kunst hat eine enorme Wirkung auf unsere Psyche – wenn wir uns auf sie einlassen. Sie kann uns, wenn wir es zulassen und offen bleiben, nämlich nicht nur aufwecken, sondern nachhaltig verändern und uns neue fantastische Möglichkeiten in uns und um uns herum entdecken lassen.
Kunst, Religion und Philosophie wirken meines Erachtens deshalb so besonders, weil sie uns helfen, die Türen aus unserem Alltagstrott zu öffnen. Sie lassen uns für kurze Zeit dem Alltag entfliehen, führen uns zu einem anderen Blick und entführen uns in eine andere, in eine neue Welt, die in der Lage ist, unsere Gedankenwelt zu reinigen, und uns damit hilft, unseren vormals verengten Horizont zu erweitern.
Der Besuch einer Kunstausstellung beruhigt und entschleunigt und fordert uns auf allen möglichen nicht alltäglichen Gebieten heraus. Ein Kunstwerk, wie ein Gemälde oder eine Installation, kann daher mindestens genauso viele Aspekte sichtbar machen, wie es Betrachter gibt. Es ist nämlich nicht nur der Blick des Betrachters, sondern seine ureigene Gedankenwelt, Stimmung und sein jeweiliges Gefühl, das Dinge, Ideen und Antworten für den Einzelnen sichtbar werden lassen.
Kunst verzaubert, Kunst kann uns aufwecken, wie es Joachim Gauck formulierte, Kunst kann darüber hinaus sogar heilsam sein, wie die Kunsttherapie nachgewiesen hat. Von Anbeginn seiner Existenz produziert der Homo sapiens Kunst. Ich für meine Person erachte Kunst daher als genauso lebensnotwenig wie Wasser und Brot.
Wann lassen Sie sich mal wieder aufwecken?
Ich wünsche Ihnen jedenfalls viele inspirierende Momente auf Ihrem ganz persönlichen Kunstausflug.
Ihr Ulrich B Wagner
Zum Autor:
Ulrich B. Wagner, Jahrgang 1967, studierte Psychologie, Soziologie und Rechtswissenschaften an der Johann Wolfgang von Goethe Universität in Frankfurt am Main.
Er ist geschäftsführender Gesellschafter des Instituts für Kommunikation, Coaching und Managementberatung (ikcm) mit Sitz in Bad Homburg und Frankfurt am Main und gleichzeitig Dozent an der european school of design für Kommunikationstheorie sowie Werbe- und Konsumentenpsychologie.
Ulrich Wagner arbeitet als Managementberater und systemischer Coach mit den Schwerpunkten Business- und Personal Coaching, Kommunikations- und Rhetoriktrainings, Personalentwicklung, Begleitung von Veränderungsprozessen und hält regelmäßig Vorträge und Seminare.
Zu erreichen: via Website www.ikcm.de, via Mail uwagner@ikcm.de, via Xing und Facebook (Ulrich B Wagner).