Wegen russisch-türkischer Differenzen dritter Strang bei Nord Stream

Die Gaspipeline Nord Stream soll am Grund der Ostsee russisches Gas unter Umgehung der Transitländer (v.a. der Ukraine) nach Deutschland leiten. Geplant sind zwei Stränge: Der erste wird ab Herbst Gas liefern, der zweite wird derzeit noch verlegt. Da es jedoch unvorhergesehene Verzögerungen bei dem Bau der South Stream gibt, berichten russische Medien über eine eventuelle Erweiterung auf drei Rohrsysteme. Hintergrund: Die South Stream soll durch das Schwarze Meer führen. Allerdings hat Russland von der Türkei immer noch kein grünes Licht für den Bau in türkischen Hoheitsgewässern erhalten. Um die Auslastung des russischen Hüttenkombinats Magnitogorsk (am Bau beider Pipelines beteiligt) zu gewährleisten, will Präsident Medwedew das Thema nun im Rahmen der derzeitigen russisch-deutschen Konsultationen mit Kanzlerin Angela Merkel diskutieren.

Die Tageszeitung „Kommersant“ berichtet über die verworrenen russisch-türkischen Absprachen: „Im August 2009 hatte Wladimir Putin mit dem türkischen Premier Erdogan vereinbart, dass der Unterwasserabschnitt des South Stream über türkisches Territorium verläuft. Im Austausch dafür stimmte Moskau dem Bau einer für die Türkei günstigen Ölpipeline Samsun-Ceyhan zum Nachteil des eigenen Projekts Burgas-Alexandroupolis zu und kam der Türkei in Fragen des Baus des ersten türkischen AKW entgegen, das von Rosatom für die Türkei zu günstigen Konditionen gebaut werden soll. Eine endgültige Genehmigung gab Ankara dennoch nicht.“

Die Türkei dürfte noch länger feilschen, da das Land eine herausragende geostrategische Brückenposition als Energiedrehscheibe für Süd- und Südosteuropa einnimmt und diese auch zunehmend selbstbewusst vertritt. South Stream dürfte jedoch mittelfristig dennoch gebaut werden, um (aus russischer Sicht) das europäische Konkurrenzprojekt Nabucco unter Umgehung Russlands zu verhindern (Minderung der Abhängigkeit Europas von Russland). Profitieren dürfte jedenfalls das Nord Stream Konsortium, als dessen Aufsichtsratschef Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder fungiert. Schröder sitzt auch bereits in dem Aufsichtsrat von Russlands drittgrößtem Ölkonzern TNK-BP, einem Joint Venture des britischen Ölmultis BP und der „Alfa Group und Access Industries“ der russischen Multimilliardäre Viktor Wechselberg, Michail Fridman, German Khan und Leonard Blavatnik. Zudem ist der „Genosse der Bosse“ derzeit für einen Aufsichtsratsposten bei dem russischen Gasmonopolisten Gazprom im Gespräch.
 

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