Wochenrückblick auf Energie und Umwelt: KW 18

Erneuerbare Energien:
1. Eon baut erste kommerzielle Pilotanlage zur Windstromspeicherung im Erdgasnetz
2. Erster Offshore-Windpark eingeweiht – Bahn bietet sein Stromnetz an
3. Elektromobilität auf einer offenen Technologieplattform
4. Ölkonzern Total steigt mit Milliardenzukauf groß in Sonnenkraft ein

Öl, Gas und Kohle:
5. Pilotprojekt zur CO2-Speicherung (CCS) in Brandenburg gestartet

Atomenergie:
6. FRA und GBR blockieren Terror-Check von Atomkraftwerken
7. Arbeiter erstmals wieder im Reaktorgebäude Fukushima-1
8. Entschädigung der Atomopfer kostet Japan 49 Mrd. Dollar

Landwirtschaft und Lebensmittel:
9. Pflanzenschutzmittelrückstände in Lebensmitteln rückläufig
10. Genmais in 7% der deutschen Saatgutproben gefunden
11. Verbraucher emanzipieren sich – „Fair Trade“ legt um 27% zu

 

Erneuerbare Energien:

 

Eon baut erste kommerzielle Pilotanlage zur Windstromspeicherung im Erdgasnetz
Der Energieriese Eon plant den Bau einer ersten kommerziellen Anlage für die Wasserstoffelektrolyse, mit der aus Ökostrom zunächst Wasserstoff erzeugt wird, das dann mit CO2 zur Reaktion gebracht Methan ergibt. Dieses lässt sich als Ökogas problemlos in das bestehende Erdgasnetz einschleusen, so dass die bestehende Gasinfrastruktur aus Pipelines und Gasspeichern zum Ökostromspeicher wird. Die Demonstrationsanlage soll in Norddeutschland gebaut werden. Ziel des Projekts ist es zunächst, die technische und betriebliche Machbarkeit der Gewinnung von Wasserstoff aus Windstrom durch Elektrolyse nachzuweisen. Die Inbetriebnahme ist für 2012 oder 2013 geplant. Die Leistung liege zunächst nur bei etwa einem Megawatt, sei aber ausbaubar.


Erster Offshore-Windpark eingeweiht – Bahn bietet sein Stromnetz an
Die Offshore-Windkraft steckt in Deutschland bislang noch in den Kinderschuhen. Nun wurde mit Baltic 1 der erste rein kommerzielle Offshore-Windpark in Deutschland eröffnet. 16 Kilometer vor der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst (Ostsee) erzeugen die 21 Windkraftanlagen des Energieversorgers EnBW rund 50 MW Strom, das entspricht dem Verbrauch von 50.000 Haushalten. Ein zweiter Ostsee-Windpark von EnBW vor Rügen soll mit 80 Windkraftanlagen ab 2013 Strom für weitere rund 340.000 Haushalte erzeugen. Die Investitionen liegen zusammen bei 1,2 Milliarden Euro. Erst vor einem Jahr hatte Bundesumweltminister Norbert Röttgen das Offshore-Testgebiet „Alpha Ventus“ mit zwölf Windrädern in der Nordsee eingeweiht (60 MW). Beim Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) liegen insgesamt Anträge für weitere 56 Windparks in der Nordsee mit einer maximalen Gesamtleistung von mehr als 20 Gigawatt vor. Zur Lösung des Problems der fehlenden Stromtrassen hat sich nun erneut die Deutsche Bahn ins Spiel gebracht: Sie bietet die Nutzung ihres bisher exklusiv genutzten Stromnetzes aus 7.800 Kilometer Hochspannungsleitungen zum Transport von regenerativ erzeugter Energie an. Auf Einladung der Bundesnetzagentur fand hierzu ein weiteres Treffen der Vertreter des Wirtschafts- und Verkehrsministeriums, der Bahn, des Eisenbahn-Bundesamts und der Betreiber von Stromnetzen statt. Eine vollständige Integration des Bahnstromnetzes in die anderen Leitungsverbünde sei durchaus möglich. So heißt es aus Bahnkreisen: „Alles ist möglich, wenn für die Bahn keine zusätzlichen Kosten entstehen.“ Eine Machbarkeitsstudie soll dies nun erörtern. Laut einem internen Papier der Bahn vom Herbst 2010 würde sich die Kosten für einen Ausbau des bahneigenen Stromnetzes auf bis zu 2,5 Milliarden Euro belaufen. Das ist nur ein Bruchteil der bisher geschätzten Kosten für einen Ausbau des Stromnetzes um bis zu 3.600 Kilometer. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hatte den Investitionsbedarf für neue Stromnetze bislang auf bis zu 40 Milliarden Euro geschätzt.

 

Elektromobilität auf einer offenen Technologieplattform
Am Werkzeugmaschinenlabor (WZL) der RWTH Aachen wird in enger Kooperation mit der mittelständischen Industrie ein neuartiges Elektrofahrzeug entwickelt. Alle beteiligten Unternehmen und Forschergruppen testen dabei auf einer offenen Technologieplattform die Rahmenbedingungen einer optimierten Elektrofahrzeugentwicklung. Dabei werden die mittelständischen Firmen des Konsortiums in die Entwicklungs- und Produktionsschritte einbezogen und gleichzeitig das gewonnene Wissen aus diesem Projekt für die gesamte Wirtschaft aufbereitet, so dass auch die großen Automobilhersteller davon profitieren können. Insgesamt werde damit die Wettbewerbsfähigkeit des Produktionsstandortes Deutschland allgemein gesteigert. Konkret heißt es: „Wir betreiben hier eine Qualifizierung des Mittelstandes, indem wir das technologische Rüstzeug für den Automobilbau der Zukunft mit ihm entwickeln.“ Das so entwickelte E-Auto „StreetScooter“ soll nur rund 5.000 Euro plus Batterieleasing kosten. In einer Kleinserie von 2.000 Exemplaren soll das Projekt zunächst gleichzeitig verifiziert wie auch realisiert werden, bevor es dann in die Serienproduktion geht. Wo möglich wird auf Standardprodukte zurückgegriffen, die zum Teil adaptiert oder leicht modifiziert werden, um die Kosten möglichst gering zu halten. Gleiches gilt für den Bau des Autos: Aufgrund des innovativen Produktionskonzepts wird der StreetScooter mit 20 anstatt der üblichen 100 Montagestationen auskommen.

 

Ölkonzern Total steigt mit Milliardenzukauf groß in Sonnenkraft ein
Der französische Ölkonzern Total (der größte Konzern Frankreichs, der viertgrößte Ölgigant weltweit und zugleich eines der größten Chemieunternehmen) will für 1,4 Milliarden Dollar 60 Prozent am US-Photovoltaik-Unternehmen Sunpower übernehmen und damit groß in den Solarmarkt einsteigen. Der Kurs der Sunpower-Aktie schoss darauf hin mit einem Plus von 40 Prozent durch die Decke. Die beiden Aufsichtsräte haben bereits ihre Zustimmung erteilt. Total-Manager Philippe Boisseau sprach in diesem Zusammenhang sogar von einem wichtigen Schritt, zu einem der größten Solarunternehmen der Welt zu werden. Das in Kalifornien ansässige Solarunternehmen hatte letztes Jahr einen Umsatz von 2,2 Milliarden Dollar erwirtschaftet und soll auch nach der Transaktion mit dem bisherigen Managementteam weiterarbeiten. Total will der neuen Tochter zudem ein Kapitalvolumen von einer Milliarden Dollar über die nächsten fünf Jahre bereitstellen, um die Expansion der Solaraktivitäten weiter zu fördern. Zuvor hatte Total bereits angekündigt, das französische Solarunternehmen Tenesol eingliedern zu wollen.


Öl, Gas und Kohle:


Pilotprojekt zur CO2-Speicherung (CCS) in Brandenburg gestartet
Die CO2-Abtrennung aus der Verstromung von Kohle und die unterirdische Speicherung in Gesteinsschichten wird als CCS abgekürzt, für „Carbon Capture and Storage“. Die Technologie ist äußerst umstritten. Die Kohlekraftwerksbetreiber argumentieren, dass wegen der knappen und teuren CO2-Verschmutzungsrechte die Kohleverstromung ohne die Technik in absehbarer Zeit nicht mehr wirtschaftlich sein könne. Die CCS-Technik würde zudem helfen, die Klimaschutzziele einzuhalten. Als Kritiker positioniert sich unter anderem die Wasserwirtschaft, die eingehend vor den Gefahren der CO2-Speicherung warnt. Demnach kann das Einpressen des Kohlendioxids zu unkalkulierbaren Risiken für das Trinkwasser und zu einer „irreversiblen Kontamination“ des Grundwassers mit Schadstoffen führen. Nun hat der Energieriese Vattenfall am Mittwoch im brandenburgischen Ketzin einen Pilotversuch zur CCS-Speicherung gestartet. Ein Tanklastzug brachte dafür 23 Tonnen flüssiges CO2 aus der Vattenfall-Pilotanlage Schwarze Pumpe nach Ketzin, das in den kommenden vier Wochen in den 650 Meter tiefen Gesteinsschichten unterirdisch verpresst werden soll. Insgesamt sollen so 2.000 Tonnen CO2 verpresst werden, um zu beobachten, „wie sich das CO2 unter der Erde ausbreitet und welche Wechselwirkung es mit dem unterirdischen Gestein eingeht“, so Michael Kühn, der Leiter des GFZ-Zentrums für CO2-Speicherung. Die schwarz-gelbe Koalition hatte Mitte April mit einem Entwurf für ein sogenanntes CCS-Gesetz den Weg für die umstrittene Technik geebnet. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) forderte unterdessen erneut den sofortigen Stopp der unterirdischen CO2-Speicherung. „Das ist ein verantwortungsloses Vorgehen. Die Landesregierung spielt mit dem Leben der Bürger.“ Forschung und Wissenschaft würden längst noch nicht über genügend Erkenntnisse verfügen, welche Auswirkungen die unterirdische Speicherung von Kohlendioxid habe.


Atomenergie:


FRA und GBR blockieren Terror-Check von Atomkraftwerken
Vor dem Hintergrund der Atomkatastrophe in Japan hatte das atomkraftfreie Österreich einen EU-weiten Stresstest der Atomkraftwerke angestrengt. Ein möglicher Terroranschlag soll dabei allerdings – anders als in Deutschland – nicht untersucht werden. Dagegen haben sich nun Frankreich und Großbritannien, wohl im Hinblick auf ihre zum Teil sehr maroden AKWs, stark gemacht. So werde wohl eine Untersuchung der 143 AKWs in der EU auf eine ausreichende Sicherung gegen Flugzeugabstürze, Terroranschläge oder auch menschlichem Versagen nicht stattfinden. „Die Interessen sind hier nicht deckungsgleich“, heißt es formell aus Kreisen der EU-Kommission. Konsens bestehe lediglich darüber, die Folgen von Naturkatastrophen zu testen: Erdbeben, Hochwasser sowie extreme Hitze und Kälte. Eine Entscheidung über den Maßnahmekatalog und die Prüfkriterien soll bis zum 12. Mai vorliegen. Die Stresstests werden dann bis Jahresende durchgeführt. EU-Energiekommissar Günther Oettinger spricht nun davon, dass zumindest die Mitgliedstaaten, die das wollen, ja einen umfassenderen freiwilligen Atomstresstest durchführen können. Die EU-Kommission bemühte sich allerdings, die Verbesserungen gegenüber dem monetanen desolaten Zustand herauszustellen. Dank der Stresstests, so zitiert die Süddeutschen Zeitung, könne die Behörde nun erstmals die Baupläne aller Meiler einsehen und sie erhalte auch einen Überblick über alle Standorte. Die EU-Länder müssten zudem erstmals erklären, welche Sicherheitsstandards sie ihren Bau- und Betriebsgenehmigungen zugrunde gelegt hätten. Das sei "ein großer Fortschritt".

 

Arbeiter erstmals wieder im Reaktorgebäude Fukushima-1
Arbeiter haben erstmals wieder ein Reaktorgebäude in dem havarierten Atomkraftwerk Fukushima-1 betreten. In dem Reaktorgebäude 1 sollen sie Filter installieren, mit denen radioaktive Partikel aus der Innenraumluft entfernet werden sollen. Die Kontamination der Luft in dem Gebäude soll dadurch um 95 Prozent reduziert werden, um anschließend das Kühlsystem wieder installieren zu können. Die Männer sollen in kleinen Gruppen arbeiten, von denen jede nur/bis zu zehn Minuten in dem Reaktor bleiben soll.

 

Entschädigung der Atomopfer kostet Japan 49 Mrd. Dollar
Japans Regierung hat die Kosten für die Entschädigung der Opfer der Atom-Katastrophe in Fukushima I berechnet. Demnach müssen die japanischen Behörden gemeinsam mit dem AKW-Betreiber Tepco knapp 49 Milliarden Dollar bezahlen. Tepco soll dabei für die Hälfe der Kosten aufkommen. Die Gelder sollen bis spätestens 2015 ausgezahlt werden. Wie viele Japaner entschädigt werden sollen wurde indes noch nicht bekannt. Allerdings wurde gleichzeitig eingeräumt, dass sich die Gesamtsumme der Entschädigungszahlungen noch weiter erhöhen könnte.

 

Landwirtschaft und Lebensmittel:

 

Pflanzenschutzmittelrückstände in Lebensmitteln rückläufig
Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit hat seine jährliche Untersuchung zu Pflanzenschutzmittelrückständen veröffentlicht. Aus der aktuellen „Nationalen Berichterstattung Pflanzenschutzmittelrückstände in Lebensmitteln 2009“ geht hervor, dass die Überschreitungen weiter kontinuierlich abnehmen. Die Überschreitungen des geltenden Rückstandshöchstgehaltes gingen demnach von 2,7 Prozent 2007 über 1,9 Prozent 2008 auf nun 1,6 Prozent im Jahr 2009 zurück. Noch deutlicher zeigte sich diese Entwicklung bei Lebensmitteln aus den anderen EU-Staaten: Während 2007 noch bei 5 Prozent aller untersuchten Proben Überschreitungen der Rückstandshöchstgehalte auftraten, ging dieser Wert 2008 auf 3 Prozent und 2009 auf 1,5 Prozent zurück. Als Grund wird vor allem das vollständige Inkrafttreten der Verordnung (EG) Nr. 396/2005 angeführt, durch die seit dem 1. September 2008 EU-weit einheitliche Rückstandshöchstgehalte gelten. Das Niveau ist bei Erzeugnissen aus Drittländern außerhalb der EU allerdings noch deutlich höher: Der Anteil der beanstandeten Proben reduzierte sich von 9,5 Prozent im Jahr 2007 über 9,1 Prozent 2008 auf immer noch hohe 8,6 Prozent in 2009.

 

Genmais in 7% der deutschen Saatgutproben gefunden
Die unkontrollierte Ausbreitung und Verunreinigung des Saatguts in Deutschland durch gentechnisch veränderten Mais nimmt rasend schnell zu. Die Verunreinigung kann dabei durch Pollenflug, Insektenübertragung oder Vermischung nach der Ernte herrühren. 2008 waren es noch 2,1 Prozent der Proben, 2009 bereits 5,7 Prozent und 2010 dann 6,2 Prozent der Proben, die wegen gentechnischer Verunreinigung aus dem Verkehr gezogen werden mussten. Laut Greenpeace und der Biobauern-Verband Bioland wurden nun in 7 Prozent der Proben (29 von insgesamt 417 Maisproben) Verunreinigungen entdeckt. Die beiden Organisationen betonten daraufhin die Wichtigkeit, dass die Null-Toleranz-Grenze für Verunreinigungen im Saatgut weiter Bestand habe. Die meisten Verunreinigungen fanden die Kontrolleure in Bayern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Keine Verunreinigungen fanden die Behörden hingegen in Thüringen, Hessen und im Saarland.

 

Verbraucher emanzipieren sich – „Fair Trade“ legt um 27% zu
Der Fairtrade-Markt in Deutschland hat im Jahresvergleich um 27 Prozent zugelegt. Damit hält das zweistellige Wachstum bereits im siebten Jahr an. Das Fairtraid-Label setzt sich für bessere Arbeitsbedingungen und gerechtere Löhne in den Entwicklungsländern ein. Damit nehmen die deutschen Verbraucher immer stärker ihre Konsumentenmacht im Sinne einer sozialen Verantwortung war – allerdings mit viel Luft nach oben: Der Umsatz hierzulande betrug 2010 nur rund 340 Millionen Euro. Das wichtigste Produkt bleibt traditionell mit über 50 Prozent Anteil der Kaffee. Beliebt sind auch fair gehandelte Blumen aus Kenia und Tansania, Fruchtsäfte, Schokolade, Honig und Bananen, sowie auch zunehmend Textilien: Fair gehandelte Textilien und Baumwollprodukte legten um 29 Prozent auf 2,6 Millionen verkaufte Einzelstücke zu.

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