WZB: Führungskräfte sehen demografischen Wandel als die größte Herausforderung

Mehr als die Hälfte der Führungskräfte in Deutschland (60 Prozent) betrachten den demografischen Wandel als die größte gesellschaftliche Herausforderung unserer Zeit. An zweiter Stelle steht für die Befragten die aus der Finanzkrise resultierende Wirtschafts- und Staatsschuldenkrise (48 Prozent). Dies zeigt die Befragung von 354 Top-Entscheidern aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Justiz, Militär, Kirchen und Medien durch ein Forscherteam des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB). Es ist die erste umfassende Führungskräfte-Befragung in Deutschland seit 18 Jahren.

Ehrgeiz spielt bei Führungskräften keine Rolle

Im Fokus der Befragung standen die Werte und Einstellungen der befragten Führungskräfte. Als Motiv für die Ausübung der jeweiligen Spitzenfunktionen nannten fast alle Befragten den Wunsch, die Gesellschaft mitgestalten zu wollen (92 Prozent). Gesellschaftliche Verantwortung nennen zwei Drittel der Befragten als wichtigsten persönlichen Antrieb. Ehrgeiz dagegen spielt für 31 Prozent der Männer und 23 Prozent der befragten Frauen eine zentrale Rolle.

Bemerkenswert war für die Forscher des WZB die Diskrepanz zwischen der Einschätzung der eigenen Motivlage und die der „Kollegen“. Während die positiv besetzten Motive Gestaltungswille und Verantwortung häufig für sich selbst als Werte in Anspruch genommen werden, gelten den Spitzenkräften die anderen Entscheidungsträger als weniger gemeinwohlorientiert. Nur 22 Prozent der Befragten glauben, dass der Wunsch „Verantwortung zu übernehmen“ das wichtigste oder zweitwichtigste Motiv für andere Führungskräfte ist.

Demografischen Wandel gestalten ist wichtigstes Ziel

60 Prozent der befragten Top-Entscheider sehen es als das wichtigste Ziel an, den demografischen Wandel erfolgreich zu gestalten. Sehr zufrienden sind die Führungskräfte mit der Situation von Bildung und Wissenschaft in Deutschland. Nur 19 Prozent der Befragten schätzen dieses Thema als Problem ein. Fast die Hälfte (48 Prozent) sehen in der Finanzkrise eine große Herausforderung.

Keine direkte Mitentscheidung bei Gesetzen

Die Befragung zeigt auch Unterschiede zwischen den gesellschaftlichen Sektoren auf. Die Top-Entscheider in Politik und Verwaltung ist in extrem hohem Maß konzentriert auf Kontakte im eigenen Umfeld. Die Wirtschaft ist dagegen nach der Selbstauskunft stärker außenorientiert und pflegt vor allem Kontakte in die Bundespolitik. Große Einigkeit besteht in Deutschlands Elite bei einigen Fragen zur Demokratie: 90 Prozent der Befragten würden bei wirklich wichtigen Gesetzen den Bürgern lieber keine direkte Mitentscheidung ermöglichen.

Über die Studie

Die Befragung, die zwischen Oktober 2011 und Oktober 2012 stattfand, liefert Einsichten in die Einstellungen der Führungskräfte über weitere gesellschaftliche Themen wie Spenden, Entwicklungshilfe, Zufriedenheit mit Institutionen sowie Integration von Migranten. Die Zusammenfassung der Studie „Entscheidungsträger in Deutschland: Werte und Einstellungen“ finden Sie unter folgendem Link. Das WZB Discussion Paper informiert zusätzlich über das Studiendesign.

(WZB)

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