… aus der wöchentlichen Kolumne rund um „Spiritualität & Business“ von Hans-Jürgen Krieg.
Die klassische Vorgehensweise im Business sieht so aus: Wir legen die Ziele fest, die wir erreichen wollen. Die Ziele untermauern wir mit Budgets, damit die Finanzierung der notwendigen Vorhaben sicher gestellt ist. Die Maßnahmen zur Zielerreichung werden in einer Planung in eine logische und zeitliche Reihenfolge gebracht und umgesetzt. Alles läuft linear ab. Einzelne Prozesse greifen ineinander, wie die Räder in einem Uhrwerk und führen mehr oder weniger genau zum gewünschten Ergebnis. Ungeplante Ereignisse sind Störgrößen in dieser Vorgehensweise. Sie werden, soweit es geht, ignoriert oder führen zu Planmodifikationen.
Was dabei herauskommt, wenn ein solch lineares, mechanistisches Verständnis die Unternehmenswelt bestimmt, sehen wir, wenn wir die Augen aufmachen. Wir leben in einer mechanisierten technischen Welt, in der Menschlichkeit und eine wahre Natur nicht viel zählen und die nicht davor Halt macht, immer schlechtere Nahrungsmitteln zu produzieren und uns über Werbung Krankheiten einzureden, damit sie uns teure Medikamente verkaufen kann.
Sind Ziele setzen und planen aus spiritueller Sicht überflüssig? Nein, natürlich nicht. Sie haben ihre Berechtigung in einer Welt, die alles in lineare Prozesse auflösen muss, um damit überhaupt umgehen zu können. Aber sie dürfen nicht das Einzige sein, was praktiziert wird. „Sowohl, als auch“ lautet die entscheidende Botschaft. Sowohl spirituell leben, als auch Ziele setzen und planen. Beides dann und dort, wo es am besten passt und wo es, von innen heraus, stimmig ist. Die Unternehmenswelt braucht eine zweite Option, die sie gemeinsam mit der klassischen Zielsetzung und Planung anwenden kann. Wie sieht diese aus?
Ein paar Anmerkungen vorweg. Ein spirituelles Unternehmen ist sich seiner endlichen Fähigkeiten bewusst und weiß, dass es einer höheren Macht vertrauen kann. Es will nicht alles selbst regeln, da es davon überzeugt ist, dass die Zusammenhänge in der Welt viel komplexer sind, als es das selbst überblicken kann. Und es kennt gewisse Gesetzmäßigkeiten, die den Lauf der Welt bestimmen, und die es gezielt anwendet.
Da Leben gegenwärtig ist, sind Ziele für ein spirituelles Unternehmen nur mit den energetischen Kräften relevant, die im Jetzt wirken. Wenn Ziele, dann müssen diese die Haltung der Betroffenen in der Gegenwart verändern. In diesem Zusammenhang wirkungsvoll ist zum Beispiel die Abgabe einer Deklaration darüber, was das „Ich bin“ des Unternehmens ausmacht. Dieses „Ich bin“ beschreibt, worin die Seele des Unternehmens liegt und welche inneren und äußeren Zustände das Unternehmen aktuell (er)lebt. Dabei können durchaus Zustände formuliert werden, die im Sinne einer Vision in der tatsächlich erlebten Realität noch nicht sichtbar sind. Die also erst noch eintreten müssen. Wichtig ist dabei aber, dass die Zustände von den Beteiligten als bereits eingetreten betrachtet und erlebt werden.
Eine kraftvolle Deklaration des „Ich bin“ wird mehrere Effekte gleichzeitig auslösen. Es wird die Bewusstheit der Betroffenen erhöhen, deren Sichtweise erweitern und deren Denken verändern. Es wird dem Unternehmen eine Orientierung geben, die die Richtung vorgibt, in die es sich bewegen wird. Und es wird die übergeordneten Rahmenbedingungen verändern, die die Wirklichkeit des Unternehmens potenziell beeinflussen. Ein starkes „Ich bin“ modifiziert die Chancen, die ein Unternehmen hat. Es verändert Wahrscheinlichkeiten, so dass möglich wird, was bisher unmöglich war.
Da durch die Veränderung der Rahmenbedingungen viel Unvorhergesehenes möglich wird, wird das spirituelle Unternehmen seine Aktivitäten nicht in genauen Plänen festzerren. Das würde den Erlebnishorizont und die Sichtgrenzen wieder fundamental einengen. Im Gegenteil. Es wird offen sein für das, was geschehen will. Deshalb konzentriert es sich darauf, achtsam wahrzunehmen, was in seinem Inneren und Äußeren geschieht. Es wird Augen und Ohren offen halten für das, was die Welt ihm signalisiert.
Aus dem Wahrgenommenen wird das Unternehmen das auswählen, was es erleben will. Dabei wird es sich maßgeblich von der Intuition der Beteiligten leiten lassen. Es wird entschlossen und fokussiert entscheiden und handeln. Die Handlungen werden die gemachten Erfahrungen in der Welt verändern. Der Kreis schließt sich. Was immer sein wird, es wird von den Betroffenen als wertvoll und bereichernd erlebt werden. Denn etwas anderes ist nicht möglich, wenn ein Unternehmen seiner eigenen Spiritualität folgt.
Wie gesagt, entscheidend ist, dass jedes Unternehmen für sich den Weg findet, den es gehen will. Sowohl, als auch, lautet die wichtige Devise. Sowohl spirituell, als auch Ziele setzend und planend. Jeder so, wie es von innen heraus stimmig ist.
Ihr Hans-Jürgen Krieg
Über den Autor
Hans-Jürgen Krieg ist Autor der Buchserie „Der kleine Igel“. Er coacht Unternehmen und Personen im Hinblick auf die praktische Nutzung ihrer spirituellen Potenziale. Mit seinem tiefgreifenden Verständnis für die Zusammenhänge des Lebens und seiner über 30 Jahren Erfahrungen im Geschäftsleben unterstützt er die Beteiligten beim Bau von Brücken, mit denen sie die reale Welt mit ihrer „inneren Quelle“ verbinden.
Weitere Informationen finden Sie unter www.ifef.de.