Kontroverse um die Förderungskürzung der Kernfusion

In dem geplanten „Internationalen thermonuklearen Experimentalreaktor“ (Iter) soll ab 2018 die Kernfusion erforscht werden. In dem Prozess verschmelzen die Wasserstoffsorten Deuterium und Tritium zu Helium-Atomen und setzen dabei gigantische Mengen nutzbarer Energie frei: Ein Gramm Brennstoff könnte 90.000 Kilowattstunden Energie erzeugen, das entspricht der Verbrennungswärme von 11 Tonnen KohleDie Reaktion gilt als sicher, da sie sich anders als bei der Kernspaltung nicht verselbstständigen kann. Allerdings sind die Probleme, die Kernreaktion überhaupt am Laufen zu halten, enorm: Das Plasma muss von einem starken Magnetfeld eingeschlossen auf über 100 Millionen Grad Celsius erhitzt werden. Aufgrund dieser Herausforderung dürfte die Technologie erst ab 2050 kommerziell nutzbar sein – zu diesem Zeitpunkt werden die Industrieländer ihren CO2-Ausstoß allerdings aufgrund der internationalen Klimaabkommen und durch die Weiterentwicklung der Erneuerbaren Energien bereits um 80 bis 95 Prozent reduziert haben. Die Notwendigkeit des Projekts wird damit in Frage gestellt. Zur erneuten Diskussion haben jetzt die ausufernden Kosten beigetragen. Die Kosten für den Experimentalreaktor Iter haben sich mit dem Stand von Mitte 2010 bereits von fünf auf 15 Milliarden Euro verdreifacht (Europa trägt 50 Prozent, den Rest die USA, China, Russland, Japan, Indien und Südkorea). Kritiker argumentieren daher, diese Forschung würde die gegenwärtige Energiewende behindern und den finanziellen Rahmen für andere sinnvolle Vorhaben beschränken. So hatte dann auch die EU (Europäische Atomgemeinschaft) im November 2010 ihr Engagement für Iter bekräftigt, aber gleichzeitig den europäischen Beitrag zur Bauphase des Iter bis 2020 auf 6,6 Milliarden Euro begrenzt und zugleich den anerkannten Bedarf von 1,4 Milliarden Euro in den Jahren 2012-2013 um 100 Millionen Euro zu reduzieren. Der Bundesrat hatte diesem Beschluss zur Beschränkung der Kernfusionsforschung am letzten Freitag zugestimmt. Wiederspruch kommt nun allerdings aus Berlin. Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundesforschungsministerin Annette Schavan bekräftigten am Rande des Energiegipfels in Berlin das Festhalten an den deutschen Forschungsprojekten zur Kernfusion. Dabei geht es vor allem um den Greifswalder Standort des Max-Planck-Instituts für Plasmaphysik, an dem mit dem Experiment „Wendelstein 7-X“ die Grundlagen der extrem Leistungsstarken Magnetfelder für den Einschluss des Plasmas erarbeitet werden. Merkel: Der Bund werde seine Mittel für „Wendelstein 7-X“ nicht kürzen „Wir werden das Forschungsprojekt nicht aufgeben.“ 

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