Roundup von Monsanto: Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat in 70 Prozent der Deutschen nachgewiesen

BUND hat das Pflanzenschutzmittel Glyphosat im Urin von Großstädtern aus 18 europäischen Staaten nachgewiesen / 70 Prozent aller Proben in Deutschland sind belastet

Glyphosat ist der Wirkstoff der weltweit am häufigsten eingesetzten Unkrautvernichtungsmittel. Es ist z.B. in „Roundup“, dem europaweit am meisten verkauften Pestizid, enthalten. Unter dem Markennamen Roundup vertreibt der umstrittene US-Konzern Monsanto in über 130 Ländern eine Serie von Breitbandherbiziden, die unspezifisch gegen viele Pflanzenarten wirken. Im Privatverbraucherbereich wird Roundup in den USA und fast allen Ländern Europas exklusiv von The Scotts Miracle-Gro Company und der deutschen Tochterfirma Scotts Celaflor vermarktet.

Glyphosathaltige Herbizide werden auf rund 40 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche in Deutschland eingesetzt, aber auch im Weinbau, in Parks oder von Privatpersonen in Hausgärten. Hersteller und Gartenmärkte gaukeln dabei den Kleingärtnern eine Unbedenklichkeit von Roundup vor. In großem Stil wird Roundup von Monsanto auch beim Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen aus dem Haus Monsanto ausgebracht, wie beispielsweise in Nord- und Südamerika und Indien. Neben Monsanto bieten auch Bayer, Syngenta und BASF Unkrautvernichtungsmittel an, die Glyphosat enthalten.

Auswirkungen von Glyphosat auf die Gesundheit

Glyphosathaltige Herbizide können sich verheerend auf die menschliche Gesundheit auswirken (siehe den Video-Beitrag von ZDF-Zoom). Glyphosat wirkt nachweislich bereits in geringen Dosen toxisch auf menschliche Zellen, z.B. auf Embryonal- und Plazenta-Zellen. Glyphosat steht auch im Verdacht, das menschliche Hormonsystem negativ beeinflussen und kann irreversible Auswirkungen auf besondere Lebensabschnitte haben, wie besonders in der Schwangerschaft oder im Wachstum.

Mehrheit der EU-Bürger mit Unkrautvernichtungsmitteln belastet

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und sein europäischer Dachverband Friends of the Earth (FOE) haben am 13.6.2013 die Ergebnisse einer europaweiten Untersuchung zu Rückständen auf das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat in Menschen veröffentlicht. Dies war laut Auskunft von BUND die erste Studie dieser Art. Bei den Stichproben wurde der Wirkstoff im Urin von Großstädtern aus 18 europäischen Staaten nachgewiesen. Deutschland gehört dabei mit einem Wert von 70 Prozent aller Proben zu den besonders belasteten Ländern. Als Grund wird u.a. die extensive Landwirtschaft und die Gedankenlosigkeit der Anwender angeführt.

Belastung nach Ländern

Untersucht wurden Probanden im Alter von 15 bis 65 Jahren, sowohl Fleischesser als auch Vegetarier, die sich nach eigenen Angaben überwiegend von konventionellen Lebensmitteln ernähren. 90 Prozent der untersuchten Malteser hatten Glyphosat im Körper; bei Briten, Polen und Deutschen lag der Wert bei 70 Prozent. 63 Prozent der Niederländer, 60 Prozent der Tschechen und jeweils 55 Prozent der Belgier und Letten waren belastet. Bei 50 Prozent der Zyprioten wurde das Herbizid im Urin nachgewiesen; bei Spaniern und Kroaten waren es 40 Prozent. Ungarn und Franzosen waren zu 30 Prozent, Österreicher und Georgier zu 20 und Schweizer lediglich zu 17 Prozent belastet. Und nur 10 Prozent der Bulgaren und Mazedonier hatten das Unkrautvernichtungsmittel im Urin.

Reaktion der Umweltverbände

Hubert Weiger, BUND-Vorsitzender: „Es ist erschreckend, dass fast die Hälfte der Bewohner von Großstädten in Europa Glyphosat im Körper hat. Dabei ist Glyphosat nicht das einzige Pestizid, dem die Menschen ausgesetzt sind. Außer in Malta treten Höchstbelastungen ausgerechnet bei den Bewohnern jener Länder auf, die wie Deutschland, Großbritannien, Polen und die Niederlande intensive Landwirtschaft auf Kosten der Umwelt betreiben. Es wird höchste Zeit, den Pestizideinsatz im Agrarsektor deutlich zu reduzieren.“ Laut Weiger sei es inakzeptabel, dass die zuständige Bundesagrarministerin Ilse Aigner vor der Pestizidbelastung der Bevölkerung die Augen verschließe. Dies rieche förmlich nach Lobbyismus für die Herstellerfirmen.

Jürgen Stellpflug, Chefredakteur der Zeitschrift „Ökotest“: „Wir von ÖKO-TEST haben Mehl, Haferflocken und Backwaren auf Glyphosat untersuchen lassen und wurden in 14 von 20 Proben fündig. Vor allem waren acht der zehn untersuchten Brötchen belastet, was zeigt, dass Glyphosat die Backtemperaturen übersteht. Unsere Testergebnisse zeigen, dass Glyphosat über Lebensmittel in die Körper der Menschen gelangt. Glyphosat gehört nicht ins Essen, Pestizide gehören nicht in den menschlichen Körper. Erschreckend ist das Versagen der Behörden, die ausgerechnet bei Glyphosat, dem am häufigsten eingesetzten Pestizid der Welt, kaum Untersuchungen auf derartige Belastungen durchgeführt haben.“

Heike Moldenhauer, BUND-Gentechnikexpertin: „Was die zuständigen Behörden versäumen, haben wir getan. Unsere Analysen bestätigen den Verdacht, dass die Bevölkerung in Europa zu weiten Teilen mit Glyphosat belastet ist. Woher die Rückstände im Einzelnen kommen, muss endlich genau untersucht werden. Entsprechend seiner Auskunft hatte keiner der von uns untersuchten Stadtbewohner – zum Beispiel in seinem Garten – selbst Glyphosat eingesetzt. Folglich stammen die Belastungen aus Quellen, die der Einzelne nicht zu verantworten hat.“

Weiterführende Informationen:

– zur ausführlichen BUND-Analyse „Glyphosat im Urin“
– Hintergrundpapier zum Einsatz von Glyphosat
– Offener Brief an Ministerin Aigner

(mb)

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