Deutschland überholt China 2012 beim Exportüberschuss – OECD warnt

Laut der Herbstprognose der OECD könnte Deutschland 2012 den höchsten Leistungsbilanzüberschuss der OECD aufweisen und sogar den momentanen Exportweltmeister China überflügeln (für China wird aufgrund anziehender Importe mit einer Halbierung des Überschusses auf 5% des BIP in 2012 gerechnet). Der deutsche Exportüberschuss könnte dann 2012 auf sieben Prozent des BIP wachsen und damit nahe an den Deutschen Rekordwert von 7,6% aus dem Jahr 2007, der umgerechnet in Euro damals rund 250 Mrd. Euro betrug. In demselben Jahr erwirtschafteten die USA ein Saldo in der Leistungsbilanz von -731 Mrd. Euro (5,3% des BIP).
Derzeit drehen sich international und europaweit die Diskussionen um das erstrebte Ziel einer ausgeglichenen Leistungsbilanz: Defizitländer sollen nachhaltiger werden, Überschussländer ihre (oftmals vernachlässigten) Binnenmärkte entwickeln, wodurch sie unter anderem auch unabhängiger von exogenen Schocks werden. Die USA wollen eine Obergrenze von 4% für Exportüberschüsse erwirken. Auch die EU-Kommission hatte bereits auf dem Höhepunkt der Griechenlandkrise im Frühjahr 2010 auf die Notwendigkeit des Abbaus der Handelsungleichgewichte – sowohl der Defizite als auch der Überschüsse – hingewiesen. Die OECD wies nun in ihrer gerade vorgelegten Herbstprognose in dieselbe Richtung.
Das Beispiel Finanzkrise 2008 hat gezeigt: Nach dem deutschen Rekordüberschuss folgte wegen der extremen Abhängigkeit Deutschlands vom Weltmarkt in 2009 ein Rekordabsturz in Höhe von -4,7% des BIP. Trotz des derzeitigen kräftigen Aufschwungs war der Einschnitt so tief, dass wir erst im nächsten Jahr wieder das Vorkrisenniveau erreichen werden. Weitere Schocks im internationalen Bereich sind jedoch keine Ausnahmen, sondern die alle paar Jahre wiederkehrende Regel (Währungs- und Dollarkrise, Schuldenkrise, Eurokrise, Krise der Finanzmärkte etc.). Wir sollten den Überschuss daher nutzen und verstärkt im Inland investieren, um unabhängiger und stabiler zu werden – und der Staat ist gefordert, hierfür die geeigneten Leitplanken zu setzen und die benötigte Infrastruktur zu gewährleisten. Nur so können wir uns nachhaltiger für die nächsten Krisen aufstellen.

 

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