Greenpeace fordert Rückzug Gazproms aus der Arktis

Vor den Gazprom-Zentralen in Berlin und Moskau protestieren heute Aktivisten der unabhängigen Umweltschutzorganisation Greenpeace. Bei der Protestaktion in Berlin steht auf einem Banner: "Rettet die Arktis! Stoppt Gazprom!". Aus einem rund drei Meter hohen Modell eines Ölbohrturms sprudelt dort eine schwarze Flüssigkeit und läuft über darunterliegendes Eis. Der Grund für die Aktionen: Der russische Energiekonzern will in bisher unberührten Gebieten der Arktis Öl fördern. Die Umweltschützer sammeln zudem Unterschriften von Passanten, die als Arktisschützer die Kampagne unterstützen wollen. Online können Menschen der Arktis unter http://www.savethearctic.org helfen. Weltweit haben seit Juni dieses Jahres mehr als eineinhalb Millionen Menschen für den Schutz der Arktis unterschrieben. "Gazprom gefährdet mit seinen Ölplänen das sensible Ökosystem der Arktis. Eine der letzten unberührten Regionen dieser Erde muss vor der Ölindustrie geschützt werden", sagt Jörg Feddern, Ölexperte von Greenpeace.

Notfallplan für Ölunfall nicht ausreichend

Der russische Konzern Gazprom will auf seiner Ölplattform ‚Prirazlomnaya‘ in der Petschora See im kommenden Jahr mit der Förderung beginnen. In den vergangenen Tagen wurden die letzten Vorbereitungen beinahe abgeschlossen. Arbeiten der Ölindustrie gehören zu den riskantesten Unternehmungen in der Arktis. Die Gazprom Bohrstelle in der Petschora See ist während neun Monaten pro Jahr mit Eis bedeckt, die Temperaturen können bis auf minus 50 Grad Celsius absinken. Dazu kommen heftige Stürme und lange Dunkelperioden während der Wintermonate. Auf diese Herausforderungen reagiert Gazprom mit einem Notfallplan, der für eventuelle Ölunfälle völlig unzureichend ist. So lagert beispielsweise Material für die Ölbekämpfung im tausend Kilometer entfernten Murmansk. "Die Frage ist nicht ob, sondern wann es zu einem Ölunfall in der Arktis kommen wird", sagt Jörg Feddern. "Mit jeder Bohrung steigt das Risiko eines Unfalls."

Die Aktionen vor den Konzernzentralen in Berlin und Moskau sind ein weiterer Schritt bei den Protesten gegen Gazprom. Bereits Ende August hatten mehrere Greenpeace-Aktivsten, darunter auch der Geschäftsführer von Greenpeace International, Kumi Naidoo, an der Ölplattform in der Petschora See protestiert. Gazprom und Shell sind die ersten großen internationalen Ölkonzerne, die die Ausbeutung der Arktis in ihren Fokus stellen. Wenn bei den Bohrungen in diesem Sommer von Shell vor Alaska und Gazprom in der Petschora See Öl gefunden wird, werden andere Öl-Konzerne mit Milliardeninvestitionen nachziehen und ebenfalls in die Region gehen. Experten vermuten etwa 90 Milliarden Barrel (ein Barrel= 159 Liter) Öl in der Arktis, das Meiste davon unter dem Meeresboden. Diese Menge würde reichen, um den derzeitigen Weltverbrauch für etwa drei Jahre zu decken.

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