Das baden-württembergische Umweltministerium hat erstmals einen Bericht über die Belastung der baden-württembergischen Gewässer mit so genannten Spurenstoffen vorgelegt. Dabei handelt es sich um Stoffe, die in sehr geringen Konzentrationen im Bereich von Mikro oder Nanogramm pro Liter oder in noch geringeren Konzentrationen im Wasser vorkommen und durch menschliche Aktivitäten eingetragen werden. Wirkstoffe aus Arzneimitteln, Röntgenkontrastmitteln oder Zusatzstoffe in Körperpflege- oder Reinigungsmitteln gehören zum Beispiel dazu. Der Bericht legt den Schwerpunkt auf die Spurenstoffe im Bereich der Abwasserbeseitigung.
Umweltminister Franz Untersteller bezeichnete den Bericht als wichtige Situationsanalyse und gute Basis für eine der wichtigsten Daueraufgaben des Landes: die permanente Verbesserung der Qualität unserer Gewässer. Franz Untersteller: „Es gibt Stoffe, die wir auch in kleinsten Mengen nicht in unseren Flüssen und Seen sowie in unserem Grundwasser haben wollen. Deren Elimination ist eine schwierige, aber wichtige Aufgabe für uns.“
Das Problem sei, dass Spurenstoffe ein relativ neues Feld der ökologischen und chemischen Wasserreinhaltung seien. Zum einen seien dank immer besserer Analysemethoden immer geringere Mengen unerwünschter Stoffe im Gewässer überhaupt erst nachweisbar. Zum anderen fehle für viele Stoffe bisher ausreichendes Datenmaterial über deren (eventuell nachteilige) Wirkung auf die Umwelt. Das Thema Spurenstoffe und daraus resultierender Handlungsbedarf werde derzeit sowohl national als auch international auf verschiedenen Ebenen diskutiert, sagte Untersteller. Unter anderem gehe es dabei um die Festlegung rechtlich verbindlicher Umweltqualitätsnormen.
Unabhängig von den Diskussionen sei Baden-Württemberg aber längst auf dem Feld der Spurenstoffreduktion aktiv, betonte Untersteller: „Unter anderem fördern wir Kommunen, die ihre Kläranlagen mit einer Aktivkohlefiltrationsanlage, der so genannten vierten Reinigungsstufe, aufrüsten wollen. Bevorzugt fördern wir aus Vorsorgegründen Anlagen an Oberflächengewässern, die für die Trinkwasserversorgung genutzt werden, wie zum Beispiel der Bodensee.“
Um bei der technologischen Modernisierung der Kläranlagen schneller voranzukommen, gibt es seit April auch ein Kompetenzzentrum Baden-Württemberg, das seitens des Landes mit 1,3 Millionen Euro unterstützt werde. Das Kompetenzzentrum hilft Kläranlagenbetreibern, Behörden und Planern bei der Einführung der neuen Technologien und soll den Wissenstransfer über Spurenstoffe und effiziente Handlungsmöglichkeiten fördern.
Ein weiteres Handlungsfeld für die Landesregierung ist die Verbesserung der Datenlage über Vorkommen und Eintragspfade von Spurenstoffen. So führt die Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz (LUBW) derzeit ein Sondermessprogramm an kommunalen Kläranlagen durch.
Baden-Württemberg unterstützt außerdem das Projekt „SchussenAktivPlus“, ein Projekt im Rahmen des Schwerpunktprogramms des Bundes „Risikomanagement von neuen Schadstoffen und Krankheitserregern im Wasserkreislauf“. Weitere vom Umweltministerium geförderte Projekte betreffen die Entwicklung branchenspezifischer betrieblicher Abwasserreinigungstechniken, etwa der Galvanikindustrie.
Als ausgesprochen wichtig bezeichnete Umweltminister Franz Untersteller auch den Bereich der Information. Siedlungsabwässer würden über Kläranlagen gereinigt, gänzlich eliminiert würden viele Spurenstoffe derzeit jedoch nicht: „Nehmen sie Arzneimittel, die leider in vielen Haushalten über die Toilettenspülung entsorgt werden. Diese finden wir später als Spurenstoffe im Gewässer wieder. Arzneimittel gehören in den Restmüll – ein einfacher, aber wirksamer Weg der Wasserreinhaltung.“
Anlagen/Downloads:
Alte Arzneimittel richtig entsorgen [PDF, 1.1 MB]
Spurenstoffbericht Baden-Württemberg 2012 [PDF, 4.5 MB]