… aus der wöchentlichen Kolumne rund um „Spiritualität & Business“ von Hans-Jürgen Krieg.
„Materie ist nicht aus Materie zusammengesetzt! Es gilt nicht mehr die Vorstellung, dass der Stoff, die Materie das Primäre und die Beziehung zwischen dieser, ihre Relationen, Form und Gestalt, das Sekundäre ist. Die moderne Physik dreht diese Rangordnung um: Form vor Stoff, Relationalität vor Materialität.“ Hans-Peter Dürr.
Baut unser westlich geprägtes Weltbild auf einem Irrtum auf? Meinen wir zu Unrecht, dass Materie wichtiger ist als die Beziehung, die zwischen Materie besteht? Hans-Peter Dürr jedenfalls stellt in seinem Zitat klar, dass seiner Meinung nach die klassische Dominanz von Materie durch die moderne Quantenphysik widerlegt wird. Die Form ist wichtiger als der Stoff. Die Relationalität steht höher als die Materialität. Was bedeutet diese Einsicht im Zusammenhang mit Spiritualität und Business? Welche Auswirkungen hat sie im beruflichen Alltag?
Ich denke, dass die Bedeutung, die wir der Materie geben, unser Weltverständnis viel tiefer beeinflusst, als wir es uns bewusst sind. In unserer Gesellschaft gilt materieller Besitz als ein Ausdruck dafür, dass man es geschafft hat. Jeder strebt nach einer beruflichen Betätigung, die gut honoriert ist. Wer kann, meidet eine soziale Tätigkeit, wie beispielsweise die Kranken- oder Altenpflege. Denn gemessen an dem zu verdienenden Einkommen, genießen diese in unserer Gesellschaft eher eine geringe Wertschätzung. Was letztlich zählt ist Geld. Ich behaupte, dass das Streben der Unternehmen nach möglichst viel Gewinn und einem hohen Börsenwert Ausdruck eines materiell geprägten Weltverständnisses ist. Muss das wirklich so sein? Ist eine Welt im Business vorstellbar, in der nicht materielle Aspekte, sondern Beziehungen im Mittelpunkt stehen? Ich meine ja. Der Unterschied ist aber gar nicht so einfach zu erklären. Ich will versuchen, ihn an zwei Beispielen zu verdeutlichen.
Bei einem materiell geprägten Unternehmen stehen die betriebswirtschaftlichen Ergebnisse und die erzielbaren Preise für Produkte – beziehungsweise die Kosten zur Herstellung derselben – im Mittelpunkt. Das Geld bestimmt den Einsatz der unternehmerischen Energie. Wie oder mit wem gute Zahlen erreicht werden, ist sekundär. Personal und Kunden sind austauschbare Größen. Ganz anders sieht das bei einem Unternehmen aus, das auf gute Beziehungen fokussiert ist. Für dieses stehen die Verbindungen zwischen den Menschen im Unternehmen und die Verbindungen zu Partnern und Kunden im Zentrum ihres beruflichen Schaffens. Das Unternehmen konzentriert sich darauf, einen Rahmen zu schaffen, in dem sich die fachlichen und menschlichen Potenziale der Beteiligten voll entfalten können. Und zwar so, dass dabei ein einzigartiger und echter Nutzen entsteht. Wo ein hoher Nutzen erzielt wird, stimmt auch der Wert. Und wo der Wert honoriert wird, stimmen auch die Zahlen. Gute Zahlen stehen also am Ende und nicht am Anfang der Überlegungen eines derartigen Unternehmens.
In die gleiche Richtung geht auch mein zweites Beispiel. Ein Unternehmen, das auf gute Beziehungen wert legt, wird extrem darauf achten, wie es kommuniziert und wie sich Menschen begegnen. Gute Beziehungen sind nur dann zu bekommen und erhalten, wenn sie von Authentizität und Wahrhaftigkeit bestimmt sind. Gewalt in der Kommunikation und unwahre Behauptungen zerstören Beziehungen, sie fördern sie nicht. Wahre Begegnungen sind deshalb ein untrügliches Kennzeichen von Unternehmen, denen Beziehungen etwas wert sind. Wahre Begegnungen sind Begegnungen, die zwischen gleichwertigen Menschen stattfinden. Die auf derselben Augenhöhe und auf gegenseitigem Verständnis basieren. Deren Kern die gegenseitige Wertschätzung bildet. Wahre Begegnungen sind so selten, dass wir sie uns nur schwer vorstellen können. Aber das heißt nicht, dass es sie nicht gibt. Sie müssen nur kultiviert werden.
Wir leben also wider unserer inneren Natur, wenn wir materielle Aspekte höher bewerten, als Beziehungen. Die Folgen erleben wir überall. In uns und in der Welt im Außen. Es wird höchste Zeit, dass wir anfangen, unsere wahre innere Natur zu leben.
Ihr Hans-Jürgen Krieg
Über den Autor
Hans-Jürgen Krieg ist Autor der Buchserie „Der kleine Igel“. Er coacht Unternehmen und Personen im Hinblick auf die praktische Nutzung ihrer spirituellen Potenziale. Mit seinem tiefgreifenden Verständnis für die Zusammenhänge des Lebens und seiner über 30 Jahren Erfahrungen im Geschäftsleben unterstützt er die Beteiligten beim Bau von Brücken, mit denen sie die reale Welt mit ihrer „inneren Quelle“ verbinden.
Weitere Informationen finden Sie unter www.ifef.de.