Biomasse-Markt in Polen sortiert sich neu

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Polen plant ein neues Gesetz für erneuerbare Energien. Derzeit dominiert die Mitverbrennung von Biomasse in Kohlekraftwerken. In Zukunft sollen dagegen kleinere Monoverbrenner und die KWK-Förderung stärker belohnt werden. Daraus ergeben sich neue Projektmöglichkeiten an Industriestandorten mit großen Aufkommen an Biomasse. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung der ecoprog GmbH in Zusammenarbeit mit lokalen Partnern.

Rund die Hälfte des polnischen Stroms aus erneuerbaren Energien stammt aus Biomasse, knapp ein Drittel aus der Mitverbrennung von Biomasse in Kohlekraftwerken.

Die Gründe für diesen großen Anteil sind zum einen das große Biomassepotenzial Polens, zum anderen die vielen Kohlekraftwerke im Land. Diese produzieren rund 90 Prozent des Stroms in Polen. Dank der Nutzung dieser vorhandenen Infrastruktur konnte Polen seinen Anteil an erneuerbaren Energien in nur wenigen Jahren deutlich ausbauen.

Aktuell verbrennen 30 der 39 polnischen Kohlekraftwerke auch Biomasse. Die ökologische Bewertung dieser Mitverbrennung fällt auch in Polen zunehmend kritisch aus. So nutzt die Mehrheit der mitverbrennenden Kohlekraftwerke die anfallende Abwärme nicht: Rund 75 Prozent des Biomassestroms werden ohne Abwärmenutzung produziert. Der Mitverbrennungs-Boom hat in Polen dazu geführt, dass sich die Preise für die energetisch genutzte Biomasse seit 2006 fast verdoppelt haben. Diese Nachfrage hat dazu geführt, dass Biomasse verstärkt importiert wird – zum Beispiel Holzpellets aus Russland oder Rapsmehl aus der Ukraine.

Mit dem neuen Gesetz für erneuerbare Energien will der polnische Staat neue Wege gehen. Erstmals werden unterschiedliche Vergütungen für unterschiedliche Arten der Stromerzeugung eingeführt. Kleine Monoverbrenner mit Abwärmenutzung sollen zum Teil mehr als das Vierfache jener Vergütung erhalten, die große Kohlekraftwerke ohne Abwärmenutzung bekommen. Gleichzeitig soll das Wachstumstempo bei den erneuerbaren Energien noch einmal angezogen werden.

Mit dem neuen polnischen Gesetz für erneuerbare Energien ergeben sich neue Möglichkeiten der Projektentwicklung von Biomassekraftwerken, etwa an Standorten der Holz- oder der Möbelindustrie. Aufgrund der starken Förderung der Mitverbrennung spielten solche Standorte bislang keine Rolle. An den rund 450 Standorten mit großen Biomasseaufkommen, die im Rahmen der Untersuchung erhoben wurden, sind nur elf Biomassekraftwerke in Betrieb. Die größten dieser Anlagen stehen an den drei großen polnischen Zellstoffwerken und sind ebenfalls Mitverbrenner. Die acht Monoverbrenner an Industriestandorten sind deutlich kleiner und produzieren zusammen weniger als fünf Prozent des polnischen Biomassestroms.

Derzeit hängt die neue Gesetzgebung noch im polnischen Parlament. Vor allem die großen staatseigenen Energieversorger wenden sich gegen die Absenkung der Förderung für die Mitverbrennung. Lange wird sich die aktuelle Blockade allerdings nicht halten können, denn der Handlungsdruck ist groß. Die Verzögerung bei dem neuen Gesetz hat zu einem zwischenzeitlichen Einbruch bei den Preisen für Erneuerbare-Energien-Zertifikate gesorgt. Neue Kraftwerke, die mit Blick auf das neue Gesetz errichtet wurden, gehen in Betrieb. Alte Mitverbrenner, von denen viele als Folge der Änderungen den Markt verlassen sollen, produzieren aber weiter. Die Folge sind Überkapazitäten und ein Preisverfall, der die Kraftwerksbetreiber selbst trifft. Aktuell ist geplant, dass das Erneuerbare-Energien-Gesetz in der zweiten Jahreshälfte 2013 in Kraft tritt.

ecoprog hat den polnischen Markt für die Verstromung fester Biomasse zusammen mit lokalen Partnern vor Ort im Detail analysiert. Die Untersuchung „Standortpotenziale in der Verstromung fester Biomasse in Polen“ kann ab sofort unter www.ecoprog.de bestellt werden.

Als anerkannter Brancheninsider begleitet das Kölner Beratungsunternehmen ecoprog in- und ausländische Kunden bei umsetzungsorientierten Managementfragen in der Umwelt- und Energietechnik. Schwerpunkte von ecoprog sind die Strategieberatung, Markt- und Wettbewerbsanalysen sowie Multi-Client-Studien.

(ecoprog 2013)

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