In Brasilien stehen mit der Fußballweltmeisterschaft 2014 und den Olympischen Spielen 2016 gleich zwei sportliche Großereignisse bevor, an denen die deutsche Wirtschaft nach Einschätzung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) kräftig mitverdienen kann.
„Der Rekordweltmeister winkt mit Rekordaufträgen“, fasste DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier die Erwartungen gegenüber dem „Handelsblatt“ zusammen. „Die Vorbereitungen laufen bereits auf Hochtouren.“ Für den Bau von Sportstätten, die Verbesserung der Sicherheit sowie den Ausbau der Transport- und Tourismusinfrastruktur würden insgesamt Aufträge mit einem Volumen von rund 45 Milliarden Euro vergeben.
„Viele deutsche Firmen sind mit schon mit dabei“, berichtete Treier. „Ihr Vorteil: Sie haben bereits bei der Vorbereitung der Fußballweltmeisterschaften in Deutschland und Südafrika gezeigt, dass sie die richtigen Partner für solche Aufgaben sind.“
Besonders gute Chancen räume der DIHK der deutschen Wirtschaft in den Bereichen Stadionbau, Energie- und Umwelttechnik, Mobilitätstechnik, Baumaschinen, Gebäudeausbau und -ausstattung sowie Sicherheitstechnik ein. „Nach DIHK-Berechnungen ist ein Auftragsvolumen von rund fünf Milliarden Euro durchaus möglich“, sagte Treier. „Damit könnten rund 50.000 Arbeitsplätze in deutschen Unternehmen geschaffen beziehungsweise gesichert werden.“
Gefragt seien dabei nicht nur die mehr als 1.200 bereits in Brasilien ansässigen deutschen Unternehmen: „Gerade auch Brasilien-Einsteigern aus dem innovativen deutschen Mittelstand bieten sich zahlreiche lukrative Geschäftsmöglichkeiten.“
RETech-Exportförderung
Die deutsche Entsorgungswirtschaft (Recycling- und Effizienztechnik, kurz: RETech) hat seit Anfang des Jahres ein neues Onlineportal für die Exportförderung: „German RETech Partnership“. Damit wurde die RETech-Exportinitiative des Bundesumweltministeriums in private Trägerschaft überführt. Der Verein stellt Unternehmen relevante Informationen über Auslandsmärkte zur Verfügung und vermittelt wertvolle Kontakte zu Behörden und zu örtlich ansässigen Unternehmen. Die RETech-Branche ist derzeit bei der Modernisierung und dem Aufbau der Austragungsstätten 2014/16 in Brasilien sehr gefragt.
Statistische Hintergrundinformationen
Eurostat, das statistische Amt der Europäischen Union, hat vor rund zwei Monaten den Bericht „The European Union and the BRIC countries“ veröffentlicht. Diese Veröffentlichung über die boomenden Schwellenländer Brasilien, Russland, Indien und China enthält Daten zu folgenden Themen: Bevölkerung, Wirtschaft, Gesundheit, Bildung, Arbeitsmarkt, Warenhandel, Landwirtschaft, Energie und Umwelt, Verkehr und Kommunikation sowie Wissenschaft und Technologie. Die Veröffentlichung „The European Union and the BRIC countries“ ist nur auf Englisch erhältlich und steht kostenfrei auf der Website von Eurostat zum Download zur Verfügung.
Gegenwärtig arbeiten laut BDI 1.200 deutsche Unternehmen in Brasilien. Ihr Beitrag an der industriellen Wertschöpfung in der größten Volkswirtschaft Lateinamerikas liegt bei 10 Prozent. Bis zum Jahr 2030 sollen in Brasilien Investitionsvorhaben zur Modernisierung von Infrastruktur und Gebäuden in der Größenordnung von 2,8 Billionen Euro verwirklicht werden. Dabei sind nachhaltige deutsche Konzepte und grüne Technologien besonders gefragt.
(mb)