… aus der wöchentlichen Kolumne von Dr. Franz Alt.
Jetzt also auch Japan! Endlich! Eineinhalb Jahre hat die Regierung in Tokio gebraucht, um das zu beschließen, was die Mehrheit der Japaner seit der Katastrophe von Fukushima fordert: Den Ausstieg aus der Atomkraft.
In knapp drei Jahrzehnten – also bis 2040 – sollen alle 52 japanischen AKW vom Netz. Damit rückt die Regierung in Tokio von 40 Jahren Energiepolitik ab und setzt im großen Stil auf Sonnen- und Windkraft.
„Schuld“ am Ausstieg sind freilich auch die dreisten Lügen der Atomlobby nach der Katastrophe. Das lassen sich Bürger auf Dauer einfach nicht mehr gefallen. Das Land hat bisher auch mit am meisten AKW in die ganze Welt verkauft. Deshalb ist der jetzige Ausstiegsbeschluss eine Wende mit globaler Signalwirkung.
Zeitgleich hat Frankreichs Präsident Hollande die Schließung des ersten französischen AKW in Fessenheim angekündigt. Der nahe der deutschen Grenze in einem Erdbebengebiet liegende Meiler soll 2016 endgültig abgeschaltet werden.
Diese Forderung haben Bürgerinitiativen in der Schweiz, Frankreich und Deutschland seit Jahrzehnten gestellt. Die beiden ältesten französischen Reaktorblöcke waren 1977 und 1978 in Betrieb gegangen und liegen 30 Kilometer von Freiburg entfernt.
Japan und Frankreich hatten bisher unter allen Industriestaaten am meisten auf Atomenergie gesetzt.
Zum Vergleich: In Deutschland laufen noch neun AKW. Das letzte wird 2022 vom Netz gehen. Hollande hatte schon im Wahlkampf einen allmählichen Ausstieg angekündigt.
Bei der japanischen Regierung ist der jüngste Beschluss vor allem der Angst vor den nächsten Wahlen 2013 geschuldet.
Noch vor wenigen Jahren hatte Japans Regierung angekündigt, 20 neue Atomkraftwerke bauen zu wollen. Daraus wird nun nichts.
Nach Fukushima wurden zunächst alle 52 laufenden AKW abgeschaltet. Zurzeit sind lediglich wieder zwei in Betrieb. AKW-Kritiker in Japan fordern einen rascheren Ausstieg. Zwei Drittel der Meiler müssen bis 2030 aus Sicherheitsgründen ohnehin stillgelegt und neue sollen keine mehr gebaut werden.
In Berlin sagte Regierungssprecher Steffen Seibert: „Japan ist jetzt auf einem ähnlichen Weg wie Deutschland. Wir können Japan mit Rat und Tat zur Seite stehen, denn wir haben schon einige Erfahrungen mit den Erneuerbaren.“
Das haben die Japaner freilich auch. 10% des Stroms wird bereits erneuerbar gewonnen.
Seit diesem Wochenende ist damit das Ende des Atomzeitalters eingeläutet – weltweit. Diese neuesten Nachrichten aus Tokio und Paris sind Anlass für Freudenfeste für Millionen Menschen, die sich Jahrzehnte lang auf der ganzen Welt gegen Atomkraft engagiert haben.