Mit zunehmender Reichweite decken Elektroautos Mobilitätsbedarf mehrheitlich ab / Geringe Bereitschaft zur Zuzahlung reduziert Käuferpotenzial weltweit deutlich / Potenzial zum Verkauf von Elektrofahrzeugen in China am größten
Elektroautos sind zwar fast jedem bekannt, ihr Marktpotenzial ist aber – noch – sehr gering. Das ist ein Ergebnis der „Continental-Mobilitätsstudie 2011“, für die das Markt- und Sozialforschungsinstitut infas in Deutschland, den USA, Frankreich und China jeweils rund 1.000 Autofahrer und in zehn Metropolen und weltweit zusätzlich je rund 500 junge Erwachsene (bis 35 Jahre) befragt hat.
So haben zwar in Deutschland 99 Prozent vom Elektroauto gehört – mit einer Reichweite der Batterie von 150 Kilometer kämen aber aktuell nur 4 Prozent der Befragten als Käufer in Frage. Hintergrund: Nur diese kleine Gruppe hätte auch ein passendes Nutzerprofil – in diesem Fall definiert durch 70 Prozent Kurzstrecke, maximal 150 Kilometer pro Tag, maximal vier Fahrten über 100 Kilometer im Monat – und erwartet zudem einen im Vergleich zum Verbrennungsmotor höheren Preis. Diese rechnerische Quote erhöht sich nur leicht auf 6 Prozent, wenn die Reichweite auf 300 Kilometer steigt. Anders in China: Das Käuferpotenzial von aktuell 14 Prozent würde auf 27 Prozent steigen. In Frankreich dagegen erhöht sich das Potenzial lediglich von 1 auf 2 Prozent und in den USA von 2 auf 4 Prozent.
Leistungsfähigere Energiespeicher können Mobilitätsbedarf mehrheitlich abdecken
Wird der Blick alleine auf die Nutzungsmuster der Autofahrerinnen und -fahrer gerichtet, könnte das Nachfragepotenzial wesentlich größer ausfallen: Mit aktuell oder in Kürze am Markt verfügbaren Elektroautos (bis zu 150 Kilometer Reichweite) könnten in Deutschland bereits 52 Prozent der Autofahrer ihren Alltag problemlos bewältigen, denn sie fahren überwiegend Kurzstrecke und nicht mehr als 150 Kilometer am Tag. Zum Vergleich: In China wären es 44 Prozent, in den USA immerhin noch 42 Prozent. Mit leistungsfähigeren Energiespeichern (maximal 300 Kilometer) würde sich dies erheblich ändern. In Deutschland könnten damit 97 Prozent der Autofahrer ihr Mobilitätsbedürfnis abdecken, in China 91 Prozent, in den USA 87 Prozent und in Frankreich immerhin über die Hälfte.
Dr. Elmar Degenhart: „Wir sehen die Marktchancen sehr realistisch.“
Als wichtigste Voraussetzung für den Kauf eines Elektroautos nennen die Fahrerinnen und Fahrer in allen Ländern an erster Stelle den Preis: 43 Prozent in Deutschland, 41 Prozent in den USA, jeweils 49 Prozent in Frankreich und China. „Vor dem Hintergrund der Preissensibilität der Autokäufer und der Preisdifferenz eines Elektroautos zu einem Auto mit klassischem Verbrennungsmotor von derzeit rund 10.000 Euro, sehen wir die kurzfristigen Marktchancen eher schwierig: Es wird noch einige Zeit dauern, ehe die Nachfrage eine Größe erreicht, um über Volumeneffekte zu spürbaren Preissenkungen zu kommen. Gerade deshalb ist es eine wichtige Aufgabe für Zulieferer wie Hersteller, jede Möglichkeit für eine volumenunabhängige Senkung der Kosten für Fahrzeuge mit Elektroantrieb zu nutzen. Ein Stichwort dazu lautet Standardisierung“, sagte Degenhart.
Die eklatante Kostenlücke erklärt, warum die Studie ein so geringes Käuferpotenzial aufzeigt. Trotz passenden Nutzungsmusters beabsichtigt nur eine Minderheit in den befragten Ländern den Kauf eines Elektroautos. Rein rechnerisch würde sich bereits heute ein Nachfragepotenzial für die genannten Märkte von über drei Millionen Elektrofahrzeugen ergeben. Hiervon entfällt der Großteil auf China, gefolgt von den USA, Deutschland und Frankreich.
„Die Studienergebnisse bestätigen, dass der Übergang von Fahrzeugen mit konventionellem Antrieb zu Elektroautos allein mit Blick auf die Kostendifferenz nicht abrupt erfolgen kann und wird. Wir müssen deshalb parallel die Potenziale zur Verbrauchsreduktion im Verbrenner weiter ausschöpfen. Diese sind überaus beachtlich. Ersparnisse jenseits von 35 Prozent können in den kommenden Jahren erzielt werden. Gleichzeitig gilt, Technologien rund um die Elektrifizierung des Antriebsstrangs weiter zu entwickeln. Dabei muss der Fokus klar auf der Minimierung der Kosten liegen, ohne dabei auf Kompromisse bei Sicherheit, Qualität und Komfort einzugehen“, sagte José A. Avila, Continental-Vorstandsmitglied und Leiter der für Antriebstechnologien federführenden Division Powertrain.
In Deutschland will mehr als jeder Vierte ein Hybridauto kaufen …
Die „Continental-Mobilitätsstudie 2011“ hat auch die Bekanntheit und Kaufbereitschaft von Hybridfahrzeugen untersucht, für die es keine Reichweiten-Einschränkung gibt. Von den 96 Prozent, die in Deutschland diesen Ressourcen schonenden Antrieb kennen, wollen 27 Prozent „wahrscheinlich“ oder „ganz bestimmt“ ein solches Auto kaufen. In den USA sind es 29 Prozent, in Frankreich 10 Prozent und in China 65 Prozent. Im Vergleich mit einer von Continental 2008 vorgestellten Studie ist vor allem in China die Kaufbereitschaft gestiegen. Die Werte für Deutschland und die USA haben sich nicht signifikant verändert.
… und sie akzeptieren auch höhere Kosten
Wenn es um den Preis eines Hybridautos geht, rechnen vor allem die Deutschen (66 Prozent) und die Chinesen (63 Prozent) mit höheren Anschaffungskosten. Wie hoch diese ausfallen dürfen, variiert stark: Deutsche und Franzosen, die Mehrkosten erwarten, beziffern diese auf 3.500 bis 5.000 Euro. US-Amerikaner gehen von etwa 2.000 Euro aus. Chinesen schätzen, dass diese Technologie für rund 500 Euro Aufpreis zu realisieren sei. Einen im Vergleich zum Verbrennungsmotor gleichen oder geringeren Preis erwarten in Deutschland 33 Prozent, in den USA 48 Prozent, in Frankreich 59 Prozent und in China 36 Prozent der Befragten. Deutsche schätzen damit den Preis eines Hybridfahrzeugs ähnlich wie 2008 ein. In den USA und vor allem in Frankreich hat sich die Erwartungshaltung gedreht: Heute glaubt hier die Mehrheit an einen gleichen oder niedrigeren Preis, während 2008 noch höhere Anschaffungskosten erwartet wurden. Die Chinesen rechnen im Vergleich zu 2008 vermehrt mit höheren Kosten. In allen Ländern ist die Skepsis gestiegen, dass sich die höheren Anschaffungskosten schnell – innerhalb von drei Jahren – amortisieren.
„Die Studie zeigt, dass Kostenargumente zu beiden Messzeitpunkten bei den Autofahrern die entscheidende Rolle spielten“, sagte Klaus Sommer, Leiter der Marktforschung Automotive bei Continental. „Es wird interessant sein zu beobachten, wie sich mit der steigenden Verfügbarkeit von Elektrofahrzeugen am Markt auch die Preissensibilität sowie eine realistische Einschätzung der Autofahrer verändert, wie das jetzt bei Hybridfahrzeugen der Fall ist.“
Weitere Informationen finden Sie in der Continental Mobilitätsstudie 2011 und auf der Continental-Website.