Erneuerbare Energieautarkie: Wie Unternehmen und die Volkswirtschaft von der Energiewende gewinnen

Die regenerative Energiewende in Deutschland fußt auf zwei Elmenten: Die Steigerung der erneuerbaren Energieerzeugung sowie die Reduzierung des Energieverbrauchs durch höhere Energieeffizienz und Energieeinsparungen. Beides führt zu beträchtlichen Gewinnen: Sowohl ökologisch, ökonomisch und sozial. Deutschland überweist jährlich rund 90 Mrd. Euro allein für Energieimporte ins Ausland. Geld, das bislang aus dem Land abfließt, aber durch die Investitionen in dezentrale erneuerbare Energieerzeugung zunehmend in Deutschland verbleibt und dann die Wertschöpfung vor Ort erhöht. Das Ergebnis sind bereits jetzt 378.000 Arbeitsplätze in der Erneuerbaren Energiebranche (Stand 2012), was entsprechend die Steuereinnahmen erhöht, die Arbeitslosenkosten reduziert, den ländlichen Raum stärkt und durch den Kaufkraftzuwachs den Konsum unterstützt.

Förderdschungel

EU, Bund und Länder bieten eine Vielzahl an Fördermöglichkeiten, von Zuschüssen über zinsverbilligte Darlehen bis hin zu  Bürgschaften der öffentlichen Hand. Viele kleine und mittlere Unternehmen aus dem Mittelstand sowie auch Privatpersonen scheitern aber häufig an der Unübersichtlichkeit der Förderlandschaft. Relevante Fördermöglichkeiten sind oft nicht einmal bekannt. Daher hat der Bundesverband für Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) gemeinsam mit der Unternehmensberatung Ernst & Young Ende März 2013 einen Leitfaden mit Fördermöglichkeiten für die Umsetzung der Energiewende herausgegeben. Neben den Fördermöglichkeiten und Tipps zur Antragsstellung finden sich auch Hinweise auf nützliche Homepages und Datenbanken sowie Informationen mit Praxisbeispielen zu unterschiedlichen Energieprojekten, wie Blockheizkraftwerke, Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen, Windkraft, Photovoltaik, Bioenergie und Biogas sowie Smart Metering. Der Leitfaden soll helfen, dass insbesondere Unternehmen das Förderpotenzial ihrer Energieprojekte voll ausschöpfen können.

Im Februar 2013 hatte bereits das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) die Broschüre „Wegweiser zur Unternehmensförderung im Energiebereich“ herausgegeben. Die Broschüre soll Firmen als Navigationshilfe für die umfassenden Förderangeboten dienen. Die insgesamt sieben Förderprogramme des BMWi im Energiebereich reichen von Zuschüssen für die Energieberatung und die Umsetzung konkreter einsparender Maßnahmen in Unternehmen, über Zuschüsse für die Entwicklung innovativer Produkte und Dienstleistungen, bis hin zur Hilfe beim Export energieeffizienter Technologien.

Energieeffizienz in Unternehmen und bei Produkten

Die Unternehmensberatung Roland Berger hat im September 2011 eine Studie zur „Effizienzsteigerung in stromintensiven Unternehmen“ veröffentlicht. Demnach führen Investitionen in Effizienztechnologie in Höhe von 23 Milliarden Euro längerfristig zu Einsparungen im Volumen von über 100 Milliarden Euro. Das betrifft vor allem den Einsatz von effizienteren Maschinen sowie von optimierten Produktionsverfahren. Auch hier geht der ökonomische Gewinn mit dem ökologischen einher.

Eine Studie des Beratungsunternehmens ECOFYS von Mitte 2012 ging sogar noch weiter: Allein durch strengere Effizienzstandards für energieverbrauchende Produkte, wie zum Beispiel Wasserboiler, PCs, Staubsauger und Klimageräte ließen sich europaweit 600 TWh an elektrischer Energie und eine gleich hohe Menge an Heizenergie einsparen. Das entspricht der Elektrizitätsproduktion von rund 110 Atomkraftwerken des Typs Fukushima. Mit der richtigen EU-Gesetzgebung könnte die Atomenergie in Europa eingespart, 400 Millionen Tonnen CO2 vermieden und die Gasimporte aus Russland auf einen Schlag um 50 Prozent reduziert werden, so Johannes Wahlmüller, Klima- und Energiesprecher von GLOBAL 2000. „Wenn die europäische Energierechnung um 90 Mrd. Euro pro Jahr entlastet wird, bedeutet das natürlich auch große wirtschaftliche Vorteile. Auch immer mehr Unternehmen erkennen das – nur die Politik zögert noch.“ Die Kampagne Coolproducts wird unter anderem auch von den Branchenführern Siemens, Bosch, Philips, Electrolux und Camfil Farr unterstützt.

Solare Prozesswärme

Solaranlagen können aber nicht nur klimafreundlich und kostengünstig zur Energiegewinnung und Beheizung von Wohngebäuden eingesetzt werden. Sie können auch industrielle Fertigungsprozesse mit der dort benötigten Wärme versorgen. Hier bestehen große Potenziale: Prozesswärme wird in Industrie und Gewerbe zur Warmwasserbereitung innerhalb von Prozessen genutzt, beispielsweise für die Vorwärmung, Trocknung, Beheizung oder zum Waschen. Der Prozesswärmeverbrauch macht dabei rund 66,8 % des Endenergieverbrauchs des verarbeitenden Gewerbes aus. Insgesamt steht die industrielle Prozesswärme für rund 10% des Energiebedarfs in Deutschland.

Ein Teil dieses hohen Wärmebedarfs lässt sich mit thermischen Solaranlagen (z.B. Parabolrinnenkollektoren) erzeugen. Sattdampf ist Dampf bei Sättigungstemperatur und wird in vielen industriellen Produktionsprozessen bis 200 °C eingesetzt. Er hat vornehmlich der Aufgabe, verschiedene chemische Bäder schnell auf Temperaturen zwischen 60 und 110 °C zu erwärmen. Aber auch in anderen Branchen könnte das Verfahren für Trocknungsprozesse, für Wärmverfahren und zur solaren Kälteerzeugung genutzt werden. Eine erste Pilotanlage wurde in der kostenfreien Projektinfo „Die Sonnenseite des Sattdampfes“ (11/2011) des BINE Informationsdienstes vorgestellt.

Das neue Marktanreizprogramm der Bundesregierung sieht sehr attraktive Förderkonditionen für Wärme aus erneuerbaren Energien vor. Erstmals kann auch der Einsatz solarer Wärme in industriellen Produktionsprozessen, die sogenannte „solare Prozesswärme“, gefördert werden. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) bezuschusst die solarthermische Erzeugung von Prozesswärme mit bis zu 50 % der Investitionskosten.

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