Großbritannien will eine Bankenreform und „ein neues Bankensystem“

Am Montag hat eine von der Regierung eingesetzte Kommission unabhängiger Bankenexperten (ICB) ihren Abschlussbericht zur Bankenreform im Vereinigten Königreich vorgelegt (siehe Kurzvideo von The Guardian). Die Regierung des von der Finanz- und Bankenkrise 2008/09 gebeutelten Landes will sich nun an die Empfehlungen halten, den Instituten aber bis 2019 Zeit zur Umsetzung geben. Kritiker befürchten, dass die Vorgaben bis dahin wieder aufgeweicht werden könnten.

Die Pläne sehen eine Trennung des ertragreichen, aber gefährlichen und wegen der Kurzfristigkeit der Interessen stark in der Kritik stehenden Investmentbanking vom Privatkundengeschäft vor, so dass im Ernstfall die Banken leichter abgewickelt werden können, ohne die Realwirtschaft und die Ersparnisse der Bürger zu stark zu belasten. Nur noch die Banken, die Einlagengeschäft und Investmentbanking klar trennen – inklusive den Vorständen – sollen überhaupt für das Privatkundengeschäfte zugelassen werden. Daneben sollen auch größere Kapitalpuffer eingeführt werden, um Krisen besser überstehen zu können. Die Kosten der gesamten Umsetzung der Pläne würde den britischen Bankensektor jährlich bis zu 8,14 Milliarden Euro kosten. Schatzkanzler George Osborne bezeichnete den Bericht als beeindruckenden Schritt hin zu einem neuen Bankensystem in Großbritannien. Die Dienstleistungsgewerkschaft Unite hingegen kritisiert, dass die überfällige Reform wegen der Frist bis 2019 auf die lange Bank geschoben werde.

Die Folgen der Finanzkrise für Großbritannien:
London ist der wichtigste Finanzplatz in Europa und nach New York der wichtigste weltweit. Alle größeren Banken, Versicherungen, Unternehmensberatungen, Wirtschaftsprüfungsfirmen sowie internationale Rechtsanwaltskanzleien sind in dem Londoner Finanzzentrum, der City of London, vertreten. Mit einem Wertschöpfungsanteil von rund 10% hat die Finanzindustrie in Großbritannien eine im internationalen Vergleich außergewöhnlich große volkswirtschaftliche Bedeutung. Dadurch wurde das Königreich von der globalen Finanzkrise besonders schwer getroffen. Der Staat musste mit Milliardensummen einspringen und hält seitdem 83% an der Großbank RBS und 41% an dem Konkurrenten Lloyds. Im Haushaltsjahr 2009/10 wuchs das staatliche Defizit um 11%, für 2011/12 wird ein Defizit von 8% erwartet. Dadurch schnellt die Staatsverschuldung trotz eines massiven Sparprogramms bis zum Haushaltsjahr 2013/14 voraussichtlich auf 87% des BIP an, nachdem sie 2007/08 noch bei moderaten 43% gelegen hatte. Im Frühjahr hatte die Regierung dann den Finanzsektor mit einer Milliardenabgabe belastet und die unabhängige Finanzaufsichtsbehörde FSA zerschlagen. Die Aufgabe wird in Zukunft wieder die Notenbank Bank of England übernehmen.

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