Politiker, die auf Ziegen starren… Über den Irrsinn im deutschen Kanzleramt

Ulrich B Wagner sorgt sich um die geistige Gesundheit der politischen Klasse in Berlin. Er attestiert Merkel, Von der Leyen und Co. glattweg Irrsinn. Angesichts von Kriegen und Krisen scheint es ihm, als würden die Politiker sich nicht ernsthaft mit den Bedrohungen auseinandersetzen, sondern mehr und mehr dem Irrsinn verfallen. In seinem heutigen Beitrag zur wöchentlichen Kolumne „QUERGEDACHT & QUERGEWORTET – Das Wort zum Freitag“ wünscht uns Ulrich B Wagner mehr Widerstandsgeist – auf dass wir nicht blind den Einflüssen der Politiker folgen.

Der Irrsinn ist bei einzelnen etwas Seltenes – aber bei Gruppen, Parteien, Völkern, Zeiten die Regel.
(Friedrich Nietzsche, Jenseits von Gut und Böse)

Wenn ihr diesen Kurs bestehen solltet,
werdet ihr eine Psychowaffe sein!
(Filmzitat aus „Männer die auf Ziegen starren“)

Manchmal ist auch eine Banane eine Banane.
(Unbekannt)

Nur zur Beruhigung: Nein, ich habe heute Morgen keinen kleinen süßen Hamster mit meinen Blicken getötet. Ich bin noch nicht dem Irrsinn verfallen. Doch davon später noch mehr. Der Reihe nach.

Um es mit unsrem guten, alten Heine auszudrücken: Denk ich an Deutschland in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht… Stimmt. Manchmal frage ich mich auch nur, was die Damen und Herren in Berlin sich morgens so zum Frühstück gönnen. Ist der Irrsinn angeboren? Sonst wüsste man schon gerne, ob diese Wunderpillen frei verkäuflich sind oder gar in mysteriösen, unterirdischen Geheimlaboren von zerstreuten Professoren eigens für unsere herrschende Klasse zusammengebraut werden. Und mit welchen Nebenwirkungen? Verstärken sie den Irrsinn oder bekämpfen sie ihn?

Von der Leyen – der neue Cruise?

An die Bilder unserer liebreizenden Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen in perfekt einstudierter Top-Gun Pose, bei der sogar Tom Cruise vor Neid erblassen würde, im Zuge des Starts der Irak-Hilfsflüge am 15. August dieses Jahres auf dem Nato-Flugplatz Hohn hatten wir uns ja bereits gewöhnt und waren froh, als Sigmar Gabriel im Zuge einer SPD-Fraktionssitzung uns mit seiner Aussage beruhigte, selbst wenn sie im Kopierraum ihres Ministeriums stehe, schaue sie in die Ferne und lasse sich fotografieren, wie die Süddeutschen Zeitung berichtete. Da sind wir aber beruhigt, wir hatten schon einen Anflug von Irrsinn vermutet. Die lustige Dame hat halt das, was Ottonormalverbraucher gerne als “gesundes” Selbstbewusstsein bezeichnet, wofür auch ihr Scherzchen ein Beweis ist, als sie auf die Frage im Rahmen eines Interviews zu den deutschen Einsätzen in der ZEIT gefragt wurde, ob angesichts der derzeitigen Krisen die kommenden Fußballweltmeisterschaften allen Ernstes in Russland und Katar ausgetragen werden könnten, antwortete sie: Wo auch immer gespielt wird, Deutschland schickt schießendes Personal. Humor ist, wenn man trotzdem lacht.

Dann gibt es in der lustigen Runde in Berlin noch unseren Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt, der im Kampf gegen Putin den guten alten Apfel ins Spiel bringt: Sie sollten essen, ich sollte essen, wir sollten essen. Man kann natürlich nicht lamentieren darüber, dass es viel Obst gibt, und kein Obst essen, sagte Schmidt gegenüber dem DEUTSCHLANDFUNK. Das wäre ja glatter Irrsinn. Er forderte die Bevölkerung daher wegen des russischen Lebensmittel-Embargos zum Verzehr betroffener Produkte auf. Obst könne man zu Beginn am frühen Morgen und fünfmal am Tag essen. Nur gut, dass wir hier in Frankfurt eine ausgeprägte, jahrhundertelange Apfelweintradition pflegen, was uns auf der einen Seite vor dem müheseligen, täglichen Herumgeschleppe der Äpfel bewahrt und uns auf der anderen Seite erlaubt, für den Weltfrieden und gegen Putin, den einen oder anderen Äppler mehr zu trinken und so dem Irrsinn zu entfliehen.

Regieren mit Voodoo-Irrsinn

Als wäre dies alles nicht schon genug, berichtete DER SPIEGEL dann auch noch Anfang dieser Woche unter dem Titel Alchemie im Kanzleramt über eine seit geraumer Zeit einberufene Taskforce aus Wissenschaftlern und Spitzenpolitikern, die im sechsten Stock unter dem ominösen Namen Projektgruppe Wirksam Regieren tagt: Zu Besuch waren in dieser illustren Runde schon ein Experimentalpsychologe aus London, ein Verhaltensforscher aus Brüssel sowie einige andere Psycho-Freaks aus aller Welt (nur der gute alte Uri Geller fehlt noch, vielleicht haben die Herrschaften in Berlin ja auch einfach nur Angst, dass er ihre Montblanc Schreibgeräte im Übereifer verbiegt, sei’s drum). Die illustre Runde soll in den nächsten Wochen durch drei weitere Referenten aufgerüstet werden, die sich laut der Stellenausschreibungen durch besondere psychologische, soziologische oder anthropologische Kenntnisse auszeichnen. Eine wahrhaft tolle Mischung, gegründet, um herauszufinden, wie wir alle so ticken, und mit welchen psychologischen Tricks wir sanft und ohne scharfe Instrumente dazu gebracht werden können, was sich unsere Oberen in Berlin so ausgedacht haben. Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man sich zurücklehnen und sich an der Vorstellung erfreuen, wie die Damen und Herren gemeinschaftlich auf Ziegen starren, Pendel kreisen lassen, die eine andere Voodoo-Puppe in der Kabinettssitzung verbrennen und gemeinsam dem Irrsinn fröhnen.

Ja, wenn…!!!

Die blinde Masse – hoffentlich nicht

Spricht das aber nicht eher Bände darüber, wie uns unsere herrschende Klasse betrachtet? Vielleicht haben sie auch einfach nur zu viel den französischen Soziologen Le Bon gelesen, der 1895 in seinem Hauptwerk “Psychologie der Masse” die Meinung vertrat, dass der Einzelne, auch der Angehörige einer Hochkultur, in der Masse seine Kritikfähigkeit verliert und sich affektiv, zum Teil primitiv-barbarisch, verhält. In der Massensituation ist der Einzelne leichtgläubiger und unterliegt der psychischen Ansteckung. Somit wäre die Masse von Führern leicht zu beeinflussen und zu lenken. Le Bon stellt vor allem dar, wie politische Meinungen, Ideologien und Glaubenslehren bei den Massen Eingang und Verbreitung finden, wie man Massen beeinflussen kann, wie die dazu notwendigen Führer entstehen, welche Eigenschaften sie haben müssen, wie sie wirken und untergehen, und wo die Grenzen dieser Beeinflussbarkeit liegen. Immer wieder betont er den geringen Einfluss von Vernunft, Unterricht und Erziehung, sowie die Anfälligkeit der Massen für Schlagworte, große Gesten und geschickte Täuschungen. Ist es wirklich so, dass uns unsere Oberen nicht mehr als freie, mündige Bürger und individuelle Wesen wahrnehmen, sondern uns nur noch als blinde Masse willfähriger Lemminge sieht, die es zu lenken, zu steuern und zu beeinflussen gilt?

Ich hoffe nicht!!!

Und nur so am Rande: Le Bons Ansichten und Überlegungen hatten in unserem Land schon einmal in den 30er und 40er Jahren des letzten Jahrhunderts Hochkonjunktur. Wir alle wissen alle nur zu gut, wohin dies geführt hat. Auch wenn die Ziegenstarrer ihn Berlin damit argumentieren, dass sie es ja nur gut mit uns meinen, sollten wir achtsam sein.

Denn wie der Volksmund sagt: Gut gemeint, ist lange noch nicht gut gemacht. Auch wenn es nach Irrsinn klingt: Manchmal bleibt eine Banane am Ende des Tages doch nur eine Banane, auch wenn sie in die Geschichte einging.

In diesem Sinne wünsche ich uns allen mehr Mut zum Widerstand.

Ihr

Ulrich B Wagner

Ulrich B Wagner, irrsinn
(Foto: © Ulrich B. Wagner)

Über Ulrich B Wagner

Ulrich B Wagner (Jahrgang 1967) ist Diplom-Soziologe, Psychologe, Schriftsteller und Kolumnist. Sein Studium der Soziologie, Psychologie & Rechtswissenschaften absolvierte er an der Johann Wolfgang von Goethe Universität, Frankfurt am Main. Zusammen mit Professor Karl-Otto Hondrich arbeitete er am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften an einer Reihe von Forschungsprojekten zum Thema  „Sozialer und kultureller Wandel“.

Ulrich B Wagner ist Dozent an der european school of design in Frankfurt am Main mit dem Schwerpunkt  Kommunikationstheorie, Werbe- und Konsumentenpsychologie, sowie Soziologie und kultureller Wandel und arbeitet als Berater sowie systemischer Coach mit den Schwerpunkten Business- und Personal Coaching, Kommunikation und Konzeptentwicklung, Begleitung von
Veränderungsprozessen und hält regelmäßig Vorträge und Seminare.

Zu erreichen: via Mail ulrich@ulrichbwagner.de, via Xing und Facebook (Ulrich B Wagner).

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