Private Konsumausgaben deutlich gestiegen, am meisten für Wohnkosten, Schere geht auseinander

Die privaten Konsumausgaben in Deutschland sind von 2000 bis 2012 preisbereinigt um 7,2% auf 1,52 Billionen Euro gestiegen. Damit ist der private Konsum eine der maßgeblichen Stützen der deutschen Konjunktur. Gleichzeitig hat sich jedoch die Schere bei den Einkommen weiter deutlich erhöht: Laut dem aktuellen Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung verfügen die untersten 50% der Haushalte gerade einmal über 1% des gesamten Nettovermögens der Bundesrepublik. Die reichsten 10% verfügen hingegen über 53% des Nettovermögens. Bekanntermaßen ist aus dem Entwurf im Zuge der Ressortabsprache der Satz „“Die Privatvermögen in Deutschland sind sehr ungleich verteilt“ gestrichen worden.

Die Einkommen aus Vermögen und Unternehmensgewinnen haben dabei zwischen 2000 und 2012 nominal um rund 50% zugelegt. Die nominalen Arbeitnehmerentgelte wuchsen dagegen nur um knapp 24% – mit deutlichen Unterschieden: Während die Tariflöhne und -gehälter im gleichen Zeitraum real noch um 6,9% zulegen konnten, sind die durchschnittlichen Bruttolöhne je Beschäftigtem in Deutschland (Reallöhne) um rund 1,8% gesunken, 2009 hatten sie sogar noch um 4,6% niedriger gelegen als im Jahr 2000.

Hintergrund der Ungleichentwicklung ist, das Deutschland – gegenläufiger Meldungen zum Trotz – über eine im internationalen Vergleich niedrige Staatsquote verfügt, d.h. dass die Abgabenlast und vor allem der Beitrag der Vermögenden geringer ist als andernorts: Mit 44,93% liegt Deutschland hinter allen großen europäischen Volkswirtschaften zurück (Großbritannien 45,46%, Schweden 49,16%, Niederlande 50,08%, Italien 51,01%, Österreich 51,51%, Belgien 52,81%, Finnland 54,37%, Frankreich 56,17% und Spitzenreiter Dänemark 58,22%).

Die meisten Konsumausgaben entfallen mit 24,4% auf Wohn- und Wohnnebenkosten

Die privaten Haushalte in Deutschland gaben auch 2012 wieder am meisten für Wohn- und Wohnnebenkosten aus. Hierfür wurden 24,4% des privaten Konsums verwendet. Für Verkehr wurden 14,0% und für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke 11,6% ausgegeben.

Im Durchschnitt der EU wurden für Wohnung und Wohnnebenkosten im Jahr 2011 rund 23,6% aufgewendet. Deutschland wird dabei noch von Finnland (26,9 %), Schweden (26,9 %) und Dänemark (29,1 %) übertroffen.

Preise für Wohnimmobilien in Deutschland

Wohnungsneubau Deutschland

Weitere Informationen bietet das Beiheft des Statistischen Bundesamtes zur Fachserie 18 „Private Konsumausgaben und Verfügbares Einkommen“.

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(mb)

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