Waldemar Müller im Personality-Interview Nr. 67, Comedian, Speaker und Experte für Servicewüsten

Im Rahmen der „Personality-Interviews“ kommen eine Vielzahl interessanter, außergewöhnlicher und herausragender Experten – von Speakern, Coaches und Trainern über Gutachter, Sachverständigen und Beratern bis hin zu Wissenschaftlern – zu Wort. Das 67. Interview wurde mit Waldemar Müller geführt – Comedian, Humorist und Experte für Service und Servicewüsten, unter anderem bekannt als der Powerdienstleister.


Guten Tag Herr Müller. Sie sind auf den größten Bühnen der Welt zuhause. Bevor wir jedoch näher auf Ihre Tätigkeit eingehen, stellen Sie sich doch bitte kurz vor.

Schönen guten Tag! Ich heiße Waldemar Müller und arbeite als Service Comedian, Speaker und Moderator.

Nach einer Ausbildung an der nationalen britischen Zirkustheaterschule „Fooltime“ in Bristol, der „Ecole Philippe Gaulier“ London und der Hogeschool vor de Kunsten Utrecht, absolvierte ich das Studium der Angewandten Kulturwissenschaften in Hildesheim mit den Schwerpunkten Theater und Bildende Kunst. Für das Handbuch populäre Kultur habe ich die Rubrik Comedy verfasst.

In meinen Bühnenprogrammen beschäftige ich mich seit gut 10 Jahren humorvoll mit dem Themenbereich Service und spielte auf zahlreichen Festivals und Bühnen der Comedy- und Varietészene: Vom int. Köln Comedyfestival bis zum Daidogei Worldcup (Weltmeisterschaft der Strassenkünstler), in Shizuoka Japan – vom Schmidttheater Hamburg bis zum GOP Varieté Hannover.

Im Herbst 2010 fand die Premiere meines abendfüllenden Bühnensolos „Service ist sexy!“ statt: In einer Mischung aus Stand up Comedy, Artistik und schrägen Videoclips kämpfe ich als selbsternannter „Powerdienstleister“ und „Robin Hood der Verbraucher“ bis zur Selbstaufgabe für mehr Servicekultur . 2011 wurde das Programm für die St. Ingberter Pfanne , einen der renommiertesten deutschen Kleinkunstpreise nominiert.

Im Business – Bereich arbeite ich für Konzerne (u.a. SAP, BMW, Mercedes Benz, Roche, Carglass, Mc Donalds, Metro Group) aber auch für mittelständische und kleinere Betriebe als unterhaltsamer Keynote Speaker, Vortragsredner und Impuls Comedian. 2009 wurde ich für den Conga Award nominiert und in die Top 10 der Sparte Entertainment gewählt.

In meinem Webvideo Format „Der Servicepionier“ kämpfe ich seit 2006 allein gegen die Servicewüste und zähle mit meiner Serie zu den Pionieren des Web TV im deutschsprachigen Raum. Ausgewählte Folgen liefen u.a. auf sueddeutsche.de und t-online.de und damit auf einer der reichweitenstärksten deutschen Internetseiten. Mittlerweile arbeite ich auch als humorvoller TV Service Experte und war unter anderem für Titel Thesen Temperamente, ZDF Reporter und Sat 1 Weck up im Einsatz.

Was ist das Hauptthema in Ihrer Tätigkeit?

Im Grunde geht es mir in meiner Arbeit als „Powerdienstleister“, darum, einen unkonventionellen, spielerischen und humorvollen Zugriff auf seriöse Wirtschaftsthemen ( Service / Arbeitswelt) zu finden und meinen Zuhörern dadurch neue Denkanstösse zu liefern.

Unter dem Motto rent a friend gehe ich innovative Dienstleistungswege: “Haben Sie Streit mit Ihrem Partner, dann komm´ ich vorbei und lass mich beschimpfen! Wenn Sie abnehmen wollen, dann ess´ ich für Sie !” Als Vorreiter der Serviceavantgarde arbeite ich mit interdisziplinärem Elan an meiner Vision einer Power-Service-Society, einer Dienstleistungsgesellschaft in der durch innovatives Powerdienstleisten aus jedem Kundenkontakt ein unvergessliches Erlebnis wird.:-)

Der Begriff „Power“ steht für das aktive, zupackende Moment meiner Arbeit – ich will nicht über schlechte Zustände jammern, wie dies in zahlreichen Internetforen zum Thema Servicewüste bereits geschieht, sondern mit gutem Beispiel vorangehen und wenn möglich aktiv etwas zum Positiven verändern.

Im Gegensatz zu einem klassischen Kabarettisten, der sich neben die Welt stellt und diese mit erhobenem Zeigefinger analysiert oder kritisiert, verstehe ich mich im Rahmen meines Videoblogs eher als eine Art Aktionskünstler, der sich unter dem Motto „Allein gegen die Servicewüste“ mitten ins Getümmel wirft, um die eigene Service Philosophie zu beglaubigen.

Meine Arbeit als Powerdienstleister ist also eine Art praktische Weltverbesserung nach dem guten alten Pfadfinderprinzip: Jeden Dienst-Tag eine gute Tat.

Neben Blog und Bühne arbeite ich als Business Entertainer auch viel im Motivations- und Tagungsbereich. Einmal war ich auf der Motivationsveranstaltung eines großen deutschen Lebensmittelkonzerns engagiert. Die Geschäftsleitung hatte zunächst keine rosigen Nachrichten – das Gespenst Stellenabbau lag in der Luft. Die anwesenden Mitarbeiter schienen dadurch natürlich eher frustriert denn motiviert. Dann musste ich auf die Bühne und habe spontan die vorausgegangene Rede ironisch in meinen Act eingebunden – die Leute lagen plötzlich vor Lachen unter den Tischen.

Ein gelungener Auftritt kann also tatsächlich so etwas wie eine Ventilfunktion oder kathartische, reinigende Wirkung entwickeln – aber das darf man natürlich nicht überbewerten…

Was zeichnet Sie besonders aus und was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal?

Ich bin Deutschlands lustigster Serviceexperte. In meinem humoristischen Key Note Vortrag. „Service ist sexy“ präsentiere ich per Videoclip humoristische best practice Beispiele aus der Welt des Powerdienstleistens. Vom Power Einparkservice über den Power Vorleseservice bis hin zum Ampeltainment – Service: Auf einer Leinwand erlebt der Zuschauer wahnwitzige und innovative Serviceaktionen, die ich an ahnungslosen Kunden teste.

Nicht zuletzt durch die geschickte Verbindung von seriösen Serviceinhalten und – thesen mit unterhaltsamen Show- und Videoelementen kreiere ich in meiner Service Comedy Rede eine kreative Atmosphäre in der es im besten Fall in den Köpfen der Zuschauer „klingelt“.

Auf Wunsch produziere ich maßgeschneiderte Videoclips, die in den Vortrag integriert werden können.

Oder wie Bernd Graff in der Süddeutschen Zeitung über mich geschrieben hat:

Müllers Markenzeichen ist die Nachtportiers-Klingel, die er sich auf den Scheitel geschnallt hat. Ein Schlag darauf, und schon ist er zur Stelle, um irgendwem mit irgendwas das Leben zu erleichtern. Er ist der Flaschengeist ohne Flasche, die Wunderlampe ohne Lampe. Ein dienstbarer Geist, der sich gegen die Gegenwart stemmt, weil er Hässliches und Langweiliges nicht zulassen kann. Und weil er das Leben auch ein bisschen in der Pflicht sieht, Dienst zu üben am Lebenskunden, der nun einmal wir sind.“

Worin liegt Ihrer Meinung nach – aus der Perspektive Ihrer Tätigkeit heraus – in der Regel der größte Handlungsbedarf bei Ihren Kunden?

Service ist mehr als Service. Es reicht nicht aus, wie früher Service als Gratisleistung oder Beilage zum Produkt zu sehen, sondern Service selbst wird mehr und mehr zu einem eigenständigen Produkt und Instrument, um Kunden zu binden und zu begeistern.

Guter Service wird deshalb in Zukunft immer komplexer und erfordert interdisziplinäre Fähigkeiten und Qualifikationen, da haben viele Unternehmen noch Nachholbedarf – die Anforderungen an Mitarbeiter steigen immens, besonders wenn auf der anderen Seite durch die Nutzung des Internets Kunden immer „wissender“ und selbstbewusster auftreten.

Der Kunde ist heutzutage eben nicht mehr passiv und ahnungslos. In Blogs, Wikis und Internetforen manifestiert sich eine Art Kunden-Empowerment das natürlich meilenweit über das frühere Leserbriefschreiben hinausgeht – Communities dominate Brands.

Natürlich macht diese scheinbar unsteuerbare Verbraucherbewegung den Unternehmen zunächst einmal Angst, da sie ihre bisherigen Kommunikationsstrategien überdenken müssen – ich sehe die Entwicklung aber als Chance, denn solange aus dem web 2.0. kein mob 2.0 wird, kann offene, konstruktive Kritik an Defiziten der Servicegesellschaft nur qualitätssteigernd wirken. Insbesondere auf den Social Media Kanälen müssen Unternehmen eben lernen, spielerischer, humorvoller und auf Augenhöhe mit ihren Kunden zu interagieren.

Zudem sehe ich Probleme nicht nur auf der Seite des Dienstleistenden sondern auch auf Kundenseite:

Sich von jemandem helfen zu lassen und dies in vollen Zügen zu geniessen, muss man erst mal wieder lernen. Durch die Exzesse des Self Service konditioniert gehöre ich ja mittlerweile auch zu den Do it yourself – Kunden die bei einem Restaurantbesuch am liebsten den Tisch selbst abräumen – dies schränkt die potentielle Service-Performance des Dienstleisters aber enorm ein…

Woran denken Sie bei den Worten „kurzfristiger Erfolg“ versus „Nachhaltigkeit“?

Erfolg besteht aus 10 % Inspiration und 90 % Transpiration. Rudy Horn, ein ehemaliger deutscher Weltklasse – Jongleur war der erste Artist der es geschafft hat, einen Teelöffel von seinem Fuss in die Luft zu katapultieren, auf der Stirn zu fangen und dort zu balancieren. Er hat mir erzählt, dass er zunächst einmal 1 Jahr lang jeden Tag mehrere Stunden trainieren musste, um herauszufinden ob der Trick überhaupt möglich ist. Als er nach einem 1 Jahr realisiert hat, dass der Trick zu schaffen ist, hat er weitere 6 Jahre trainiert um ihn zur Perfektion und Bühnenreife zu bringen…. Um auf einer solch langen Wegstrecke durchzuhalten benötigt man ein hohes Maß an intrinsischer Motivation, Freude und Überzeugung, dass das eigene Tun Sinn macht.

Haben Sie ein Lebensmotto? Wenn ja, welches?

Der Sinn des Lebens ist leben.

Letztendlich versuche ich immer darauf zu achten, ob ich mich mit dem was ich beruflich mache auch wirklich wohlfühle, denn Arbeitszeit ist Lebenszeit. Deshalb habe ich auch ein Sprach- und Geschichtsstudium nach 8 Semestern abgebrochen, um eine Zirkusschule zu besuchen. Danach habe ich in Hildesheim „Kulturwissenschaften /Ästhetische Praxis“ studiert (ein künstlerisch-praktischer Studiengang). Das war eine super Zeit – dort habe ich gelernt was interdisziplinäres Studieren wirklich bedeuten kann, nämlich „begreifen was einen ergreift“.

Wenn ich mir angucke wie durchgetaktet und ökonomisiert mittlerweile alle Lebensbereiche insbesondere für Kinder und Jugendliche so sind, gruselt es mich. Wir brauchen wieder mehr Zeit und Raum für Umwege, Irrwege, Muße und Auszeiten. Die Angepasstheit und Geradlinigkeit manch junger Menschen heutzutage irritiert mich…

Wie sehen Ihre persönlichen Ziele für die nächsten 3 Jahre aus?

Privat will ich so bleiben wie ich bin. Beruflich arbeite ich an einem humorvollen Buch zum Thema Service / Arbeitswelt. Darüber hinaus will ich mein Profil als humorvoller Speaker weiter schärfen und mein Bühnenprogramm, das ich im Theaterbereich spiele, weiter verfeinern.

Herr Müller, vielen Dank für das interessante Gespräch und die tiefen Einblicke in Ihre Tätigkeit!

Das Interview führte Oliver Foitzik (Herausgeber AGITANO / Geschäftsführer FOMACO GmbH).

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