China schickt als dritte Nation weltweit Astronauten zu einer Raumstation – Meilenstein eines ambitionierten Raumfahrtprogramms

China positioniert sich als die dritte Kraft in der bemannten Raumfahrt. Am Montag, den 18. Juni, koppelte das Raumschiff „Shenzhou 9“ (Magisches Schiff) automatisch an das Weltraummodul „Tiangong 1“ (Himmelspalast) in 343 km Höhe an. Dies wird als eine wesentliche Etappe für die chinesische Raumfahrt gewertet. China hat sein bemanntes Raumfahrtprogramm 1990 gestartet. Im Jahr 2003 wurden dann die ersten „Taikonauten“ ins All geschickt. China war damit erst die dritte Nation weltweit, nach Russland und den USA, die aus eigener Kraft Astronauten in den Orbit schicken kann. Die jetzige Mission war am Samstag mit einer Trägerrakete vom Typ „Langer Marsch 2F“ vom Raumfahrtbahnhof Jiuquan in der Wüste Gobi aus ins All gestartet. Unter den drei Besatzungsmitgliedern ist mit Liu Yang (33), Major der chinesischen Luftstreitkräfte, erstmals auch eine Frau an Bord.

Die 8,5 Tonnen schwere, 10,4 Meter lange und 3,35 Meter breite Weltraumstation befindet sich seit dem 29. September 2011 im Orbit. Sie gilt als Prototyp für eine zukünftige chinesische Raumstation, die ab 2020 realisiert werden soll, aber mit 60 Tonnen im Verhältnis zu den 400 Tonnen der Internationalen Raumstation ISS eher bescheiden ausfallen soll. Die ISS war erst im Mai 2011 offiziell fertiggestellt worden. Die Kosten haben rund 71 Milliarden Euro betragen.

Am 1. November 2011 erfolgte dann das erste automatische Andockmanöver Chinas mit dem damals unbemannten Raumschiff „Shenzhou 8“. Auch hier war China erst die dritte Nation weltweit, der ein derartiges, technisch äußerst anspruchsvolles Manöver gelungen ist. Dabei kommen sich das Raumschiff und die Raumstation langsam immer näher, während sie gleichzeitig mit einer Geschwindigkeit von 28.000 km/h um die Erde kreisen. Das schwierige Manöver war zuvor auf der Erde rund 1500-mal geübt worden

Chinas Weltraumprogramm ist äußerst ambitioniert

  • Derzeit wird das satellitengestützte Navigationssystem Compass aufgebaut, das – obwohl später begonnen – mit mittlerweile 13 geostationären Compass-Satelliten das europäische Projekt Galileo bereits deutlich überholt hat (die ersten beiden Galileo-Satelliten wurden erst im Oktober 2011 ins All geschossen). Wegen der verwendeten Radiofrequenzen hat es zudem Streit mit China gegeben, das für sein System Compass zum Teil die gleichen Frequenzen verwendet. Zwar waren die europäischen Planungen um Jahre älter, aber was bei der Belegung der Frequenzen jedoch zählt, sind die physischen Ergebnisse: Wer die Frequenz zuerst nutzt, gelangt in ihren Besitz – und da hat China Europa trotz um Jahre später begonnen Planungen mittlerweile schon überholt: Am 27. Dezember 2011 ging die regionale Version des Systems (für Asien) offiziell in den Testbetrieb.
  • Für 2013/2014 ist eine unbemannte Mondlandung geplant.
  • China entwickelt derzeit auch stärkere Raketen, die deutlich mehr Nutzlast transportieren können.
  • Auf der südchinesischen Insel Hainan wird gegenwärtig bis 2014 ein dritter Raumfahrtbahnhof realisiert, der durch die größere Nähe zum Äquator deutlich weniger Schubenergie und dadurch signifikante Einsparungen beim Treibstoff verspricht.
  • Zwei Missionen mit weiteren „Tiangong“-Modulen sind geplant, die 2016 dann zusammen ein Raumlabor bilden sollen. „Tiangong 1“ wird dann kontrolliert ins Meer stürzen.
  • Der Bau der permanenten Raumstation soll dann ab 2020 erfolgen.

(mb)

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